50 Nächte in Polen
Fahr bloß nicht nach Polen, die klauen dein Auto – ich wurde gewarnt und wollte nicht hören. Relativ spontan ging es dieses Jahr nach Polen. Zeit für Vorbereitung gab es keine, wir wussten eigentlich nur, dass wenn man den Osten Deutschlands durchquert hat, irgendwie in Polen steht. Von ein paar Leuten habe ich gehört es soll schön und billig sein. Ach ja und die Straßen sollen echt scheiße sein.
Welche Eindrücke Polen auf mich hinterlassen hat, möchte ich in diesem Wohnmobil Reisebericht Polen versuchen wieder zu geben.
Die Einreise nach Polen
Die Einreise mit dem Wohnmobil nach Polen ging dank EU problemlos. Nicht ein Polizist war an der alten verlassenen Grenzstation zu sehen. Schon direkt nach der Grenze merkte ich, dass die Bekannten wohl recht hatten. Polens Straßen sind echt nicht der Hit, Spurrinnen, Bodenwellen, Schlaglöcher. Alles dabei und toppt dabei noch die sagenumwobenen Straßen von Portugal um Längen.
Verkehrsregeln für Wohnmobile in Polen:
- 0,2 Promille Grenze
- Feuerlöscher sind keine Pflicht für deutsche Fahrzeuge
- Lichtpflicht den ganzen Tag– und zwar Abblendlicht
Mautpflicht in Polen:
Mautsystem in Polen
Wenn du mit dem Wohnmobil oder Wohnwagengespann in Polen unterwegs bist, musst du vorher prüfen, inwieweit du der Mautpflicht unterliegst. Hier eine kleine Hilfestellung:
Fahrzeuge über 3,5 Tonnen zGG. sowie Fahrzeuge mit Anhänger, die ein Gesamtzuggewicht von 3,5 Tonnen überschreiten, unterliegen auf den staatlichen Autobahnen und vielen Hauptverkehrsstraßen der Mautpflicht. Hier benötigst du für deine Reise nach Polen eine viaBOX des Systems viaTOLL, wenn du mautpflichtige Straßen befahren willst. Gerade im Norden führt oft gar kein Weg daran vorbei. Die viaBX gibt es in zahlreichen Distributionsstellen, zum Beispiel Tankstellen im Grenzbereich. Die viaBOX kann nach Anmeldung gegen eine Kaution von 120 Zloty kostenlos ausgeliehen werden. Der Mindestaufladebetrag ist nochmal 120 Zloty. Während der Fahrt werden die Gebühren automatisch durch ein elektronisches Signal vom Guthaben abgezogen. Auf den privat betriebenen Autobahnabschnitten gilt das System viaToll nicht, die Box ist aber trotzdem Pflicht. Hier werden die Gebühren an den Mautstellen Gebühren manuell erhoben, die sich nach der Größe des Fahrzeugs und der Länge der Strecke richten. Zahlungen sind dort auch in Euro möglich. Teuer wird es, wenn man gegen die Mautpflicht verstößt. Weitere Informationen, sowie ein Anmeldeformular und ein Gebührenrechner findest du in deutscher Sprache auf der Seite www.viatoll.pl/de.
Fahrzeuge mit oder ohne Anhänger mit weniger als 3,5 Tonnen Gesamtgewicht benötigen keine Anmeldung bei viaTOLL und auch keine viaBOX. Für sie fallen nur Mautgebühren auf staatlichen sowie privat betriebenen Autobahnen an. Diese richten sich nach der Größe des Fahrzeugs und der Länge der Fahrt und werden an den einzelnen Mautstationen gezahlt. Eine Zahlung in Euro ist möglich. Die übrigen Straßen können Maut frei genutzt werden.
Polen ist zwar in der EU, aber sie haben noch keinen Euro. Das ist ein Stück weit unser Glück, denn so sind die Preise erfreulich günstig. Diesel kostet um 95 Cent, Restaurantpreise sind auch bezahlbar und vor allem, für uns ganz wichtig, mobiles Internet via Prepaidkarte ist fast geschenkt.
Internetzugang in Polen
Das am besten ausgebaute Mobilfunk Netz in Polen hat der Anbieter PLUS. Neben vollständiger 3G Netzabdeckung war auch an sehr vielen Orten das schnelle LTE-Netz vorhanden. Vor allem an den vielen abgelegenen Freistehplätzen auf unserer Route.
Wir kaufen eine Data-only SIM Karte „JA +5GB“ für 5 PLN (1,28€)
Wer mehr als 5GB möchte, sollte direkt beim Kauf 100PLN (25,60€) aufladen und bekommt dann für 120 Tage Gültigkeit 36GB. Billiger hatten wir bisher noch keine Prepaid Internet Karte bekommen. Nach der Eingabe eines USSD Codes, welcher auf der Verpackung zu finden ist, kann man kostenfrei das LTE-Netz mitnutzen.
Der freundliche Mitarbeiter im Plus Shop hat uns die Karte gleich aktiviert und das Guthaben aufgeladen. Wir mussten nur noch die Karte in den Router stecken, die APN auf „Plus“ einstellen (ohne Benutzer und Passwort) und schon lief die Kiste.
Es handelt sich dabei übrigens um eine Prepaidkarte, die komplett ohne Name und Adresse ausgegeben wird.
Das Plus Netz ist auf unserer Reise durch Polen wirklich an jedem Ort verfügbar gewesen. Südlich Warschau war es auch super schnell. Aber in Masuren, an der Ostseeküste und auch 100 km südlich der Küste war es durchweg eine Katastrophe. In den Abendstunden ging oft gar nichts und es gab die ganze Zeit immer wieder Aussetzer und Verbindungsabbrüche, trotz meist Vollempfang. Die Probleme lassen sich aber nicht auf den Netzbetreiber beschränken, sondern auf alle polnischen Netze übertragen. Mit der deutschen SIM-Karte hatten wir uns in der Not eingeloggt, damit wir die wichtigsten Onlinearbeiten erledigen konnten. Aber auch damit war es nicht besser.
Interessant war auch: egal mit welchem deutschen Netzbetreiber wir versuchten nach Deutschland zu telefonieren, es kam immer wieder vor, dass eine deutsche Ansage kommt, die uns sagt, dass die gewählte Nummer nicht vergeben sei. Dieses Problem bestand sporadisch in ganz Polen. Ich telefonierte dann meist über Skype. Besonders anstrengend war dieses Phänomen, wenn ich versuchte Tanja zu erreichen um die Stellplatz Koordination unterwegs abzustimmen.
Den Süden von Polen mit Wohnmobil erkunden:
Als einzig wirkliches Ziel stand die Gedenkstätte Konzentrationslager Auschwitz auf dem Zettel. Den Weg dorthin bahnten wir uns spontan von Tag zu Tag. Es ist Sommer und wo kann man schöner mit dem Wohnmobil stehen als an einem See?
Schon der erste Platz südlich von Jelenia Góra war ein absoluter Volltreffer. Man kann mit dem Wohnmobil direkt an den See fahren und dort stehen, im See baden und niemand scheint sich daran zu stören. Am Wochenende kommen Polen mit Wohnwagen dazu und breiten sich aus wie auf einem Campingplatz. Beim ersten Stellplatz dachte ich noch, das sei ein zufälliger Glückstreffer. Aber nein, es zog sich bis Auschwitz an einem Band durch. Wir fanden einen schönen Stellplatz nach dem anderen - immer direkt am See und meist alleine. Das absolute Highlight war eine Halbinsel in einem See, wo wir 3 Tage in absoluter Einsamkeit standen.
Das Konzentrationslager in Auschwitz ist auf jeden Fall einen Besuch wert, es darf nicht in Vergessenheit geraten, wie damals 1,5 Millionen Menschen fast schon industriell ermordet wurden.
Hier sei besonders zu erwähnen, dass man bei einem Besuch vom Lager Auschwitz unbedingt bei Auschwitz 1 geparkt werden sollte. Dort beginnen die Führungen und beinhalten den Besuch des Freigelände Birkenau. Die deutsche Führung war sehr verständlich und interessant. Jeder wird mit einem Funkempfänger und Kopfhörer ausgestattet uns so ist der Guide immer gut zu verstehen.
Nach Auschwitz treffen wir auf die Weichsel, welcher wir nach Nordosten bis Warschau folgen. Das Ziel ist Masuren. Auf dem Weg entlang finden wir immer wieder schöne Freistehplätze und kein Mensch stört sich daran, dass wir oft tagelang am Flussufer stehen. Die Weichsel ist warm, es ist immer noch Sommer - hier verbringen wir die schönste Zeit unserer Polenreise mit baden im und neben dem Wasser.
Der Osten von Polen
Für Naturliebhaber und Freisteher
Hier gibt es wenig Seen und Flüsse, es bleibt nur die Weichsel übrig und hier ist es nicht immer einfach einen Stellplatz direkt am Fluss zu finden. Die Auenlandschaft der Weichsel ist durch die alljährlichen Hochwasser auch immer einem gewissen Wandel unterzogen und so lassen sich gute Plätze nur schwer mit Google-Maps ausfindig machen. Die Hauptstraßen führen oft 10 km ohne eine einzige Kurve über das Land. An uns zieht eine Landschaft vorbei, wo sich kleine Feldern und Mischwälder mit vielen Birken abwechseln.
Findet man einen schönen Platz an der Weichsel, so darf man sich über eine herrlich schöne wilde und einsame Natur freuen. Die Weichsel ist, wegen ihrer Auenlandschaft, einer der natürlichste Flüsse in Europa.
Polen macht Lust auf Boot fahren
Mit dem Schlauchboot lassen sich die vielen Seen herrlich erkunden. Wir sind auch erst in Polen auf die Idee gekommen ein Schlauchboot mitzunehmen. Es macht tierisch Spaß damit auf dem See umherzupaddeln.
Der Norden von Polen
Wir verbummeln im Süden etwas zu viel Zeit, das Wetter war einfach zu gut um es mit Fahrtagen zu verschwenden. Darum blieb uns für den Norden etwas zu wenig Zeit, trotz der zusätzlich dran gehängten 3 Wochen.
Im Norden von Polen, das ist da wo irgendwie alle hingehen, gibt es neben der Ostsee noch viel mehr zu sehen. Ich beginne mit Masuren. Eine See- und Waldlandschaft, sehr naturbelassen und wunderschön. Naturliebhabern wird es hier ebenfalls gefallen. Aber mit der Einsamkeit ist es hier vorbei. Überall Touristen, das Freistehen ist nicht mehr ganz so einfach wie im Süden und Osten. Wegen der üppigeren Vegetation ist es teilweise auch sehr schwierig, überhaupt erst an einen See heran zu kommen.
Masuren mit dem Wohnmobil erkunden
Als besonderer Leckerbissen in Polen gelten für Wohnmobilreisen Masuren. Man sagt, als Gott die Welt erschaffen hat, hatte er noch Wasser übrig welches er auf Masuren verteilte. Dementsprechend gibt es hier eine Menge Seen. Die Seen sind mit Kanälen verbunden, so ergibt sich ein großes, meist schiffbares Wasserparadies. Masuren ist im Gegensatz zum Rest von Polen deutlich besser touristisch erschlossen.
Trotzdem findet sich für das Wohnmobil noch der ein oder andere Freistehplatz an einem der tausend Seen.
Der Mobilfunkempfang war auf all unseren Plätzen an der masurischen Seenplatte stets ausgezeichnet, immer 3G und fast immer Vollempfang. Aber trotzdem gab es starke Aussetzer, minutenlang ging gar nichts, dann aber auf einmal wieder super schnell. Es lag sicher nicht an der Verbindung, sondern wohl eher an einem technischen Problem bei den Funktürmen. So vermute ich zumindest mal.
Die Schnaken halten sich in Grenzen, aber Bremsen sind vor allem bei Gewitterstimmung äußerst nervig. Alles in allem waren wir jedoch von den Masuren nicht so begeistert wie erhofft. Es fehlte einfach etwas die Abgeschiedenheit und Einsamkeit. Zu viel Trubel auf zu engem Raum.
Mit dem Wohnmobil an die Polnische Ostsee
Auf dem Weg zur polnischen Ostsee kamen wir am Elblaski Kanal (Oberländischer Kanal) vorbei. Der Kanal liegt auf der Route, wenn man die S7 nach Norden Richtung Elblag fährt. Für mich ein besonderes Highlight auf der Tour. Eigentlich wollte ich dort nur einen kurzen Stopp für ein Fotoshooting einlegen, aber wir übernachten an einer der Rampen hinter dem Maschinenhaus. Ein sehr idyllischer Ort, wurde er vor kurzem mit viel EU Geldern schön renoviert. Aber die Technik ist nach wie vor aus 1866 und funktioniert selbst heute noch, absolut stromlos, rein mit Wasserkraft. Es lohnt sich, mal mit dem Maschinisten zu reden, er zeigt gerne den Maschinenraum und das Wasserrad von innen. Kommt ein Schiff, könnt ihr die Anlage in Aktion erleben!
Camping an der polnischen Ostsee ist beliebt, unser Fall ist es jedoch nicht, wir stehen lieber frei. Aber so ganz einfach wie im Süden ist das Freistehen nicht mehr. Der Boden ist sandig und fast jeder befahrbare Weg endet an einem Parkplatz auf dem kassiert wird. Zwar nicht viel, aber 20 Zloty sind wir pro Tag auch losgeworden. Baden in der Ostsee ist nur etwas für die ganz Harten, unser Fall ist es nicht und so verlassen wir die Ostsee schneller als gedacht. Wir verkrümeln uns wieder ins Inland, auf dem Weg nach Westen Richtung Deutschland. Der Norden von Polen ist in deutlich besseren Zustand als der Westen und Süden. Das zeigt sich an allem. Straßen, Häuser, Ortschaften. Es gibt wieder Gehwege in den Ortschaften und sogar Radwege sind anzutreffen.
Kann man mit dem Wohnmobil in Polen freistehen?
Auf unserer Wohnmobilreise durch Polen sind wir nur für Ver- und Entsorgungszwecke alle 1-2 Wochen einmal auf einen Campingplatz gefahren. Sonst standen wir ausschließlich frei und zwar an Orten wo man als Deutscher nicht einmal im Traum wagt daran zu denken. Die herrlichsten Plätze in Polen fanden wir stets an Seen und Flüssen wie der Weichsel und Narew. Feldwege sind hier meist nicht gesperrt und dürfen befahren werden. Wir orientieren uns dabei an den Einheimischen. Um dem Ruf der Wohnmobilisten nicht zu verderben, halten wir uns mit Wildcamping sehr zurück, aber wenn ich sehe, wie sich die Einheimischen hier verhalten, frage ich mich ob Wildcamping in Polen wirklich verboten ist. Immer und überall beobachten wir das gleiche Spiel: Die Polen fahren mit dem Wohnwagen an den See, bauen Vorzelt und alles was sie haben ungeniert am See auf. Vor allem an den Wochenenden sind die Seen beliebt für Camping Ausflüge. Polizei sehen wir nur unterwegs auf Straßen, nie an den Seen und somit treiben wir das Spiel einfach mal weiter.
Nur ein einziges Mal sind wir von einem Ort vertrieben worden, aber erst nachdem wir hier eine Nacht verbracht haben: Wir standen mitten im Wald, kein Schild weit und breit und es führte sogar ein Betonweg durch den Wald. Am nächsten Morgen bekamen wir dann Besuch vom Besitzer, welcher zuerst mal unsere Kennzeichen notierte. Nach einem klärenden Gespräch war das Problem aber beseitigt und wir konnten den Platz ohne weitere Folgen verlassen. Man muss nur mit den Menschen reden, dann klappt es auch. Ich hatte den Eindruck, dass es im Norden von Polen schwieriger ist, einen schönen Platz am See zu finden wie im Süden. Trotzdem haben wir zum Abschluss unserer Reise, auf dem Weg Richtung Deutschland nochmal einen absoluten Traumplatz zwischen zwei Seen gefunden.
Leider drängt die Zeit zum Schluss etwas und wir müssen etwas längere Tagesetappen fahren. Gerne hätte die Zeit in Polen noch zwei Monate länger gehen können. Aber der August ist für Arbeit in Deutschland verplant und danach soll es ja schon in die Bretagne nach Frankreich gehen.
Campingplätze in Polen
5 Campingplätze haben wir besucht. Nicht weil es uns da besonders gefallen würde – wer wird schon gerne morgens aus dem Schlaf gerissen, weil sich andere draußen lautstark unterhalten müssen – Nein, es war das notwendige Übel einen Ort zu finden wo man das Abwasser legal los wird. Auch wenn es in diesem Land normal scheinbar ist, die Toilette in den Büschen zu entsorgen (selbst mehrfach beobachtet), so möchte ich mein Abwasser doch lieber in einen dafür vorgesehenen Ort entsorgen. Nicht umsonst fahren ich 600L Abwassertanks spazieren.
Die Campingplätze in Polen sind meist einfache Plätze, oft an der Straße gelegen, gelegentlich mit Waschmaschinen, oft nicht für Wohnmobile gebaut, es fehlte einmal sogar jegliche Entsorgungsmöglichkeit für Grauwasser. Die Preise sind mit 4-8 Euro die Nacht/Mobil noch ganz ok. An der polnischen Ostsee sieht es dagegen besser aus. Man ist hier schon deutlich besser auf Tourismus eingestellt.
Wohnmobilstellplätze in Polen
Die Zahl der Wonmobilstellplätze in Polen kann man, glaube ich, an zwei Händen abzählen. Hier gibt es für das Land noch viel nachzuholen. Findet man doch mal einen Wohnmobilstellplatz, kann es passieren, dass er teurer als ein Campingplatz ist.
Mit dem Wohnmobil nach Polen
Die Straßen sind eine Zumutung und voll von Überraschungen. Man tut gut daran, dreistellige Straßen zu meiden. Auch wenn es einen Umweg von 50 km bedeuten würde. 95% der zweistelligen Landstraßen sind in einem guten Zustand und lassen uns schnell vorankommen. Echt stressig wird es auf dreistelligen Straßen. Nicht nur Bodenwellen sind das Problem, hier kann dich alles erwarten. Die Zufahrten zu Flüssen und Seen in Polen sind meist die Vollendung einer Horrorvorstellung. Bodenfreiheit und eine gute Geländetauglichkeit des Wohnmobils sind hier von klarem Vorteil. Lange Überhänge gehen nur, wenn sie weit vom Boden weg sind. Offroad Erfahrungen auf Sand und Matschwegen sind zu empfehlen und man sollte sich nicht scheuen, auch mal die Luft aus den Reifen abzulassen um nicht im weichen Sand eines Weges zum See stecken zu bleiben. Polen ist ein Abenteuer für Wohnmobilfahrer!
Angst vor Kratzern im Wohnmobil? Die Freistehplätze, die ich ohne Feindberührung anfahren konnte, habe ich vermerkt. Viele sind es nicht 🙂
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Ist es in Polen wirklich so gefährlich?
Ich spreche aus meiner eigenen Erfahrung aus 7 Wochen in Polen. Ich denke eine grundsätzliche Tendenz ist erkennbar, auch wenn es sicher die eine oder andere Ausnahme geben kann. Polen erwies sich als ein außerordentlich gastfreundliches Land, in welchem wir uns stets sicher fühlten. Die Einheimischen waren uns gegenüber sehr sehr freundlich und aufgeschlossen und wir hatten nie das Gefühl gleich ausgeraubt zu werden. Sicher ist es in Städten wahrscheinlich nicht ganz so sicher, und es kommt vielleicht eher mal etwas abhanden. Das liegt dann aber nicht an Polen, sondern eher an der Tatsache an sich, dass Städte immer ein höheres Risiko als die abgelegene Natur sind.
Wir gehen, egal in welchem Land, wenn wir eine Stadt besichtigen wollen, immer auf einen Campingplatz. Nur hier steht das Wohnmobil einigermaßen sicher und kann auch mal alleine gelassen werden kann.
Allgemeine Eindrücke aus Polen
Häuser sind in Polen gerne mal Grün angestrichen, oder haben grüne Ziegeldächer. Manchmal sind die Häuser auch komplett grün. Sie sind nicht ganz so oft zu sehen, fallen aber wegen der grünen Farbe sofort auf. Fast im ganzen Land finden sich Bushaltestellen Häuschen, die ein Satteldach haben, welches auf einer Seite ganz zum Boden geht. Auch Wohnhäuser in diesem Baustil habe ich schon gesehen.
Wespen habe ich in Polen fast keine gesehen. Die Anzahl lässt sich an einer Hand abzählen. Auch Schnaken halten sich sehr in Grenzen. Dafür wollte eine Töpferwespe in meinem Geschirrschrank ein Nest bauen. Ich habe mich schon über den häufigen Besuch der Wespe gewundert, bis ich dann man festgestellt habe, dass sie in meinem Schrank mit Nestbau beschäftigt ist. Zecken gibt es im Süden so gut wie keine, was mir sehr gelegen kommt. Wenn wir schon bei der Natur sind, die Landschaft ist mit der in Deutschland vergleichbar, jedoch gibt es an den üppig bewachsenen Uferbereichen der Seen und Flüsse keine Brennnesseln. Fast überall kann man barfuß laufen, lediglich vor den Hinterlassenschaften der Menschheit muss man aufpassen. Dazu gehören leider auch Glasscherben.
Ameisen – überall Ameisen, fast an jedem Platz gibt es Millionen von Ameisen. Eigentlich ist das kein Problem, solange man nicht auf einem Handtuch direkt auf dem Boden liegt. Die kleinen Biester finden dich, spätestens, wenn du einschläfst werden sie dich erkunden. Dann kommen immer mehr Ameisen und auf einmal kommt die große Beiß-Attacke. Egal wie groß die Ameisen sind, sie können herrlich gut beißen.
Menschen – Wir wurden stets offen und freundlich empfangen. Man steht auf freundliche Umgangsformen. Selbst die Jugend, die Party am See macht, grüßt freundlich, wenn sie kommt, oder winkt zum Abschied.
Man nimmt Rücksicht, auch wenn die Quadfahrer mit Freude über die Sandbänke an den Flüssen fahren, als sich mal einer direkt zu unserem Stellplatz verirrt hat, wo ich gerade versuchte ein Nickerchen draußen auf der Decke zu machen, wurde er sofort langsamer, schaltete zwei Gänge hoch und fuhr leise davon. Das hat mich echt begeistert – die Polen lieben ihre Freiheit und pflügen durch die Natur, aber es wird immer Rücksicht auf die anderen genommen.
Die polnische Sprache – nix verstehen
Die ersten Tage in Polen waren für uns echt schwierig. Fragst du 3 Übersetzer hast du 3 mögliche Aussprachen, die mit der Realität nichts gemeinsam haben. Also bleibt nur learning by doing. Mit Englisch kam ich bisher nur bei der viaTOLL Registrierung weiter, dort habe ich auch das polnische Wort „danke“ gelernt. Ich habe einfach gefragt wie man es ausspricht. Nach einigen Wochen können wir immerhin die ersten 5 Worte polnisch. Bitte, danke und Guten Tag sollte man schon können, sonst ist es doch sehr unfreundlich, wenn man wirklich so gar kein Wort kann.
Mit Englisch hat man in Polen keine Chance und auf Deutsch konnten wir uns nur an den Touristenorten verständigen. In keinem anderen Land hatten wir bisher solche sprachliche Probleme. Das ist aber keine Kritik an Polen, ist es doch unsere Schuld, wenn wir uns nicht vorbereiten und vorher kein polnisch lernen.
Wer also vorhat mehr als nur einen Kurzurlaub in Polen zu verbringen, der sollte sich im Vorfeld etwas mit der Sprache beschäftigen. Mit einem Sprachkurs polnisch lernen, sich die Grundlagen aneignen - das kann ich im Nachhinein jedem ans Herz legen. Wobei es gut möglich ist, dass jemand, der in der Schule russisch hatte, sich mit dieser slawischen Sprache etwas leichter tut als es bei uns der Fall war.
5 Highlights, die du in Polen gesehen haben musst
- Konzentrationslager Auschwitz
- Älteste erhaltene Stadt Sandomierz an der Weichsel
- Wolfsschanze und Mamerki
- Schiefe Ebenen – Elblaski Kanal / Oberländischer Kanal
- Danzig – auf jeden Fall einen Besuch wert!
Ausführliche Tagesartikel Polen - weiterführende Links:
- Polen Reiseberichte Wohnmobil Ab Tag 1
- Teil 2 Reisebericht Polen Freistehen an der Weichsel
- Teil 3 Polen Wohnmobil Reisebericht Narew und Masuren
- Teil 4 Reisebericht Polen - Masuren Ostsee Danzig
- Polen-Reisebericht Teil 1: der Süden auf crosli.de
- Polen-Reisebericht Teil 2: Masuren, Ostsee & Danzig auf crosli.de
Spuren der Vergangenheit
Wer sich für die Hinterlassenschaften der Deutschen in Polen interessiert, wir im ganzen Land fündig werden. Über Bunkeranlagen und Festungen bis hin zu Konzentrationslagern wird man in Polen alles finden. Wir haben auf unserer Reise durch Polen die Dinge besichtigt, die uns direkt vor die Füße kamen, so waren an manchen Übernachtungsplätzen 10 Bunker unterschiedlichen Zustandes in unmittelbarer Nähe zu Fuß erreichbar. Auch das Führerhauptquartier, die Wolfsschanze, ist nicht so weit ab vom Schuss, als dass man auf einer Reise durch Masuren nicht direkt dran vorbeifahren würde.
Galerie meiner schönsten Stellplätze in Polen
Zusammenfassung Übernachtungsplätze in Polen:
Zur Karte: die Punkte lassen sich anklicken, dann erscheinen weiter Informationen.
Rot: Camping
Grün: Freistehtplatz
Blau: Parkplatz
ART | PLÄTZE | NÄCHTE INSGESAMT |
---|---|---|
Freistehen an See | 11 | 24 |
Freistehen an Bach/Fluss | 5 | 11 |
Parkplätzen | 1 | 3 |
Auf Campingplatz | 5 | 10 |
Im Wald | 1 | 1 |
Gesamtstrecke: ziemlich genau 2000 km in Polen.
Pleiten, Pech und Pannen auf unserer Polen Reise
Schon am ersten Tag riss ich mir an einem Baum die Regenrinne vom rechten Alkoven Fenster ab. Nachdem ich diese dann auch noch in einer Schlammpfütze überfahren habe, lohnte sich ein Neukauf der Aluregenrinne im Baumarkt. Die LTE Dachantennen habe ich mindestens fünfmal wieder ankleben müssen. Ich denke schon über eine Lösung mit Federn nach, damit die Antennen bei tiefen Ästen einfach nachgeben können ohne abzubrechen.
Die Solarmodule sind immer noch ein herrlicher Astabreißer, viel Äste haben sich unter dem ersten Modul verfangen und sind einfach abgebrochen. Weniger gut haben es die Kabelkanäle der Solarkabel auf dem Dach überstanden, einen hat es ebenfalls abgerissen, ich habe ihn aber zum Glück nicht verloren und konnte ihn wieder ankleben.
Genauso wie die Dachrinne an der Front vom Alkoven, sie hängt nur noch zur Hälfte. Kunststoff war hier wohl nicht stabil genug. Etliche neue Kratzer zieren nun die Seitenwände, was nicht weiter schlimm ist.
Die polnischen Straßen haben den vorderen Blattfedern ordentlich zugesetzt und alle Spurstangenköpfe der Lenkung sind nun ausgeschlagen. Sicher ist das aber nicht nur auf die polnischen Straßen zurückzuführen, sondern auch den 280.000 km Laufleistung des Vario.
Einmal wurde ich fast von einem entgegenkommenden, vor mir abbiegenden, Fahrzeug abgeschossen. Tanja übte sich dagegen in „zu dritt auf zwei Spuren fahren“, weil der Überholende den Gegenverkehr nicht beachtet hat. Diverse Ausflüge neben die Straße wegen breiter LKWs waren dagegen eher normal.
Bei einem Besuch eines gut laufenden Restaurants im Hafen von Danzig habe ich mir eine Lebensmittelvergiftung eingefangen. Zwei schmerzhafte Tage waren die Folge. Das war die schlimmste Erfahrung auf unserer ganzen Polen Reise.
Fazit
Polen ist auf jeden Fall eine Reise wert. Ist dir dein Wohnmobil lieb, bleib aus Polen weg. Polen ist der Inbegriff für das freie Leben im Wohnmobil. In keinem anderen Land konnten wir bisher so gut und schön freistehen wie in Polen. Die wirklich schönen Ecken findet man jedoch nur, wenn man ohne Rücksicht auf Material und Verluste die letzten Sand-, Beton- und Matschpisten befährt. Dann ist ein Stehen an den klaren und sauberen Seen in Polen möglich. Der Schwerpunkt dieser ersten Polen Rundreise lag in erster Linie darauf, einen groben Überblick über das Land zu bekommen. Dabei hatten wir viel zu arbeiten, und genossen die Ruhe in der Einsamkeit. Viele Stunden verbrachten wir vor dem Computer, jedoch fast ausschließlich an wunderschönen Plätzen wo man als Deutscher nicht mal von zu träumen wagt. Polen zeigte sich für uns als ein Land, in dem man herrlich den Sommer verbringen kann. Abseits der Touristen Hotspots ist das Land herrlich ruhig und einsam, trotzdem gab es - bis auf den Norden - so gut wie überall gutes Internet über Mobilfunk. Westpommern, Pommern und Ermland-Masuren gehören nicht zu meinen persönlichen Highlights. Für mich war es im Süden und Westen am schönsten. Mittelpolen werden wir uns beim nächsten Besuch vornehmen.
Crosli und Amumot zusammen auf Tour. Unsere erste gemeinsame Tour durch die Welt – es war ein sehr schönes Erlebnis! Und das Jahr ist ja noch nicht zu Ende…
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