Überleben im Wohnmobil – 8 Jahre im Camper
Wohnmobil statt Wohnung hieß es vor genau 8 Jahren, als ich mich dazu entschlossen hatte, mein normales bürgerliches Leben gegen ein Leben im Wohnmobil einzutauschen. Alternatives wohnen war damals genau mein Ding, wobei „wohnen auf dem Campingplatz“ dagegen gar nie zur Diskussion gestanden ist. Im Wohnmobil leben – auf Reisen zuhause zu sein. Mobiles wohnen, eine Geschichte von einem modernen Nomaden der Straße.
2923 Tage im Wohnmobil leben
Von Sonntag, 05.04.2009 bis Mittwoch, 05.04.2017 sind es 2923 Tage. Das entspricht 417 Wochen und 4 Tage, oder eben ziemlich genau 8 Jahre. Dabei hat das alles ganz unscheinbar und noch viel ungeplanter angefangen als sich mancher so vorstellen mag. Es gab nie den großen Plan, "wir leben im Wohnmobil und heute beginnt unser neues Leben". Es war ein Traum im Hinterkopf, den ich langsam in kleinen Schritten im Laufe von 8 Jahren zu dem ausgebaut habe, was es heute ist. Ich hätte damals nie geglaubt, dass ich es je schaffen würde einmal ein Jahr im Süden verbringen zu können, ohne auf einen festen Job in Deutschland angewiesen zu sein.
Stets das Ziel vor Augen haben und darauf hinarbeiten
Heißt´s nicht so? Ich wünschte ich könnte das jetzt bestätigen. Aber ich habe keine großen Ziele, sondern eher immer viele kleine, die sich auch schnell und einfach erreichen lassen. Kleine, schnell erreichbare Ziele sorgen auch viel öfter für Glücksgefühle als wenn ich nur ein großes Ziel vor Augen habe, welches ich erst ferner Zukunft erreichen könnte. Ich wusste vor 8 Jahren genauso wenig was ich bis heute erreicht haben werde, wie ich heute nicht weiß was ich in 8 Jahren machen werde. Ich möchte nicht mal wissen, wann ich das nächste Mal wieder in Deutschland sein werde. Aber genau das ist es, was für mich das Interessante an diesem Leben ist.
So begann mein Leben im Wohnmobil
Vor 8 Jahren hat mein Kastenwagen eine Solaranlage bekommen. Ich weiß noch, dass ich am Wochenende vor Ostern diese Solaranlage montiert hatte. Mit der Unabhängigkeit vom Landstrom, wurde der Grundstein zum Leben im Wohnmobil gelegt. In der Woche vor Ostern übernachteten wir schon als Testphase vor der Halle meines Arbeitgebers, bis es dann endlich am Mittwochabend zum verlängerten Osterwochenende nach Bayern ins Fränkische Seenland ging. Nach dem depressiven Winter in der Kellerwohnung war dies unsere erste längere Tour mit dem Wohnmobil im Jahr 2009 und zu Beginn wusste noch keiner, dass es die längste Tour ever werden würde. Ich werde dieses Wochenende nie vergessen. Es hatte 30 Grad am Tage und in der Nacht noch Bodenfrost. Den ganzen Tag schaute ich auf den Solarladeregler und war so begeistert davon, wie die neue Solaranlage mit 260Wp die Batterie im Wohnmobil einfach so ohne Landstrom wieder aufgeladen hat. Ich war endlich unabhängig und frei! Das war der erste kleine Schritt auf dieser Reise zum Wohnen im Wohnmobil.
Autark durch Solar - der Weg ist Frei zum Leben im Wohnmobil
Ein Wochenende geht schnell vorüber, am Oster-Montag sind wir in die Heimat zurück gefahren. Waren kurz zuhause, zum Duschen und Klamotten tauschen. Es war erst 16 Uhr und immer noch warm – am nächsten Tag musste ich zwar wieder arbeiten, aber keiner von uns hatte Lust den Abend in der Kellerwohnung zu verbringen. Also sind wir wieder eingestiegen und zum nahe gelegenen Stausee in Welzheim gefahren. Dort verbrachten wir noch einen schönen Abend und eine weitere Nacht im Wohnmobil. Es macht ja schließlich keinen Unterschied, ob ich mit dem Wohnmobil von Welzheim oder vom 4 Kilometer entfernten Stausee am Dienstagmorgen zur Arbeit fahre. Aber es war echt ungewohnt! Neben dem Wohnort wo man jahrelang gelebt hat auf einmal im Wohnmobil zu übernachten, ist schon komisch. Das war der zweite kleine Schritt zu meinem Leben im Wohnmobil.
Nach dem ersten Arbeitstag der neuen Woche, es ist immer noch gutes Wetter, sollte man jetzt nach Hause fahren? Ach nö, in der Nähe meiner Arbeit ist ein kleiner Badesee. Dort kann man doch auch mal übernachten. So verging ein Tag nach dem anderen. Freitagnachmittag nach Feierabend fuhren wir dann weiter weg und unter der Woche blieben wir in der Nähe. Übernachten auf Waldparkplätzen, unter dem Windrad, am Stausee, im Industriegebiet, in den Weinbergen. Fast jeden Tag an einem anderen Platz. Es war eine geile Zeit, mit bestem Wetter in 2009, was das Leben in einem Kastenwagen durchaus positiv beeinflusst hatte. Denn Regentage im Kastenwagen waren schon damals ziemlich doof.
Überlegungen über alternatives wohnen
Im Winter 2008/2009 bin ich vielen Träumereien nachgehangen. Wohnen im Bauwagen fand ich immer klasse, aber wo stellt man so ein Gefährt hin? Gezogen von einem Schlepper, wie es Jonnson damals schon gemacht hat ist zwar cool, aber so langsam zu Reisen konnte ich mir in Verbindung mit einem örtlich festen Arbeitsplatz nicht vorstellen. Im Bauwagen wohnen und am Straßenrand parken war auch nicht meine Idealvorstellung vom mobilen Leben. Wohnen auf dem Campingplatz ,nur damit ein Leben im Bauwagen möglich ist ging schon gleich gar nicht. Daher schied die Idee im Bauwagen zu leben recht schnell wieder aus.
Auch in einem Wohnwagen zu leben stand nie zur Diskussion. So eine Box am Haken bringt zwar Flexibilität, da man das Zugfahrzeug einzeln nutzen kann. Aber so ein Wohnwagen ist mir zu viel Camping und zu wenig Leben. Wohnen im Wohnwagen ist wie dauerhaft im Hotel leben. Vor jeder Fahrt den Wohnwagen zu umzuräumen, damit er fahrfähig wird. Auf Gewichtsverteilung achten, keine Zuladung zu haben und all das bringt mir zu viele Nachteile, als die Vorteile überwiegen könnten. Wohnwagen sind auch selten gerne gesehen, für mich ein weiterer Nachteil, weshalb mir ein Wohnmobil von Anfang an lieber war.
Zwischen Fassungslosigkeit und Normalität
"Was, du lebst im Wohnmobil?" "Ist das nicht kalt im Winter?" Ich glaube es hat sich auch etwas geändert im Laufe der letzten Jahre. Aber in der Anfangszeit bin ich immer wieder auf total fassungslose Camper gestoßen, welche es sich überhaupt nicht vorstellen konnten, dass jemand in einem Wohnmobil leben kann. Vor allem in Deutschland ist mir in der Sommerreisezeit aufgefallen, dass die „normalen Urlauber“ mit dem Wohnmobil manchmal ziemlich fassungslos reagieren.
Überwinterer in Spanien und Portugal leben selbst oft im Wohnmobil oder sind wenigstens 3 Monate damit am Stück unterwegs. Für die ist das keine große Sensation, dass jemand fest im Wohnmobil lebt.
FAQ an Menschen die im Wohnmobil Leben
Nichtcamper können immer noch die besten Fragen stellen und sind immer sehr besorgt.
- Was – du wohnst im Wohnwagen?
Nein, ich wohne im Wohnmobil. - Das ganze Jahr?
Ja natürlich - Ist das nicht kalt im Winter?
Nein, ich habe eine Heizung, die macht schön warm - Und wo duschst du?
Im Wohnmobil, das hat ein Bad mit Dusche und Toilette - Und dann wohnst du mit dem Wohnwagen auf dem Campingplatz?
Es ist ein Wohnmobil, und damit kann man überall übernachten, wo es nicht gerade verboten ist. Heute am liebsten alleine mitten in der Natur. - Ist das nicht gefährlich wenn man so ganz alleine wo steht?
Alleine wo zu stehen ist deutlich ungefährlicher als mit vielen anderen zusammen auf einem großen Platz - Wie finanzierst du dich? (Übrigens auch eine sehr beliebte Frage von manchen Bloglesern)
Ich habe einen Onlineshop und arbeite über das Internet - Reicht das Geld zum Leben?
Die letzten 8 Jahre hat es gereicht. - Wie lange willst du das noch machen?
Es ist eine Reise ohne Ziel und ohne bestimmtes Ende – solange es mir Spaß macht, fahre ich weiter - Zwei Leute auf so kleinem Raum – geht das gut?
Ja das klappt erstaunlich gut. Wir unternehmen Dinge zusammen und auch immer wieder mal jeder für sich. So hat jeder seine Zeit für sich alleine. - Ist so ein Wohnmobil nicht zu eng auf Dauer?
Ich habe ein Bad, eine Küche, ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer und einen Wintergarten. Aufhalten kann ich mir immer nur an einem Platz. Es würde zum Leben sogar viel weniger Platz ausreichen. Nur dieses ganze Zeug, wo man meint, dass man es braucht, macht so ein großes Auto nötig. - Warum fährst du so selten auf Stellplätze?
Ein Stellplatz ist toll zum Ver- und Entsorgen. Um in Ruhe solche Artikel wie diesen schreiben zu können, schaue ich gerne mal aus dem Fenster in die Natur. Wenn ich aus der Tür trete möchte ich draußen sein und nicht erst über einen Stellplatz, eine Straße aus einem Ort laufen müssen um im „Grünen“ sein zu können. Ich will mitten drin sein. - Ist das Leben im Wohnmobil günstiger?
Bisher kann ich das nicht unbedingt bestätigen. Die Reparaturkosten ersetzen die Miete. In meinem Fall waren die Kosten für die Wohnmobil Instandhaltung und bis ich das Wohnmobil so autark hatte, wie ich es gerne wollte, deutlich höher als die Mietkosten in der gleichen Zeit.
Mein Leben im Wohnmobil – Höhen und Tiefen
8 Jahre sind eine lange Zeit, da gibt’s Höhen und Tiefen. Die Tiefen im ersten Jahr bezogen sich noch darauf, dass die Stellplätze um den Arbeitsplatz langsam langweilig wurden. Ich wollte auch nicht zu lange an einem Ort stehen bleiben und blieb immer öfter unter der Woche einfach vor der Firma im Industriegebiet stehen. Kein schöner Wohnort und ganz weit weg vom Traum der grenzenlosen Freiheit, die man sich so vorstellt wenn man an mobiles Wohnen denkt. Hätte ich diese Situation damals nicht geändert, würde ich heute sicher nicht mehr im Wohnmobil leben.
Ein klarer Höhepunkt war der zufällige Ebayfund meiner jetzigen Kabine. Mit dem Kauf dieses Wohnmobils habe ich auch offiziell beschlossen weiter im Wohnmobil zu leben. Zwar stand im Herbst 2009 noch die Frage, wie das Überwintern ablaufen sollte, im Raum. Aber die Möglichkeit bei den Eltern zu wohnen, statt im Wohnmobil, zog keiner von uns wirklich als Alternative in Betracht.
Mein größtes Tief war 2014 als Meli damals aus verschiedenen Gründen einen anderen Lebensweg gewählt hatte. Und jetzt nach 3 Jahren kann ich sagen, dass mich diese (Ent)scheidung zum höchsten Hoch geführt hat. Ich sitze hier in Portugal und freue mich auf den kommenden Sommer. So etwas wäre vor 3 Jahren undenkbar gewesen.
Nach jedem Tief geht das Leben auch wieder weiter und so entwickelte sich das Jahr 2016 zum bisher höchsten Hoch als ich Tanja in Portugal kennen lernen durfte und wir nun seit März 2016 zusammen durch Europa reisen.
Habe ich wirklich keine Nacht in einem normalen Bett verbraucht?
Ich hatte in den vergangen 8 Jahren etwa vier Wochen Urlaub vom Leben im Wohnmobil gemacht. Einmal war es ein Ausflug nach Riesa mit dem PKW, und dort habe ich tatsächlich mal 2 Nächte in einem Hotel geschlafen. Auch die Zeit, als der alte Iveco gegen den heutigen Vario ausgetauscht wurde und mein Wohnmobil dazu 3-4 Wochen in der Werkstatt stand, habe ich auf einem Sofa im Flur bei Melis Mutter geschlafen. Ich erinnere mich noch daran, dass es ziemlich ungewohnt war, ein starres Bett zu haben, welches sich nicht bewegt, wenn man sich umdreht. Ein Wohnmobil federt ja doch immer etwas und schaukelt mal, wenn man sich darin bewegt.
Was kostet das Leben im Wohnmobil?
Ich sage es mal so, ich weiß es nicht genau und selbst wenn ich es wüsste, würden dir meine Zahlen nicht weiterhelfen. Jeder Mensch hat andere Lebensgewohnheiten und Sicherheitsbedürfnisse, was sich direkt auf die monatlichen Kosten auswirkt. Aber du bist ja neugierig, damit gebe ich trotzdem ein paar Zahlen bekannt, aus Zeiten, in denen ich es tatsächlich noch aufgeschrieben habe.
- Lebenshaltungskosten
Dazu gehören Lebensmittel und alles was man so für den täglichen Bedarf benötigt. Auch Hundefutter.
Je nach Land 180-220€ - Versicherungen und Steuern
Schon jetzt wird es schwierig einen allgemein gültigen Wert zu finden. Ich zahle für ein 7,5 Tonnen Wohnmobil Euro 3 stolze 540 € Steuer und 700 € Versicherung incl. Vollkasko mit 1000€ SB. Versichert auf einen festen Wert nach Wertgutachten.
Die persönliche Altersvorsorge und sonstige Versicherungen muss jeder für sich selbst bestimmen. Dabei ist es auch egal ob man im Haus oder im Wohnmobil lebt. - Sonderausgaben
Klamotten, Schuhe, Computer, Wohnmobiltechnik und auch Fahrzeugreparaturen fallen immer wieder an und variieren je nach gewünschtem Lebensstandard und Fahrzeugtyp deutlich. Meine Ausgaben für Kleidung halten sich in Grenzen, da ich fast jeden Tag das gleiche anhabe. - Wohnmobil Sparplan
Man sollte man jeden Monat einen Betrag X zurücklegen, wenn das Leben im Wohnmobil nicht ein Projekt auf Zeit sein soll. Denn irgendwann ist jedes Rollheim mal an einem Punkt angekommen, wo es sich nicht mehr lohnt repariert zu werden. 400 € im Monat sind ein schöner Betrag um nach 10 Jahren wieder etwas brauchbares Neues zu finden. - Luxus
Essen gehen und auf Stellplätzen stehen kann die monatlichen Kosten deutlich beeinflussen. Auch ein Stellplatz der ja nur 6 € kostet, schlägt im Monat auch mit 180 € zu buche. Da kann ich einen ganzen Monat für 2 Menschen von einkaufen gehen. Werden Campingplätze bevorzugt, steigen die Kosten noch deutlich. - Versorgung: Diesel, Wasser, Gas & Strom
Hier gilt ganz klar, wer viel fährt, zahlt viel. Bei einem Spritverbrauch von 16-18 Liter/100km können die monatlichen Dieselkosten schon einen großen Teil des monatlichen Budgets auffressen. Ich hatte über all die Jahre einen Schnitt von 15-20.000km.
Früher hatte ich 450 € Gaskosten im Jahr, seit dem Holzofen sind diese Kosten auf 40€/Jahr gesunken, dafür kaufe ich für 100 € Brennholz im Jahr.
Wasser kostet je nachdem wo man es beziehen kann auch Geld. An der Algarve kann ich für 2 € auf Stellplätzen Ver- & Entsorgen. Das macht 4€ im Monat.
Was viele vergessen, sind die Stromkosten. Bleibatterien kosteten mich im Monat etwa 28€ (550Ah AGM auf 3 Jahre). Bei der Lithium Batterien kostet der Strom, wenn ich mal mit vorsichtigen 10 Jahren Haltbarkeit rechne, auch noch 23,30€. Dann könnte ich mir in 10 Jahren wieder einen neuen Satz zu heutigen Preisen kaufen.
Die Wohnmobilfahrer rechnen immer gerne. Am liebsten rechnet man so lange bis die Zahlen schön sind. Aber eigentlich rechnet sich hier gar nichts. Ein Wohnmobil, vor allem wenn es neu gekauft wird, hat einen irren Wertverlust und macht eigentlich jede weitere Wirtschaftlichkeitsrechnung sinnlos. Ob sich nun eine Solaranlage auf dem Wohnmobil lohnt oder doch besser ein Generator zum Einsatz kommen sollte – alles irgendwie sinnlos wenn man die Gesamtkosten in einen Topf wirft und dann einen Strich darunterzieht. Ich habe noch Glück, hatte ein günstiges und trotzdem - wie sich später herausstellte - sehr hochwertiges Rollheim ergattern können. Mein Lifestyle kostet eben Summe X. Solange ich mir diese Summe leisten kann, ist die Welt für mich in Ordnung.
Auf der Straße leben
Manchmal sind es die normalsten Dinge, die uns Nomaden der Straße immer wieder Schwierigkeiten bereiten. Zum Beispiel, wenn man nur mal in eine Werkstatt möchte. „Kein Problem, stellen sie ihr Fahrzeug da draußen ab, und wir melden uns, wenn wir fertig sind“… Ähh nö. Ich warte hier und ich bleibe dabei, wo soll ich denn auch anders hin?
Als der Wechsel der Kupplung beim Vario anstand, habe ich erst beim dritten Versuch eine Werkstatt gefunden, welche sich bereit erklärte, dass ich während der Montage im Wohnmobil bleiben darf, und die Arbeiten an einem Tag auch fertig werden. Darum mache ich die meisten Arbeiten auch selbst, dann bin ich flexibler.
Umbauten im Wohnmobil sind bei laufendem Wohnbetrieb auch immer etwas aufwändiger. Ich kann kein Material im Baumarkt kaufen und dann zuhause in aller Ruhe mein Wohnmobil umbauen. Ich muss mit dem Wohnmobil auf den Baumarktparkplatz fahren, das Material kaufen und am besten auch an Ort und Stelle verbauen. Sollte etwas nicht passen oder fehlen, bekomme ich im Baumarkt die passenden Teile. So war es auch beim Umbau der Türe zum Fahrerhaus.
Die Sache mit der Bekanntheit
Du lebst auf der Straße und bist gläsern, besonders, wenn du dazu noch die Idee hattest, über Jahre hinweg einen Blog zu schreiben. Irgendwann kommt es zu einem gewissen Bekanntheitsgrad und ich muss immer mit Besuch rechnen. Gerade wenn ich auf einem Platz mit anderen Wohnmobilen stehe, kann es durchaus sein, dass an ein dringendes Mittagsschläfchen, weil es in der Nacht davor mal wieder viel zu spät wurde, nicht zu denken ist. Weil just in dem Moment wo ich einschlafe jemand vorbeikommt und die Hunde Alarm schlagen. Ich verstehe das und will das auch niemandem verübeln. Ist halt so, wenn ich Ruhe möchte, muss ich alleine stehen, das habe ich inzwischen auch gelernt.
Das alleine stehen und bevorzugte freistehen wurde vor allem im letzten Jahr immer mehr zum Thema, als sich meine Arbeit mehr auf den Computer verlagerte. Hier muss ich mich konzentrieren und will nicht abgelenkt werden. Es bringt einige Vorteile mit sich, da ich jetzt keine Termine mehr habe, flexibler und ortsungebundener arbeiten und leben kann.
8 Jahre im Wohnmobil, ich kann es irgendwie selbst nicht richtig glauben.
Einerseits denke ich, es war erst gestern als ich mit Meli damals diese Hütte am Bodensee abgeholt habe und wir dann vom Kastenwagen in das größere Wohnmobil umgezogen sind. Irgendwie ist es aber auch wieder eine ziemlich lange Zeit, wenn ich daran denke was alles in dieser Zeit passiert ist. Andere leben schon 30 Jahre im Camper, also sind 8 Jahre auch wieder keine lange Zeit...
Ich denke auch, dass in den ganzen Jahren ein anderer Mensch geworden bin. Zumindest fühle ich mich deutlich besser und lebe etwas bewusster. Alle Abschnitte meines Lebens ohne festen Wohnsitz waren für sich zu ihrer Zeit gut und eine tolle Erfahrung. Trotzdem möchte ich heute mit dem Leben vor 7 Jahren nicht mehr tauschen wollen.
Leben im Wohnmobil, aber einen festen Arbeitsplatz zu haben ist in meinen Augen schwierig und vereint mehr Nachteile, als es Vorteile bringt. Wobei es in der Situation noch stark darauf ankommt, wie viele schöne Stellplätze es in der Nähe vom Arbeitsplatz gibt. Ich hatte da noch Glück und konnte sogar direkt bei mir vor dem Geschäft einigermaßen ruhig und schön stehen. Trotzdem wurde es irgendwann langweilig sich immer im gleichen Raum aufzuhalten.
Als 2010 im Herbst der erste Winter im Süden anstand begann das ganz große Abenteuer. Weg vom Winter in Deutschland, ab nach Spanien und im Januar in der Sonne am Strand spazieren gehen war schon ein wahnsinniges Gefühl, an welches ich heute noch oft zurückdenke. Selbst heute erfüllt mich diese Situation, im Winter im Süden verbringen zu können mit sehr großer Freude!
Große Pläne für die Zukunft...
… gibt es nicht. Es gibt wieder nur einen Plan, und zwar den nächsten kleinen Schritt nach vorne. Jemand hat mal vor Jahren zu mir gesagt, nach 3 Jahren werde ich wieder einen festen Wohnsitz haben. So ein Lodderleben könne man nicht auf ewig führen und ich bräuchte ja auch Ziele und müsse ja eine erfolgreiche Karriere hinlegen. Was soll ich jetzt sagen, ich denke ich bin nicht unbedingt faul, denn ich investiere ziemlich viel Arbeit und Zeit um möglichst wenig arbeiten zu müssen. Geld bedeutet mir nichts, solange ich genug davon habe um für „mich“ normal leben zu können. Inzwischen arbeite ich daran mein Unternehmen so zu strukturieren, dass ich es aus jedem Land der Welt führen kann.
Ideen und Träume
Was könne man noch alles so in dem viel zu kurzen Leben machen? Ich hänge immer wieder meinen Gedanken nach. Man weiß ja nie wie lange man noch auf dieser Welt sein darf, also ist es doch sinnvoll, das Beste aus dem Leben zu machen und die Zeit zu genießen, die man hat. Würde morgen mein Leben zu Ende sein, könnte ich mit gutem Gewissen sagen, ja es hat sich gelohnt, so wie es gelaufen ist, war es gut.
Was soll ich nächstes Jahr machen? Griechenland ist ein Thema, wo ich gerne mal einen Winter verbringen würde. Auf dem Weg dorthin könnte man einen Sommer in Albanien verbringen. Aber das sind schon wieder 4500km, ob da ein Jahr reicht? Slowtravel geht auch mit dem Wohnmobil ganz gut und gefällt mir inzwischen viel besser als dieses Kilometer abreisen und nichts gesehen haben auf der Reise. Diese Erkenntnis habe ich Tanja zu verdanken, die mein Leben schon in vielen Punkten bereichert hat.
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