Genesis Longitude Adventure-Bike: Mein Reiserad
Ein Jahr Fahrradfahren mit über 3000 Kilometern liegen hinter mir und ich habe schon zwei Fahrräder im Stall. Neben dem Giant E-MTB Fully gibt es jetzt das neu umgebaute Trekkingfahrrad mit Elektroantrieb und Rohloff-Nabenschaltung. Beide Fahrräder sind auf ihre Art super, aber das eine ist nicht zum Reisen und das andere nicht für Portugal zu gebrauchen.
Die Abhängigkeit von der Technik und Strom sind ein weiterer wichtiger Punkt auf Radreisen. Die Abhängigkeit von Steckdosen oder gutem Wetter machen das Radreisen in den Regionen, in denen ich unterwegs bin zu einem besonderen Abenteuer.
Als was tun? Richtig ein neues Fahrrad muss her. Warum es genau das Genesis Longitude geworden ist, erzähle ich dir in diesem Artikel.
Ein paar Feststellungen vorneweg
- Die guten Erfahrungen mit extra breiten Reifen auf dem Mountainbike, also Reifen über 2.6-Zoll Breite geben mir immer wieder Stoff zum Nachdenken. Es würde mir ganz andere Wege auf einer Reise ermöglichen.
- Meine Kraft und Kondition haben sich stark verbessert. 20-30 Kilometer Tagestouren fahre ich inzwischen meist ohne Motor. Da fragt man sich natürlich: Komme ich mit einem "normalen" Fahrrad auf Reisen nicht genauso weit, oder sogar weiter, wenn ich das Gewicht von Motor, Akku und Ladetechnik einsparen kann?
- Inzwischen habe ich auch Erfahrung mit Ketten und Nabenschaltungen. Die Kettenschaltung ist wegen des tief hängenden Schaltwerks deutlich anfälliger, lässt sich aber schöner schalten. Die bockige Drehgriffschaltung von Rohloff konnte mich bisher nicht wirklich überzeugen und die gefühlt schwer laufenden ersten sieben Gänge auch nicht.
- Bei einem E-Bike fährt auch immer die Angst vor einem Systemausfall mit. Was passiert, wenn die Technik streikt?
- Das Alu Trekkingrad erfüllt weder die Erwartungen in Stabilität noch in Geländetauglichkeit. Der Bafang E-Motor ist genauso soviel Wert, wie er kostet. Das Gesamtpaket passt zwar, aber leider nicht zu meinem Vorhaben.
Also genug Punkte, um das Thema Radreisen neu zu planen. Auf meinen Streifzügen durch das Internet stoße ich immer wieder auf Radreisende, die begeistert von breiten Reifen erzählen. Peyman aus Finnland (https://nomadstrails.com) oder der Australier Alee Denham (https://www.cyclingabout.com/) der mit über 130.000 Kilometer Fahrraderfahrung sehr viele fundierte YouTube-Technikvideos veröffentlicht hat, sprechen eine klare Sprache zum Theme Reifenbreite. Ich sehe das auch so, schon bei meinem LKW galt die Regel, Reifen können nicht breit genug sein, wenn auf weichen Böden unterwegs ist.
Suche ich im Internet jedoch nach einem "Reiserad", finde ich fast ausschließlich die üblichen bekannten Fahrräder, die mit 20 Kilo bleischwer und in meinen Augen unbezahlbar sind. Oder anders gesagt: Für meinen Einsatz, ein paar Wochen im Jahr mit dem Rad in Südeuropa unterwegs zu sein, zahle ich ungern so viel Geld.
Adventure & Touring Bikes
Irgendwann finde ich heraus, dass mein Traumfahrrad wohl in Fachkreisen Adventure Bike genannt wird. Ein Mountainbike mit Touring-Eigenschaften, also breiten Reifen und vielen Schraubpunkten für Anbauteile. Und schon finde ich alle die Räder, die genau für meinen Einsatz gebaut sind - warum nicht gleich so?
Zuerst bleibe ich beim Hersteller Surley hängen, konnte mich dann aber mangels aussagekräftiger Beschreibung doch nicht ganz überzeugen. Danach komme ich zur Marke Genesis, die mit dem Longitude ein reinrassiges Adventurebike bauen. Es hat eine gute Geometrie, einen stabilen Stahlrahmen, 72mm breite Reifen und solide Shimano Deore Gruppe. Zeitgemäß: natürlich ab Werk mit Felgen und Reifen in "tubeless ready". man kann sie also ohne Schlauch fahren.
Das Wichtigste für ein Offroad-Reisefahrrad ohne Motor ist die Schaltung. Sie muss das Erklimmen steiler Berge ermöglichen und trotzdem sollte man auf der eben Straße noch gut vorankommen. Das Verhältnis zwischen dem kleinsten und größten Gang beschreibt die Spreizung und wird in Prozent angegeben. Je mehr Spreizung, desto besser. Das Longitude kommt schon ab Werk mit einer Spreizung ähnlich der Rohloff-Nabenschaltung daher. Den meisten reicht das schon. Aber da geht noch deutlich mehr, wenn man ein paar Zahnräder austauscht. Dazu später mehr, jetzt erst einmal die Unterschiede von Ketten- und Getriebeschaltungen.
Rohloff, Pinion-Getriebe oder Kettenschaltung?
Egal welche Schaltung es auch wird, ich benötige eine große Spreizung zwischen dem kleinsten Gang an Bergen und dem größten Gang auf der Straße. Zu viel gibt es nicht!
Das Spielkind in mir wollte gerne eine Getriebeschaltung und am liebsten auch einen Riementrieb, der ohne einen tief hängenden Umwerfer auskommt. Die Getriebeschaltungen sind bis auf einen gelegentlichen Ölwechsel wartungsfrei und geschützt vor äußeren Einflüssen wie Ästen, Dreck und Wasser.
Die Rohloff Speedhub 14 bietet 526% Spreizung und das 18 Gang Pinion Getriebe macht sogar 636%. Noch mehr geht nur noch mit der Kettenschaltung (sicher?). Die 526% von Rohloff sind mir zu wenig, da ich gern auch ohne Gepäck auf der Ebene mehr als 30km/h fahren möchte. Das Pinion Getriebe wäre mir von den Daten am liebsten. Ich konnte es leider noch nie zur Probe fahren. Ich habe aber viel gelesen und recherchiert und wenn man über die Reviews mit gesponsorten Fahrrädern hinaus sucht, findet man auch die Berichte, die beschrieben, dass auch das Pinion Getriebe nicht so leicht läuft wie eine Kettenschaltung. Und auch ein Riemen frisst Leistung und Ausfälle gibt es auch. Bei der Rohloff Nabe habe ich deutlich gespürt, wie die ersten sieben Gänge schwerer laufen.
Ich weiß nicht, wie sich die Drehgriffschaltung beim Pinion Getriebe anfühlt. Aber die Drehgriffschaltung von Rohloff konnte mich bisher, trotz optimal verlegter Züge und neuem Drehgriff, nicht so recht überzeugen.
Seit ich mit gewachsten Ketten fahre, ist mir der Riemen nicht mehr ganz so wichtig. An gewachsten Ketten bleibt kein Dreck hängen. Betrachtet man den Anschaffungspreis einer Kettenschaltung gegenüber den Nabenschaltungen, könnte man einen Kompromiss in Erwägung ziehen. Vor allem dann, wenn mein Plan funktioniert und ich einer 2x10 fach Kettenschaltung 655% Spreizung entlocken könnte.
Noch ein Vorteil der Kettenschaltung ist die Ersatzteilversorgung und das flüssigere Schalten beim Fahren.
Ich fasse zusammen:
Pro Kette:
- größte Spreizung
- Geringster Widerstand
- Schaltgefühl
- Preis
Pro Getriebe mit Riemen
- Wartungsfreundlich
- nahezu verschleißfrei
- Kein Umwerfer, daher ein Teil weniger, das ausfallen kann.
Pro Getriebe hinten mit Kette
- kann man da nicht vorn mit zwei Kettenblätter fahren?
Mein Adventure-Bike
Am Ende hat der Preis und die Verfügbarkeit den Kauf beeinflusst. Für ein Fahrrad von Velotraum hätte ich nach Deutschland müssen. Die Fertigungszeiten sind hoch und der Preis ist schnell über 4000€.
Für einen Bruchteil des Preises bekommt man mit 14 Tagen Lieferzeit ein Fahrrad der Marke Genesis aus England. Das Longitude ist ein für Bikepacking optimiertes Adventure Bike. Der stabile Stahlrahmen mit steifen 27.5-Zoll-Felgen mit 2,8" breiten Reifen, machen dieses Fahrrad zum perfekten Reiserad für mich. Solide Komponenten in Form der Deore 2x10 Schaltung bringen ein Bike, das aus der Box den meisten Anforderungen gewachsen und nur noch wenig Optimierungen benötigt.
Ich konnte es trotzdem nicht lassen, Stück für Stück alles durchzuoptimieren. Von der Schaltung, Lenker, Sattel, Vorbau und Sattelstütze und natürlich der sofortigen Umrüstung auf "tubeless", war alles dabei. Wegen der Reifenbreite gab es später noch ein Upgrade auf Schwalbe Allround 27.5x2.8 Reifen, die deutlich breiter sind als die WTB Reifen und noch leichter rollen. Leider sind die Schwalbe Reifen nicht rund und eiern auf der Felge.
Als Alternative habe ich den Continental Cross King ProTection in 2.8er-Breite gefunden. Die Continental Reifen finde ich nicht schlecht, da sie dank der Black Chilli Mischung besonders leicht rollen und langlebig sein sollen. Letztes muss sich jetzt beweisen. Die Stollen geben auf Sand und Schotter jedoch sofort einen spürbar sicheres Fahrgefühl.
Warum Tubeless?
Auf der Internetseite https://www.bicyclerollingresistance.com/ kann man den Rollwiderstand sämtlicher Fahrradreifen nachlesen. Es wurden verschiedene Luftdrücke, mit und ohne Schlauch, gemessen. Der schlauchlose Reifen rollt vorwiegend bei geringen Drücken in der Regel um bis zu 20% leichter als der mit Schlauch.
In der Praxis heißt das, ich kann dauerhaft mit weniger Luftdruck ohne Nachteile im Rollwiderstand fahren. Einstiche durch Dornen werden von der Milch im Reifen sofort abgedichtet, größere Löcher können einfach von Außen mit einer Art Docht wie beim Autoreifen geflickt werden. Man muss also kein Rad ausbauen, Reifen abmontieren und Schlauch flicken. Warum fährt man heute noch mit Schlauch?
Die Flexibilität, welche mir die breiten Reifen bieten, liebe ich. Auf der Radreise fahre ich das voll bepackte Fahrrad mit 2 Bar in den Reifen. Geht es ins Gelände lasse ich vorn die Luft auf 1,1 bis 0,9 Bar ab - je nach Untergrund. Das bringt Sicherheit und Komfort auf jedem Weg.
Die Kettenschaltung
Ohne die geht nichts beim Fahrrad und bei mir schon gar nicht. Noch vor der ersten Ausfahrt mit dem neuen Fahrrad habe ich die hintere 11-42 Kassette gegen eine 11-48 ausgetauscht. Schon ist die Spreizung auf 604% aufgeblasen. Gegen alle Meinungen im Internet und bei Shimano selbst, packt das mittellange GS Schaltwerk diese Kassette ohne Umbau. Später habe ich vorn an der Kurbel das kleine 26er-Kettenblatt gegen eines mit 24 Zähnen ersetzt, was jetzt eine Gesamtspreizung von 655% ergibt. Im Alltag heißt das, ich kann einen Geschwindigkeitsbereich von 3,5 bis 40km/h abdecken. Also noch besser als das Pinion 18-Gang-Getriebe, für einen Bruchteil des Geldes.
Zur Sicherheit, falls einmal ein Ast den Umwerfer beschädigt, habe ich ihn gegen einen etwas besseren SLX RD-M7000 Umwerfer ausgetauscht und den originalen Deore ins Ersatzteillager gelegt.
Da die originale Kette durch die andere Kassette etwas zu kurz geworden ist, habe ich eine neue 10-fach Kette (122 Glieder) gekauft, diese sauber entfettet und dann im Graphen-Heißwachsbad gebadet. Das ist zwar am Anfang mehr Arbeit, dafür hat man aber über die Lebenszeit immer eine saubere Kette. Die ersten 1200 Kilometer hat die Kette schon überstanden.
Update nach 1700km
Nach zwei kleinen Radreisen durch Spanien und Portugal ist mir das Longitude wirklich ans Herz gewachsen. Es erfüllt seinen Zweck und die Kombination aus guter Übersetzung und breiten Reifen, die auch mit wenig Luft gut rollen, ist absolut genial. Nie mehr möchte ich mit schmäleren Reifen fahren.
Einziger Wermutstropfen bleibt die Kettenschaltung. Die 655% sind genial, jedoch lässt sie sich nicht optimal einstellen. Da man laut Shimano eine solche Ritzel- und Kettenblatt-Paarung eigentlich nicht fahren kann, liegt die Schuld eindeutig bei mir. Ständig springt die Kette nicht auf den 10. Gang, also das kleinste Ritzel. Auf den Radreisen hat das jedoch nie gestört. Es fehlten nur nach oben 5km/h.
Fährt man Offroad, trifft man vor dem Sommer oft auf Pfützen und der tief hängende Umwerfer badet jedes mal die Kette in der Schlammbrühe. Selbst eine gewachste Kette wird da nicht besser von.
Umrüstung auf 2 x 14 Gang Rohloff Speedhub 500
Es musste so kommen, wenn ich schon solche Gedanken habe, dauert es nicht mehr lange bis zur Umsetzung. Zumal mich die technische Umsetzung sehr reizt. Mir ist nämlich die Idee gekommen, die vordere zweifach Kettenschaltung zu behalten und hinten ein neues Hinterrad mit der Nabenschaltung von Rohloff einzubauen. Zum Glück hatte ich beim Kauf des Fahrrades darauf geachtet, dass man es einfach auf die Rohloff Nabenschaltung umbauen kann.
Aus den Unterlagen von Rohloff geht hervor, dass der Rohloff Kettenspanner eine Spannkapazität von 10 Gliedern hat. Normal wieder er bei gefederten Hinterbauten eingesetzt. 10 Glieder würde aber auch bedeuten, dass ich damit vorn zwei Kettenblätter mit zum Beispiel 26/36 schalten könnte.
Ich war nicht ganz sicher, ob es funktioniert, aber ich muss es probieren. Wenn es nicht geht, kann ich immer noch auf ein einzelnes Kettenblatt umbauen. Aber es funktioniert einwandfrei und der Kettenspanner kann sogar locker 12 Zähne und mehr.
So konnte ich sogar auf die Kettenblattkombination 24/38 vorn wechseln - das geht mit dem Deore Umwerfer gerade noch. beibehalten. Die Kombination von 24 vorn und dem 16er Ritzel hinten, ist von Rohloff nicht freigegeben. Zu hoch sei das Eingangsdrehmoment. Ich habe nachgerechnet und bleibe mit meinem Gewicht von 63 Kilo noch deutlich unter dem Maximalwert von 130Nm. Also fahre so, aber auf eigene Verantwortung! Wer dies also nachbauen möchte, verliert sehr wahrscheinlich die Garantie.
Was mir sehr gut gefällt, ist der winzige Kettenspanner hinten. Die Kette ist damit viel weiter vom Boden entfernt und hängt jetzt nicht mehr jeder Pfütze im Schlamm. Da sich die Kettenlinie nur noch um die zwei Kettenblätter vorn verändert, bleibt die Kette deutlich weiter vom Reifen entfernt. Vorher streifte die Kette im ersten Gang fast am Reifen.
Erster Eindruck nach 1000km mit der Rohloff Speedhub
Anfänglich war das Schaltgefühl schon sehr befremdlich. Das Knacken beim Schalten und die hohen Kräfte beim Drehen des Griffs sind gewöhnungsbedürftig. Ich habe mir aber gesagt, da musst du jetzt durch, eine andere Lösung habe ich nicht. Jetzt, nach 1000km ist es gefühlt auch besser geworden, oder ich habe mich daran gewöhnt.
Wenn ich mit dem voll beladenen Reiserad auf solche Geländeabschnitte wie im Bild treffe, freue ich mich einfach über die Rohstoffschaltung. Denn ich kann hier so schnell viele Gänge durchschalten, was mit der Kettenschaltung nicht möglich wäre.
- Ganz klar, die Spreizung von 833% sich pervers und unendlich geil! Von 3,5-45km/h ist alles abgedeckt. Das kleine Kettenblatt vorn, bringt volle 4,5 Gänge am Berg. Wo also der normale Rohloff Fahrer bei 70 Pedalumdrehungen 6km/h im ersten Gang verendet, schalte ich noch 4-mal zurück und erklimme so selbst die steilsten Berge. Braucht man das? Ich schon!
- Schalten in jeder Situation! Ich hatte Situationen, wo ich vom größten Gang und 50km/h auf den kleinsten binnen weniger Meter schalten musste. So steil war die Rampe. In Sekundenbruchteilen, reißt man einfach 3-4 Gänge durch und hat wieder die passende Drehzahl am Pedal. Oder ungeplantes Anhalten in einem großen Gang. Passiert mir öfter mal. Dann im Stand auf einen Anfahrgang zurückschalten können, ist schon praktisch.
- Normales Hochschalten während dem Treten geht natürlich problemlos, wenn man es raus hat, wann genau am Griff zu drehen ist. Aber das geht natürlich auch mit der Kette, nur waren hier die Schaltsprünge unangenehm groß.
- Was mich stört, sind natürlich die Laufgeräusche und die bekommt man auch nicht weg. Ich kann sie etwas umgehen, indem ich an Bergen einfach früher auf das kleine Ritzel schalte und dann eher im 8-11 Gang fahre, statt im 4-7 Gang, wo die Geräusche höher und der Wirkungsgrad schlechter sind.
Der Umbau auf die Rohoff-Nabe hat sich auf jeden Fall gelohnt und wenn ich am Anfang schon das gewusst hätte, was ich heute weiß, hätte ich einen Rahmen gekauft und mir mein Rad selbst zusammengebaut. Aber nur so lernt man, auch wenn es nicht immer der billigste Weg ist.
Weiteres Zubehör für das Genesis Longitude
Auf dem Longitude Reiserad fühlte ich mich schon ab dem ersten Kilometer extrem wohl. Die Nabenschaltung hat dem Fahrrad noch den letzten Kick gegeben. Für entspanntes Reisen, wenn ich täglich 4-5 Stunden im Sattel sitze, ist ermüdungsfreies Fahren essenziell. Hat man sich einmal einen wunden Hintern oder Probleme in den Händen / Handgelenken eingefangen, gehen sie auf einer Tour kaum mehr weg - außer man macht eine mehrtägige Fahrpause. Sattel und Lenker sind extrem speziell, aber viele Langstreckenradler gehen doch in die gleiche Richtung, was Sattel und Lenker angeht. So kam auch ich zu folgendem Setup:
Lenker und Griffe
Von rechts nach links:
- SQlab Griffe 711 rechts in kurzer Ausführung für die Drehgriffschaltung, haben sich als sehr gut erwiesen, da man die Hand an den Hörnchen in eine komplett andere Position bringen kann.
- Ist Pflicht und nützlich zugleich. Die Fahrradklingel von Rockbros hat zudem noch einen wunderschönen hohen Klang und ist komplett aus Metall.
- Handyhalter darf schon wegen der Navigation nicht fehlen. Die Quadlock Halter erfüllen ihren Zweck, ich würde sie wahrscheinlich wieder kaufen, da sie auch im Auto und zuhause passende Halter anbieten und das induktive Laden bei Apple unterstützen.
- Die Klickfix Halterung für die Ortlieb Lenkertasche ist extrem wichtig. Ich habe noch ein 7W Solarmodul drauf geklebt, damit ich das Handy während der Fahrt nachladen kann.
- Es folgt die kleine, runde Futtertasche. Hier kann ich kurz eine Trinkflasche abstellen, aber meist befindet sich darin Kleinkram oder Leckereien für unterwegs.
- Ein Spiegel muss sein, wenn man auf der Straße überleben möchte. Hier habe ich ewig gesucht und bisher nicht die ultimative Lösung gefunden. Busch&Müller Spiegel sind ihr Geld nicht wert und die Chinaspiegel, wie dieser am Lenker-Ende wird schnell blind. Er behindert auch leicht den Griff in die Hörnchen.
- Zum Schluss noch der Lenker selbst. Nach SQLab Lenkern, dem Johnes-H-Bar mit 45° abgewinkelten Griffen bin ich jetzt beim Surly Terminal 31.8 Lenker mit einem Backsweep von 34° gelandet. Das fühlt sich ganz gut an.
- Einfacher Gepäckträger für breite Reifen hinten
- LowRider für vordere Packtaschen
- Kleiner Gepäckträger über dem Vorderrad
- Sigma Aurora 100 Beleuchtung
- Sigma BC12 Fahrrad-Tacho Wireless mit Kadenz
- Ortlieb 5l Lenkertasche für die Wertsachen
- ABUS 5755 L Rahmenschloss mit extra Kabel
- Alarmanlage
- Trinkflaschenhalter für große PET Flaschen
- Fresstasche am Lenker nimmt auf, was man gerade nicht halten kann. Besonders gut lassen sich hier Kirschen verstauen, die man dann nebenher naschen kann.
Eine gute Ergonomie beim Fahren ist wichtig. Je nach Lenker und Griff-Kombination sind mir immer wieder Finger eingeschlafen. Einmal hatte ich auf einer Tour sogar schmerzende Unterarme. Manchmal reicht jedoch schon das Verstellen des Lenkers oder Griffs um ein paar Grad und die Probleme sind weg - oder beginnen erst richtig. Durch die gefederte Sattelstütze sitzt der Sattel 12mm weiter hinten als normal. Der große L-Rahmen und mein Wunsch nach einer aufrechteren Sitzposition ergeben einen extrem kurzen 35mm Vorbau mit einer 5cm Gabelschaft-Verlängerung. Aber hier muss jeder die für sich beste Sitzposition finden.
Wasserversorgung
Wenn man bei über 30°C mit dem Fahrrad unterwegs ist, freut man sich über jedes kühle Getränk. Auf meiner Tour durch den Alentejo bei 39°C im Schatten, war das Wasser in PET-Flaschen schon nach kurzer Zeit über 40°C heiß. Darum habe ich inzwischen zwei isolierte Trinkflaschen von Super Sparrow dabei. Leider passen nur 1l und 0,7l in das Rahmendreieck. Unten am Rahmen bleibt nach wie vor eine 2l PET-Flasche für Kochwasser und für Übernachtungen ohne Wasser am Schlafplatz habe ich noch einen 10l Wassersack, der auf dem Gepäckträger seinen Platz findet.
Sitzen
Ein leidiges Thema ist der Sattel. Aber am Ende kann ich tatsächlich eine Empfehlung aussprechen. Leute, vergesst weiche Sättel! Das funktioniert meist nur auf kurzen Strecken. Ich hatte immer das Problem, dass nach 30km der Hintern zu schmerzen begann.
Mit dem Brooks-Ledersattel konnte ich schon von Beginn an, am längsten fahren. Er muss jedoch eingefahren werden. Beschleunigen kann man es, wenn man ihn nach einer feuchten Nacht draußen trocken fährt. Oder in den Ofen legt und dick von unten einfettet. Auch das Lösen der Spannschraube um eine halbe Umdrehung kann helfen. Ich war lange ein Verfechter von gepolsterten Radhosen - aber leider führt kein Weg daran vorbei, wenn man ohne Limit fahren möchte. Ich bin mit den Schöffel Herren Skin Pants in der 8-Stunden-Version im Sommer bei 38°C sehr zufrieden. 100 Kilometer Tagesetappen sind kein Thema mit diesen Radlerhoden.
Für´s raue Gelände federt eine Sattelstütze von by.Schulz das Gröbste weg.
Pedale - mit oder ohne „Klick“??
Damit die Füße da bleiben, wo sie hingehören und ich an kurzen Rampen auch mal mehr Kraft einbringen kann, fahre ich vom ersten Tag mit einseitigen Klickpedalen PD-EH500 von Shimano. Im Sommer ist das mit den Shimano Sandalen die perfekte Kombination, vor allem wenn man damit hin und wieder bei Furten durchs Wasser latschen muss.
Warum Klickpedale? Der Fuß ist da wo er hingehört. Einmal richtig eingestellt, schont man die Gelenke und kann mehr Kraft ins Pedal bringen, wenn zusätzlich ein Fuß "hochziehen" kann. Damit man nicht in den Pedalen gefangen bleibt, habe ich die Vorspannung des Verschlusses am Pedal so schwach wie möglich eingestellt. Das funktioniert mit den EH-500 am besten, man kommt extrem leicht aus dem Pedal, trotzdem hält es den Schuh bei richtiger Stellung fest genug, um Kraft einleiten zu können. Weiter gefällt mir, dass die Klicks in der Grundstellung immer leicht nach unten hängen. Wenn man losfährt, trifft man also immer die flache Seite vom Pedal. So kann man auch problemlos mit jedem anderen Schuh fahren. Möchte man in den Verschluss einrasten, reicht es, eine halbe Umdrehung den Fuß zu heben. Durch die Trägheit des Lagers im Pedal ist der Verschluss dann oben und der Schuh kann einrasten. Absolut praktisch.
Weitere Zubehörteile sind:
Die Alarmanlage reagiert auf Erschütterung am Rad, so kann ich in der Stadt auch mal kurz wegschauen. Das Rahmenschloss für breite Reifen ist perfekt, um kurz vor dem Bäcker das Rad abschließen zu können. Mit dem Seil, welches am Schloss eingehängt werden kann, ist das Fahrrad auch am nächsten Geländer sicher angebunden. Jedes teurere Schloss lässt aufbrechen, ist aber schwerer und nicht so einfach zu bedienen.
Klickfix und Ortlieb Lenkertaschen haben den gleichen Halter. Auch Vaude Lenkertaschen sind Klickfix kompatibel. Hier hat man freie Auswahl. Ortlieb Ultimate 5l reicht mir, um die Wertsachen auch unterwegs schnell mitnehmen zu können.
Hier geht´s zu meiner ersten Radreise mit dem Longitude
Begleite mich auf meiner ersten Tour von Portugal nach Spanien:
Begleite mich auf meiner zweiten Tour in Portugal über die Serra da Estrela an die Küste:
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Mit diesem Rad komme ich an Orte und darf Probleme lösen, die sonst nicht gehabt hätte.
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