Hurra, wir fahren nach Portugal
Nachdem wir nun in Deutschland alles Wichtige erledigt haben, kommen wir nun zur letzten Etappe unserer Sommertour 2021. Da das Wetter nach wie vor bescheiden war und die Wärme im Süden lockt, fällt der Abschied aus Deutschland so leicht wie noch nie. Die Fahrt nach Portugal war gespickt von einigen Erlebnissen und war alles andere langweilig.
Ihr merkt sicher schon, die Verbindung zu Deutschland ist bei uns nicht mehr besonders groß. Nach den dreieinhalb Wochen wissen wir beide, dass wir die Wärme im Süden benötigen - auch im Sommer, wo es mal 40°C und mehr hat. Aber nicht nur das Wetter zieht uns, die hohen Inzidenzwerte in Portugal und Spanien geben uns Anlass zur Sorge, dass vielleicht die Grenzen wieder geschlossen werden könnten. Davor möchten wir dann wenigstens wieder in Spanien sein.
Hallo Frankreich
Diesmal mit gültigem Corona Schnelltest reisen wir ganz entspannt nach Frankreich ein. Und wieder ist keiner da, den das interessiert. Wir fahren über gebührenfreie Autobahn A31 Richtung Nancy. Da habe ich in Liverdun an der Mosel einen kleinen Parkplatz gefunden, der uns als Übernachtungsplatz dienen soll. Der Platz ist belegt. Es sieht so aus, als hier gerade ein Fest fürs Wochenende aufgebaut wird. Schade eigentlich, denn der Platz wäre echt schön gewesen. Wir fahren den Weg ein paar hundert Meter weiter und stellen uns auf einen kleinen Schotterplatz. Für heute ist das ok, morgen wollen wir ja sowieso weiterfahren.
Vom Festplatz schallt immer wieder Musik herüber - scheinbar ein Soundcheck. Von der anderen Seite poltert ein Zug über die Brücke und damit das auch ja jeder mitbekommt, hupt er noch. Wenigstens fahren auf dem Fluss keine Schiffe. Gegen Abend wird die Musik dann lauter. Ich denke noch, es ist aber ein langer Soundcheck. Aus den Personenzügen wurden Güterzüge, die aber nicht hupen, weil sie so schon laut genug sind. Es wird langsam dunkel und drüben ist die Party in vollem Gange. Auf Google Maps finden wir einen anderen Parkplatz und entscheiden uns noch umzuparken.
Ich fahre langsam zurück vorbei am Festplatz und dann stehe ich vor einer Straßensperre. Als ich gerade wenden möchte, kommt eine Frau vom Sicherheitspersonal und war sichtlich erstaunt uns zu sehen. Wie wir hier hereingekommen wären, es sei doch alles abgesperrt, fragt sie. Äh, ja. Vorhin war hier nichts gesperrt. Jetzt ist jetzt kurz nach 22 Uhr, wir sollen hier warten um 23 Uhr wird die Straßensperre weggeräumt. Auf meine Frage warum ich nicht jetzt einfach kurz rausfahren könnte, heißt es, das sei viel zu gefährlich.
Ok, dann warten wir eben. Wir werden zum Fest eingeladen uns sollen Spaß haben. Das machen wir dann auch. Um 22:30 ist ein Feuerwerk angesagt welches wir uns gerne ansehen.
Danach strömen die Menschen nach Hause und wir warten, dass die Barriere zur Seite fährt. Inzwischen haben wir auch erfahren, dass in Frankreich morgen Nationalfeiertag ist.
Wenig später geschieht dies auch endlich und wir können auf den anderen Platz fahren, wo es wenigstens keine Zugbrücke gibt. Jetzt endet ein sehr langer erster Fahrtag. Heute Morgen (siehe letzter Blogartikel) waren wir noch in Neuwied mit dem Quad in der Werkstatt, dann Polch und danach der spontane Entschluss heute noch nach Frankreich zu fahren.
Etwas Regen in Frankreich
Heute erreichen die angekündigten Unwetter Deutschland. Die Auswirkungen sind verheerend, wie wir danach in den Medien sehen können. Mein Beileid an alle Betroffenen.
Wir bekommen von all dem fast gar nichts mit, die Sonne fehlt und es regnet fast den ganzen Tag mehr oder weniger leicht vor sich hin. Zum Fahren ist das ganz ok, dann ist es schon nicht so warm. Da heute auch noch Nationalfeiertag ist, sind heute in Frankreich fast keine Lkws unterwegs und wir kommen relativ gut voran.
Am späten Vormittag machen wir eine längere Pause an einem Intermarché. Dies war neben Lidl der einzige Laden, der wenigstens am Vormittag offen hatte. Da wir bei dem Wetter keine Möglichkeit haben unsere Wäsche zu trocknen, läuft während der Pause eine Maschine mit Wäsche und trocknet danach auch gleich im Trockner. Als wir fertig sind, ist Mittag. Der Intermarché hat inzwischen geschlossen und es regnet weiter vor sich hin.
Eigentlich wollten wir bei Troyes in der Nähe an einen See fahren. Aber den halben Tag im Auto hocken und dem Regen zuschauen halten wir für Zeitverschwendung. Da fahren wir lieber, mein Hörbuch geht noch 13 Stunden. 🙂
Ich gebe Montluçon ins Navi ein und wir fahren einfach so lange bis wir müde sind, oder das Wetter besser wird.
Wiegepause
Mit dem neuen Ziel versucht das Navi nun auf direktem Weg Montluçon zu erreichen und führt querfeldein über schmale Nebenstraßen. Wenn die nicht so furchtbar uneben wären, und man da schneller fahren könnte, hätte ich da noch nicht mal etwas dagegen. Aber so ist es einfach nur mühsam.
Aber wir kommen an einer Waage vorbei, die eingeschaltet und einsam am Straßenrand neben einer Halle steht. Bis ich fertig gedacht hatte, waren wir auch schon vorbeigefahren. Ich wende und fahre zurück, schnell mal wiegen und wir wissen endlich Bescheid über die Achslasten, damit ich die Reifendrücke anpassen kann. Denn die Gummiwürste auf den äußeren Profilblöcken sind auf längeren Autobahnetappen immer noch vorhanden.
Die Waage bringt die bittere Klarheit. Wir sind überladen!
5 Tonnen vorne und 7,1 Tonnen hinten sind in der Summe 12,1 Tonnen und somit 100 Kilo mindestens zu viel. Ich hatte vermutet, dass ich in den letzten Monaten eher Gewicht ausgeladen als eingeladen hätte. Aber die Klimaanlage und auch die 40 Kilo Alubutyl im Fahrerhaus scheinen ihren Beitrag zum Übergewicht zu leisten.
Aber es ist nicht ganz so schlimm. Normalerweise haben wir ja hinten keinen Anhänger und kein zweites Ersatzrad hängen. Im Normalbetrieb bleiben wir also selbst mit vollen Tanks noch unter den eingetragenen 12 Tonnen. Technisch ist das alles sowieso kein Problem, es war ja ein 14 Tonner mit einer 6 Tonnen Vorderachse und 10 Tonnen Hinterachse.
Am Spätnachmittag erreichen wir nach dem zweiten Versuch in Château-sur-Allier dann endlich einen Platz, wo wir die Nacht verbringen können. Sogar die Sonne kommt noch kurz zum Vorschein.
Einen ruhigen Platz bitte
Natürlich muss halb Frankreich um 6 Uhr in der Früh genau hier vorbeifahren. Ein großes Problem französischer Stellplätze ist, dass sie meistens direkt an der Straße liegen und selten ruhig sind. Entsprechend früh sind wir heute wach und wir machen uns fertig. In der Nähe von Montluçon habe ich einen See gefunden, der weitab von Straßen in einem Naturreservat liegt. Wenn hier Wohnmobile nicht verboten sind, könnte das ein ruhiger Platz für uns sein.
Den Flugplatz in fünf Kilometer Entfernung habe ich schon auf Google Maps zur Kenntnis genommen, aber es sah nach einem Sportflughafen aus, der unter der Woche sicher nicht viel Betrieb hat. So war es auch – den ganzen Tag war es ruhig. Aber mit der Abenddämmerung begann der Flugbetrieb. Es war wohl eine Flugschule, die Start- und Landeübungen bei Nacht üben musste.
Um Mitternacht war auch das vorbei und wir konnten ins Bett gehen.
Ein Tag Pause
So schlecht ist der Platz hier gar nicht. Nachts ist es wirklich ruhig und am Morgen auch. Das wissen wohl auch die Einheimischen, denn am Abend gesellten sich noch einige Wohnmobile zu uns. Die Tagesbesucher stören auch nicht weiter – wir bleiben heute stehen und legen einen Tag Pause ein.
An den nächsten See
Unsere erste Etappe führt uns heute an einen Supermarkt. Dort treffen wir unsere Reisebegleitung "Matt". Er ist ein alter Kumpel und gehört ab jetzt auch zum AMUMOT-Team. Für die Einarbeitung und die geplante Neugestaltung des AMUMOT-Shops wird er mit uns nach Portugal fahren. Da er gestern 600 Kilometer gefahren ist und heute auch schon 200 Kilometer hinter sich hat, fällt die Etappe für uns recht kurz aus. Nach 180 Kilometer machen wir Feierabend.
Während wir so auf der vierspurig ausgebauten Nationalstraße fahren, werde ich gleich zweimal geblitzt. Die Dashcam hat es aufgezeichnet, wobei man den Blitzer selbst leider fast nicht erkennen kann.
Warum dem so war, werden wir wohl nie erfahren. Bisher ist auf jeden Fall noch kein Strafzettel gekommen.
Das Schlechtwetterbwand haben wir jetzt endgültig hinter uns gelassen, es ist endlich warm und die Sonne scheint!
Die kurze Etappe und der Mittag am See waren perfekt für uns. Es ist unbeschreiblich wie viel besser es uns geht, wenn die Sonne scheint.
Meer oder See?
Es sind nur knapp 300 Kilometer bis an den Plage de l'Espécier am Atlantik nahe Mimizan. Hier gibt es eine kostenlose Parkmöglichkeit für Wohnmobile im Pinienwald. Das fahren wir mit einer Arschbacke und sind kurz nach Mittag am Strand, wo wir dann schön den restlichen Tag verbringen können.
Das war unsere Idealvorstellung des heutigen Tages. Die Wirklichkeit sah dann leicht anders aus.
Ab Bordeaux waren wir von Stau umgeben. Unsere Idee mit dem Mittag am Strand, hatten die Franzosen an diesem herrlichen Sonntag, mitten in der Ferienzeit, wohl auch. Und wer glaubt, dass man Ende Juli an der Atlantikküste sonntagmittags einen Parkplatz für einen Lkw bekommt, war noch nie hier.
Wir planen um. Nach einem kurzen "Wrap à la Tanja" sind wir froh über die zweite unbenutzte Arschbacke, es geht noch mal 260 Kilometer weiter nach Spanien.
Nahe Vitoria Gasteiz am Parque Garaio Vitoria fahren wir auf den Wohnmobilstellplatz. Eigentlich hatte ich gehofft, dass man im Park am See übernachten darf. Aber was am Tage wie ein großer Wildcampingplatz aussieht, wird nachts komplett geräumt und keiner darf hier drin bleiben. Wenigstens ist der Stellplatz in ruhiger Lage.
Die gaaanz große Entsorgungsstation
Endlich sind wir in Spanien! Es wird immer wärmer, die Sonne scheint und wir sind in einer traumhaften Gegend unterwegs.
In Burgos gehen wir einkaufen und decken uns mit pfandfreien Getränken ein. Dann fahren wir noch ein Stück weiter bis Palencia wo ich einen super ruhigen Platz gefunden habe.
Übernachten in der Kläranlage
Wir sind in einem dieser Neubaugebiete, wo Straßen angelegt wurden, dann aber nicht weitergebaut wurde. Hier sollte vielleicht einmal ein Industriegebiet entstehen und am hintersten Ende befindet sich eine funkelnagelneue Kläranlage. Tonnen von Edelstahl wurden hier verbaut und einiges an Material ist schon abgewandert. Vor allem Kabel scheinen bei den Dieben begehrt zu sein.
(anklicken für großes Bild)
Sommer Sonne Badespaß
Heute stellt sich uns die Frage, fahren wir direkt nach Portugal durch, oder bleiben wir noch eine Nacht in Spanien. Ich habe einen See in der Nähe von Salamanca gefunden, an dem ich gerne noch eine Nacht gestanden hätte. Da es sowieso immer wärmer wird und wir das Wetter gar nicht mehr gewohnt sind, sind wir uns einig, dass ein Tankstopp in Salamanca und ein frühes Ende der Etappe am See genau das Richtige für heute ist.
Tanken in Salamanca
Vor unserer Abfahrt in Deutschland hatte ich noch im Erzgebirge in Annaberg-Buchholz vollgetankt. Einer der günstigsten Tankstellen von Spanien steht in Salamanca und da wollte ich unbedingt volltanken, bevor wir Portugal erreichen.
Für 1,07€/l tanken wir voll, aber die Tanks waren noch nicht mal ganz leer. Von Annaberg-Buchholz im Erzgebirge bis nach Spanien (2500km) genehmigte sich der Große durchschnittlich nur 24,8 Liter / 100km. Obwohl wir, in Frankreich gewogen, zurzeit mit über 12 Tonnen unterwegs sind.
Auf der Fahrt nach Deutschland waren es noch 26l mit nur 11,4 Tonnen. Liegt es an den neuen Reifen, oder lag es am Streckenprofil. Diesmal sind fast nur gute Landstraße und Autobahn gefahren. Vielleicht ist der Motor auch langsam eingefahren – mit 46.000 Kilometer.
Für mich geht der Verbrauch im Angesicht der Leistung und des Alters der Technik voll in Ordnung. Aktuelle Euro 6 Fahrzeuge brauchen bei gleichem Gewicht nur selten weniger, meistens mehr. Und bestätigt auch meine Meinung, dass ein Achtzylinder nicht automatisch ein Säufer sein muss. Er hat einfach genug Leistung um die meisten Autobahnsteigungen locker im größten Gang zu fahren können - was unter Strich Sprit einspart.
Nach diesem erfreulichen Ergebnis können wir die letzten 50 Kilometer zum ausgewählten See fahren.
Wie das natürlich so ist am See: Man möchte möglichst nahe am Seeufer stehen und dann kann es schon mal passieren, dass der Untergrund weicher ist als gedacht. So ging es dieses Mal einem spanischen Pärchen, die mich dann um Hilfe baten.
Die Aktion hat sich für uns gelohnt, zum Dank gab es eine leckere Wassermelone.
Portugal
Heute muss ich mich schwer zurückhalten, das Gaspedal nicht zu weit durchzutreten, aber es zieht uns extrem stark nach Portugal.
Und dann erreichen wir endlich die portugiesische Grenze. Unsere Gefühle beim Grenzübertritt sind eindeutig. Wo wir am deutschen Grenzübergang eher so mittel begeistert waren, nach der Art "ja schön mal wieder hier zu sein". Bekomme ich bei der Einreise nach Portugal fast schon Gänsehaut. Wir sind tatsächlich wieder zu Hause.
Es sind noch 60 Kilometer, bis wir die in die 2,5 Kilometer Piste einbiegen, die zu unserem Stückchen Land führt.
Als wir endlich am Ziel angekommen sind, müssen als erstes der Hänger, das Quad und das Ersatzrad abgeladen werden, bevor wir uns auf den endgültigen Parkplatz stellen können. Dies geschieht bei 35°C in der Mittagshitze. Danach sind wir alle erledigt.
Der Anhänger hat die Fahrt ohne Beschädigungen überstanden und kann jetzt in Betrieb genommen werden.
Ich bin froh wieder hier zu sein. Portugal hat trotz der hohen Infektionszahlen mit der Delta-Variante bisher keine verschärften Maßnahmen getroffen. Wegen der hohen Impfquote bleiben dieses Mal die Krankenhäuser leer.
In den vergangenen Wochen reiste bei uns immer die Ungewissheit mit, was ist, wenn die Grenzen wieder geschlossen werden würde.
Die zweite erfreuliche Botschaft ist, dass wir keinen Tag zu früh zurück sind. Denn unser Bautrupp, den wir für den Wiederaufbau der Ruine engagiert haben, kommt jetzt nicht erst Mitte August, sondern in 2 Tagen.
Wir freuen uns, dass es nach einem dreiviertel Jahr warten nun doch endlich losgeht.
Für uns heißt das aber auch: Die nächsten Wochen stehen wir fest. Wir werden die heißeste Zeit des Jahres in einer der heißesten Regionen von Portugal verbringen.
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