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Hallo aus Portugal!

Die erste Welle der Corona Krise ist in Portugal sehr glimpflich verlaufen. Vor zwei Wochen wurde der Notstand beendet und man darf sich wieder frei im Land bewegen. Trotzdem setzt die Regierung auf die Vernunft der Bevölkerung und fordert sie auf, "zuhause" zu bleiben. Touristische Einrichtungen und Strände sind bleiben noch geschlossen.

Campen auf eigenem Grund

Wir gehorchen dem Aufruf und befreien derweil lieber unser Stück Land vom wilden Bewuchs, bevor der Sommer und die Trockenheit beginnen. Wegen des vielen Regens dieses Jahr, dürfen solche Arbeiten noch bis Ende Mai gemacht werden.

Ja, du liest schon richtig. Uns gehört jetzt ein Stück von Portugal! So zweiundeinpaar-Hektar mit kleiner Ruine, angrenzendem Bach und ganz vielen großen Steinen und Korkeichen.

2 Monate früher

Ein Rückblick - was bisher geschah:
Nach unserer Flucht aus Marokko nach Portugal verschärft sich auch dort die Lage. Die Grenzen werden geschlossen, kein Fremder kommt mehr rein. In so einer Situation die richtigen Entscheidungen zu treffen, ist nicht einfach.

Wir sind keine Urlauber, die jetzt etwas früher nach Hause fahren müssten. Sondern wir leben fest in unserem Laster und sind auf Langzeitreise. Dass es zu einem Lockdown kommen wird war uns schnell klar, wie er jedoch für Ausländer ohne Rechte in einem fremden Land aussehen wird, war die große Unbekannte. Wie werden die Einheimischen auf uns reagieren? Was passiert, wenn wir doch nach Deutschland zurückfahren? Der Gedanke, dass es nach der Krise ewig dauern könnte bis man wider richtig reisen kann, schreckt uns ab. Wir würden in Deutschland festsitzen – womöglich über den Winter.

Wir halten es für besser, die Zeit in Portugal auszusitzen. Wir sind keiner Risikogruppe angehörig und werden es uns von anderen isolieren und nicht anstecken. Ich halt das für den besten Plan.

Tag 1 in Portugal

Wir versuchen uns so unauffällig wir möglich zu verhalten. Nach unserer Anreise spät am Abend haben wir die erste Nacht in Portugal auf einem Berg verbracht. Dank Park4night ist man jetzt auch hier nicht mehr alleine - Dankeschön. Jetzt wollen wir uns im Hinterland der Algarve verstecken und abwarten, wie sich die Lage entwickelt. Auf dem Weg dorthin gehen wir nochmal einkaufen und Wäsche waschen.

Ganz anders als in Spanien merkt man in Portugal überhaupt nichts von der Corona-Panik. Der Intermarché ist ganz normal bestückt, alle Artikel sind reichlich vorhanden. Wir kaufen ein – dieses Mal vielleicht ein bisschen mehr als normal. Um problemlos zwei Wochen ohne Kontakt zur Außenwelt überstehen zu können.

Danach fahren wir an einen Brunnen, zum Wassertanken. Die 200 Liter sind mit der Pumpe schnell durch die Filter gedrückt. Danach fahren wir dann endlich an unseren anvisierten Platz. Im Hinterland von Loulé sind wir hoffentlich weit genug weg von allem.

Portugal hat jetzt die Grenzen geschlossen. Kleine Übergänge wurden teilweise mit Erdhügeln unpassierbar gemacht. Für Touristen, die in Ihre Heimat reisen wollen, Güterverkehr und Pendler bleiben noch 9 große Übergänge noch offen. In Spanien ist inzwischen eine Ausgangssperre verhängt worden - wer keinen Grund hat, muss zuhause bleiben.
Das wird uns auch in Portugal blühen - darum bin ich ganz froh, dass wir jetzt einen Platz haben, von dem wir über Feldwege einen Supermarkt und zahlreiche Wasserstellen und einen Brunnen erreichen können. Zum Glück haben wir das Quad um Wasser und Lebensmittel besorgen zu können. Das erregt weniger Aufsehen - und der LKW würde auch gar nicht durch die schmalen Wege passen.

Da schlechtes Wetter droht, ist unser Platz mit dem Dreck vor der Türe nicht ganz so praktisch. Ich habe einen anderen Platz im Kopf, an dem wir auch nicht so gut gesehen werden können.

Wir ziehen an den neuen Platz um. Die Zufahrt ist nur für Fahrzeuge mit ausreichend Bodenfreiheit möglich.

Team Düdo ist auch bei uns und zu viert werden wir wohl so lange hier ausharren, bis sich die Lage entspannt hat. Ich hoffe es dauert nicht zu lange.

Nach über 3 Monaten regnet es heute das erste Mal. Ich bin froh, jetzt auf der Wiese zu stehen.

Alles deutet darauf hin, dass es am Mittwoch auch in Portugal zum Shutdown kommen wird.
In unserer Portugalgruppe melden sich seit heute immer mehr Leute, die beim Versuch das Land Richtung Deutschland zu verlassen an der Grenze zurück geschickt wurden. Auf der einen Seite frage ich mich, wieso man jetzt erst los fährt. Auf der anderen Seite schließt die GNR Stellplätze und die Camper müssen fahren. Die meisten noch offenen Stellplätze nehmen keine neuen Camper auf - um eine weitere Ausbreitung der Viren zu verringern. Also bleibt manchen Reisenden nichts anderes übrig als das Land zu verlassen. Im Großen und Ganzen also eine sehr wirre Situation, mit vielen Unsicherheiten.

Am Morgen kommt ein Quad vorbei. Es ist Marc, der hier ganz in der Nähe wohnt und jetzt sozusagen unser neuer Nachbar ist. Ich unterhalte mich mit ihm eine ganze Weile. Er scheint ganz nett zu sein. Solange wir keinen Müll hier rumfliegen lassen, so sagt er, wird es kein Problem sein, dass wir hier stehen. Mir ist der Kontakt zu Anwohnern wichtig - sie sind es vielleicht, die uns verpfeifen können, wenn sie uns nicht trauen.

Am Nachmittag wird bekannt gegeben, dass Die portugiesische Regierung den Notstand beschlossen hat. Welche Auswirkungen das jedoch auf das Land hat, bleibt erst Mal offen.

Es bleibt lange wolkig, erst am Nachmittag kommt die Sonne zum Vorschein. Nach den 30°C in der Wüste sind die 18-20°C in Portugal recht kühl für mich.

Über den Tag kommt ein Radfahrer vorbei und ein Pickup der Stadt mit zwei Arbeitern. Die halten an und erkundigen sich, wie wir überhaupt auf diese Wiese gekommen sind. Denn es muss ein etwa 50cm hoher Überrest einer Mauer überwunden werden. Mit 60cm Bodenfreiheit geht das ganz gut, der kleine Düdo glänzt mit einem kurzen Radstand und einer schmäleren Spur. In der Mitte ist das Hindernis nämlich niedriger.

Die zwei waren nett und auch schnell wieder verschwunden.

Am Abend werden die Regularien für den Notstand bekannt.

Die Kurzfassung lautet: Das öffentliche Leben wird weitest gehend herunter gefahren. Für mindestens die nächsten 15 Tage. Ungewiss ist, was mit den Freistehern gemacht wird. Hier gibt es einige Gerüchte - aber was Offizielles kann ich nicht finden. Da wir weder Lust haben uns bei anderen anzustecken, noch wissen, ob wir nicht selbst schon angesteckt sind, halten wir es für die beste Lösung hier zu bleiben und uns nicht zu bewegen. Punkt, keine weitere Diskussion.

Blick nach Marokko: Seit heute herrscht auch in Marokko Ausgangssperre und man liest immer wieder von Marokkanern, die Europäern gegenüber nicht gut gesinnt sind. Vielleicht war es ganz gut, dass wir das Land noch rechtzeitig verlassen haben. Ceuta ist übrigens immer noch offen und der Andrang an den Fähren hatte in den letzten Tagen lange Wartezeiten zur Folge - unter anderem auch wegen dem schlechten Wetter.

Ist es unverantwortlich jetzt nicht nach Deutschland zu fahren? Wo sollen wir denn hin? Der Transit nach Deutschland wird scheinbar an manchen Grenzen nur gewährt, wenn der Wohnsitz auch wirklich in Deutschland ist. Und nicht alle Digitalen Nomaden haben noch einen deutschen Wohnsitz.
Was sollen wir in Deutschland tun - die meisten Stellplätze sind ja geschlossen? Mitten in der Krise in ein Haus umziehen? Das ist wohl die denkbar schlechteste Idee, wenn #socialdistancing die goldene Regel ist!

Trotzdem sind wir jeden Tag aufs Neue gespannt, was auf uns zu kommt. Jeden Tag könnte die GNR auf der Matte stehen und dann gibt es eine 50/50 Chance ob bleiben dürfen oder gehen müssen. Wir haben einen Plan B - diesen erkläre ich, wenn es soweit ist.

Wir versuchen uns mit ALLTAG. Tanja nutzt das schlechte Wetter um die Küchenschubladen endlich mal aufzuräumen.

Weiterhin wirkt sich das zuhause bleiben, bei gleichzeitig schlechtem Wetter, äußerst positiv auf meinen Email Posteingang aus. Mein Ziel ist es alle Emails abzuarbeiten. Nebenher regnet es kräftig und am Abend vernehmen wir draußen auf einmal ein Rauschen. Es ist der Bach, an dem wir stehen - er führt wieder Wasser. Das Wasser steigt am Abend so schnell, dass wir schon wieder Angst haben müssen, dass es Hochwasser gibt. Man ist auch nirgends sicher! Der Wetterbericht ist jedoch auf unserer Seite, es soll in der Nacht keinen weiteren Regen geben.

Wasser im Bach ist natürlich super schön, nur schneidet er uns den Weg zu den Wasserstellen und einem Supermarkt ab. Mit dem LKW ist der Bach kein Problem, mit dem Quad schon eher.

Das Wasser im Bach ist zum Glück nicht weiter gestiegen und wir konnten beruhigt schlafen gehen, denn weitere Regenfälle sind erst für den Vormittag angekündigt.

Nun sind wir schon eine Woche in Portugal. Wir sind bisher keine Minute zu früh los gefahren und wenn ich sehe, wie sich das alles entwickelt bin ich sehr froh, dass wir Marokko doch verlassen konnten.

Bald ist die erste Woche Quarantäne um und mit jedem Tag wird wahrscheinlicher, dass wir uns bisher nirgendes angesteckt haben. Auch wenn ich die vergangene Woche immer wieder grippale Anzeichen hatte, so kam es nie zum richtigen Ausbruch. Mal lief die Nase, dann ziemliche Kopfschmerzen im Bereich Augen und Kiefer. Typische Symptome einer Erkältung - was mich bei dem Wetter hier auch nicht wundert und damit nicht automatisch Covid-19 sein muss.

Pah ist das kalt hier! Es hat nur 5°C draußen und entsprechend auch nur 16°C drinnen. Der kleine Ofen ist zur Zeit wieder ein bis zweimal täglich im Einsatz. Demnächst wird mir das Brennholz ausgehen - ich habe nicht damit gerechnet dass, es in Portugal noch so kalt ist.

Es ist Wochenende und trotz Ausgangssperre fühlt man sich hier wie im Freizeitpark. Mit Jugendlichen vollbesetzte Geländewägen kommen hier zum Spielen vorbei und zerpflügen die Natur. Motorcrosser machen es gleich, sind aber wenigstens alleine unterwegs. Sicher sind sie alle auf dem Weg zum Bäcker oder zur Tankstelle.

Das erste Mal merke ich die psychische Belastung. Ich habe heute den ersten Durchhänger und fühle mich einfach nur schlecht. Die Ungewissheit und große Frage ob man die richtige Entscheidung getroffen hat, nagt an der Psyche. Sicher sind wir in der Abgeschiedenheit am Besten aufgehoben. Besser als irgendwo anders auf der Welt. Das friedliche Portugal ist dazu sicher noch das sicherste Land in Europa, wenn es zum Ausnahmezustand durch ausflippende Bevölkerung kommt. Trotzdem sind gerade an diesem Ort immer noch viel zu nah an den Menschen.

Wir stehen nun schon eine Woche, und unsere Nachbarn melden langsam Wasserbedarf an. Der Müll könnte auch mal entsorgt werden, weshalb ich heute den ersten Versuch einer Versorgungsfahrt mit dem ATV starte.

Dass wir mal Wasser mit Quad holen müssen, daran dachte auch noch keiner. Zum Glück ist noch einer meiner drei 20 Liter Benzinkanister unbenutzt und ein paar 5 Liter Wasserkanister haben wir auch noch.

Im nächsten kleinen Ort, hier wohnen keine 10 Menschen, kann ich den Müll entsorgen und die Kanister auffüllen. Dabei treffe ich eine deutsche Frau, die hier schon länger lebt. Wir unterhalten uns über die Situation - sie denkt nicht, dass wir Probleme bekommen werden. Hoffen wir, dass sie recht behält.

Zurück am Womo habe ich das Wasser in Tanks gepumpt. Meine Filteranlage ist flexibel nutzbar, ich kann die Pumpe auch ohne lange Schläuche direkt aus dem Eimer versorgen. Das Leitungswasser müsste ich zwar nicht filtern, aber da hier noch 20 Liter Regenwasser rumstehen, habe ich doch lieber die Filter angeschlossen.

In einem portugiesischen Erlass werden nun alle Urlauber aufgefordert nach Hause zu fahren (Stellt sich als Fake-News heraus). Das ist gut gemeint, nur leider sind die spanischen Grenzen inzwischen geschlossen und wir halten uns weiter an die Ausgangssperre - alle Fahrten außer zum Einkaufen usw. sind untersagt. Die Nachlässigkeit der deutschen Regierung macht Deutschland gerade zum besten Land um die Krise aus zu sitzen, da es nach wie vor keine Ausgangssperre gibt.

Je mehr man in Facebook herum surft, desto verrückter wird man gemacht.

Wie weit der Gesetzgeber in Portugal wirklich gehen wird, man weiß es einfach nicht. Vermutlich wird man aber, wie schon in anderen Ländern geschehen, die Reisenden auffordern den Platz nicht zu verlassen. Was die pragmatischste Lösung sein wird. Sollten Sie uns finden, hoffen wir auf eine ähnliche Reaktion - wenn nicht, werden wir mit den Konsequenzen leben. Wer bis jetzt nicht den Ernst der Lage begriffen hat, dem ist einfach nicht zu helfen.

Es ist 10 Uhr oder so, ein Motocrosser dreht seine Runden durch das Gelände - mit keinen 5 Meter Abstand. Runde um Runde, wir können nichts machen, es ist zwar Privatland, jedoch nicht unseres. Später kommt eine Gruppe Wanderer vorbei und wieder Mountainbiker. Die alle stören zwar nicht, aber es sieht natürlich für die Anderen schon komisch aus, wenn wir mitten in der Pampa stehen. Wir brauchen mehr Abgeschiedenheit!

Eine Bekannte stellt den Kontakt zu einem Mann her, der eine Halbinsel an einem Stausee besitzt. Dort könnten wir vielleicht unterkommen. Für uns würde das heißen, zwar am See stehen, aber gefangen. Keiner kommt rein oder raus.

Ohne einen richtigen Plan zu haben beschließen die Abreise gen Norden. Wir wollen als erstes 350 Kilometer gen Norden fahren und uns an einem Stausee überlegen wie es weiter gehen soll. Auf dem Weg gehen wir Einkaufen - die doppelte Menge wie wir normal einkaufen. Jetzt sollten wir für 4 Wochen autark sein.

Portugal ist wie leer gefegt. Wir begegnen nur wenigen Autos und in den Dörfern huschen nur vereinzelt Leute durch die Gassen. Auf den Hauptverbindungsstrecken sind viele LKW unterwegs. Die GNR sehen wir nur einmal an einem Kreisverkehr stehen und ein weiteres Mal drehen sie eine Runde über den Parkplatz des Intermarché als wir gerade einkaufen.

Spät am Abend erreichen wir den See - dass wir hier komplett alleine sind, hätte ich jedoch nicht erwartet. Umso besser für uns. Leider hatten wir jetzt wieder Kontakt zur Außenwelt - 10 Tage waren wir bisher Isoliert, nun fängt alles von vorne an.

Es ist wie im Paradies. Die Sonne scheint, wir haben 25°C im Schatten - Team Düdo geht sogar baden. Es ist der perfekte Platz um die Krise weitab von allem auszusitzen.

Aber es gibt Menschen die das anders sehen. So zum beispiel der Bürgermeister der zuständigen Stadt. Erst kam ein weißer Pickup angefahren, der aber wieder ging und 2 Stunden später steht die GNR auf der Matte und erklärt uns, dass wir hier unmöglich stehen könnten, die Bevölkerung hätte Panik und verschiedene andere Gründe noch.

Wir müssen jedoch nicht gleich fahren und können also in Ruhe zusammen packen.

Jetzt ist guter Rat teuer. Am Vormittag packen wir dann wirklich zusammen und füllen noch die Wassertanks mit gefiltertem Seewasser. Man weiß ja nicht, was die nächsten Tage auf uns zukommt. Team Düdo beschließt jetzt abzureisen, sie wollen sowieso langsam zurück nach Deutschland. Die Grenzen sind für EU Bürger, die heimreisen wollen, offen.

Gedanklich bin ich ebenfalls schon auf dem Weg nach Deutschland, nur Tanja bremst noch. Sie klappert verschiedene Kontakte in Portugal ab. Was ich nicht für möglich gehalten hätte tritt tatsächlich ein: Über drei Ecken bekommen wir den Kontakt zu einer Frau, die sich über Gesellschaft auf ihrem Grundstück freuen würde. Ohne uns zu kennen, sagt sie zu und lädt uns ein.

Ich gebe die Adresse ins Navi ein, es sind 120 Kilometer nach Norden in den District Castelo Branco nördlich von Serta. Die Fahrt birgt Risiken, denn wir dürfen eigentlich nicht reisen, außer wir sind auf dem Weg nach Deutschland. Bei einer Kontrolle würden wir in Erklärungsnot kommen. Aber wir haben Glück und kommen ohne Kontrolle ans Ziel.
Wie viel Glück wir hatten, erfahren wir später, denn unsere Gastgeberin wurde von der Polizei angehalten - selbst der Gang aufs Amt war nicht zulässig. Hätte man uns erwischt, oh je ...

Wir erreichen ein kleines Grundstück mit ein paar Bäumen, einem Brunnen und viel Wiese. Drei Wohnwägen stehen hier, aber die Besitzerin wohnt gerade alleine hier, denn ihr Mitbewohner liegt mit einer schweren Corona-Erkrankung in Deutschland im Krankenhaus. Im hinteren Bereich des Grundstücks dürfen wir uns hinstellen.

Wir sind neu im Landkreis und dürfen das Grundstück für die nächsten 14 Tage nicht verlassen. Kein Problem, denn wir haben genug zu tun.
Heute muss ich zuerst den Laster gerade hinstellen. Die Steine, auf die ich gestern drauf gefahren bin, sind inzwischen im Boden versunken. Ich fahre etwas vor und packe noch mehr Holz und Steine unter die Räder.

Mit der Motorsense mähe ich die Wiese. Über 11 Jahre konnte ich vor Gartenarbeit erfolgreich flüchten und nun holt es mich doch noch ein.

Frisch gemäht fühlt es sich etwas besser an. Vor allem können jetzt keine Ameisen mehr die Treppe hoch laufen. Wir werden auf dem Grundstück etwas mithelfen und dürfen dafür in Sicherheit wohnen.

Die Lage in Portugal: So wie wir gehört haben gab es von Seiten der GNR nur sehr wenige Räumaktionen. Die Camper dürfen stehen bleiben und müssen sich wie wir auch an die Regeln halten. Wir hatten am letzten Platz wohl einfach nur Pech gehabt. Warum kann ich mir schon denken, was passiert, wenn Plätze zu bekannt werden.

Kaum sind wir halbwegs angekommen, kommt die GNR zu Besuch. Ein Nachbar hat sie gerufen. Es wird viel gesprochen und ich verstehe nicht viel. Aber dann erfolgt eine Belehrung an alle Beteiligten. Es herrscht Ausgangssperre. Wir dürfen das Grundstück nur zum Einkaufen, Tanken, Bank und ähnliche wichtigen Dinge verlassen. Und dann das wichtigste: Wir dürfen hierbleiben!

So kommt und geht ein Tag nach dem anderen. Das Wetter ist so schlecht, dass wir von der Gefangenschaft nur wenig mitbekommen. Es gibt Tage, da stehe ich am Morgen auf und setze mich vor den Computer. Ich schreibe eine E-Mail nach der anderen, betreue meinen Online-Shop und telefoniere etwas. Als es schon lange wieder dunkel ist, gehe ich ins Bett. Ich war an solchen Tag oft keine 5 Minuten draußen.

Abwechslung bringt Tanja mit einer neuen Idee. Bei Castelo Branco verkauft jemand 2 Hektar Land mit einer Ruine, großen Granitfelsen und ein paar Bäumen drauf. In solchen Zeiten wie jetzt, kann etwas eigenes nicht schaden - in Hinblick auf die Zukunft ebenso. Das müssen wir uns unbedingt anschauen. Jedoch wie kommen wir jetzt dort hin?

Die GNR hat eine Covid-19 Hotline für Fragen aller Art eingerichtet. Denen schildert Tanja die Lage und bekommt zuerst eine Standardantwort in Form von NEIN. Sie haben die Frage nicht richtig gelesen und bezogen sich auf das totale Ausgangsverbot um Ostern. Beim nochmaligen Nachfragen bekommen wir die Erlaubnis, mit Makler-Termin ein Grundstück besichtigen zu dürfen.
Das zieht sich aber, da es fast jeden Tag regnet und wir auf einer unbefestigten Wiese stehen. Wir müssen auf besseres Wetter warten.

Landschau

Endlich, es wird etwas trockener und der Makler stimmt einer Besichtigung zu. Wir räumen reisefertig und starten den Motor und freuen uns, mal wieder auf Achse zu sein! Aber Portugal ist wie leer gefegt. Auf den Straßen sieht man nur LKWs und Firmenfahrzeuge.

Eine der Engstellen

Wir erreichen das Objekt der Begierde, nachdem wir uns durch eine 2 Kilometer lange Anfahrt geschlagen haben. Es gibt Kreuzungen, die man teilweise rückwärts nehmen muss, Kurven um die ich erst beim zweiten oder dritten Anlauf herumkomme und Engstellen, die auf den Millimeter so breit wie der LKW sind. Will man hier wohnen und sich öfter mit so einer Zufahrt auseinandersetzen?

Ziel erreicht

Ich hoffe, dass wir mal wieder nur die schlechte Anfahrt erwischt haben und es noch einen anderen, viel breiteren, Weg gibt. Aber nun müssen bekommen wir zuerst einmal eine Führung über 2ha Land.

Einzig möglicher Parkplatz

Wir dürfen eine Nacht hierbleiben. Aber auf einem Bein steht es sich schlecht und da gerade Wochenende ist, hängen wir gleich noch eine weitere Nacht dran.

So kommen wir auch mit zwei Nachbarn ins Gespräch, die beide sehr nett erscheinen. Den zweiten Tag verbringen wir mit Überlegen und Planen. Bei den großen Bränden in Portugal 2017 war auch dieses Stück Land betroffen. Viele Bäume, darunter auch einige Korkeichen, wurden damals vernichtet. Das hat Vor- und Nachteile für uns. Gut ist, dass die lästige Vegetation wie Mimosen, die sich unkontrolliert ausbreiten, noch jung ist und bekämpft werden kann. Schlecht ist, das wohl sicher noch der eine oder andere Baum fallen wird.

Die Ruine ist leider mit mit keinem Fahrzeug erreichbar. Sie steht aber am schönsten Platz auf dem Grundstück. Dazu gibt es aber noch 2-3 andere schöne Plätze, die man sich als Stellplatz für den Camper herrichten könnte.

riesen Granit-Felsen und Korkeichen

Die Ruine ist wichtig, denn die darf wieder aufgebaut werden - man darf seinen Wohnsitz hier anmelden. Ein reines Agrarland darf weder bewohnt, noch bebaut werden und ist somit wieder nur halb legal nutzbar. Auch wenn wir noch lange nicht hier wohnen wollen, die Ruine macht das Land wertvoll und die Größe bringt Abstand und Ruhe.

Alleine dieser Platz ist ein Traum.

Es gibt zwei kleine Bäche, einer davon führt wohl ganzjährig Wasser. Dazu zwei Brunnen und eine Quelle. Wobei die Quelle bisher nicht erreichbar ist und nicht auf Vorhandensein geprüft werden konnte. Die Grundlage für Leben ist also gesichert.

Strom brauchen wir zum Glück nicht. Sollten sich die Pläne mal ändern, könnte man problemlos die Leitung vom Nachbar erweitern.

Das große Problem bleibt die Zufahrt, denn nachdem ich mit dem Quad die Umgebung und alle anderen möglichen Zufahrten erkundet habe, ist klar, dass wir schon die beste Version genommen haben.

Zusammenfassen kann man sagen: Das Grundstück ist vermutlich so billig, weil es voll mit großen Granitfelsen und dazu noch recht hügelig ist. Es gibt weder Strom noch fließend Wasser. Aber genau das macht es für uns interessant.

Es wird Zeit wieder zurück zu fahren. Der Weg bist zur Teerstraße ist jedoch von dieser Richtung noch komplizierter als aus der anderen Richtung. Der Laster ist 2 Zentimeter zu breit.
Als wir wieder unsere Wiese bei der deutschen Auswanderin erreichen habe ich keinen großen Bock mehr auf das Land. Was nutzt mir ein Grundstück welches zwar perfekt ist, ich aber nicht wirklich drauf komme?

Nachdem meiner ersten Euphorie siegt für mich die Vernunft - keine unnötige Probleme ins Haus holen - das Leben geht auch ohne eigenen Grund weiter.
Tanja ist jedoch anderer Meinung. Und letztendlich stimmt sie auch mich um. Es ist ja nicht unmöglich mit dem Laster da drauf zu fahren. Sondern nur extrem aufwändig. "Mal eben" fährt man mit dem LKW nicht zum Baumarkt um etwas zu kaufen. Wir haben das ATV und damit muss dann alles erledigt werden. Könnte auch spannend werden - mit dem ATV als Hauptfahrzeug ein Stück Land in einem LKW bewohnen.

Wir beauftragen eine Anwältin mit der Kaufabwicklung - das ist für uns die sicherste Lösung um vor unliebsamen Überraschungen bewahrt zu werden.

Ende des Notstands in Portugal

Der Notstand in Portugal wird aufgehoben. Man soll zwar weiter zuhause bleiben, aber es gibt keine Ausgangssperre mehr. Damit wir näher am Ort des Geschehens sind, verlassen wir unsere Quarantänewiese und fahren nach Castelo Branco. Im Industriegebiet parken wir das Womo und fahren mit dem Quad in die Stadt. Erster Stopp, das Finanzamt, denn wir benötigen eine Steuernummer (NIF). Gegen alle Infos haben die Finanzämter immer noch zu. Die Anwältin besorgt uns die NIF online.

Zona Industrial Castelo Branco

Die neue Freiheit ist toll!

Bis alle Dokumente zusammengetragen und geprüft sind, vergehen ein paar Tage. Wir stehen derweil weiter im Industriegebiet und werden nicht weiter beachtet. Einmal fährt die Polizei über unseren Parkplatz und wendet dann wieder, aber hält nicht.

Vier Baumärkte, ein Bifana Restaurant und McDonalds im näheren Umkreis sind die perfekte Infrastruktur. Während unserer Wartezeit baue ich die Wasserfilteranlage um, verpasse dem Fahrerhaus ein paar Arbeitsscheinwerfer und auch der Toilettentank bekommt die finale Verrohrung mit einem Siphon und einem besseren Ablaufhahn.

Wasserfilter jetzt fest im Staukasten. (Mit Ablauf nach draußen!
Arbeitsscheinwerfer auf dem Fahrerhaus.

Gartengeräte

Jetzt mit eigener Motorsense

In den Baumärkten versorgen wir uns mit einer kleinen Ausstattung an Werkzeug, und bei einem Motorgerätehändler, der neben Kawasaki Motorrädern auch Husqvarna Kettensägen und Motorsensen verkauft, werde ich stolzer Besitzer der portugiesischen Lieblingsmaschine für Grundstücksbesitzer: Die Motorsense.

Geduldsprobe

Es wird langsam Wochenende und wir werden Tag um Tag mit der Unterschrift vertröstet. Wir haben keine Lust mehr auf Instriegebietcamping, vor allem nicht über das Wochenende. Darum beschließen wir, jetzt auf unser fast gekauftes Land umzuziehen und wenn es dann soweit ist, mit dem Quad zur finalen Unterschrift nach Castelo Branco zu fahren.

Tanken zu Billigpreisen

Wer weiß, wie lange wir jetzt stehen werden und wie danach die Dieselpreise sein werden. Da der Diesel gerade bei 1€ ist, will ich jetzt die Dieseltanks füllen.

Der Tank Hack

Die Tankstelle beim Pingo Doce ist zwar billig, aber elendig langsam. Wie die meisten Tankstellen in Portugal kann man den Griff auch hier nicht arretieren, weshalb mir die Idee mit dem Ball kommt. Das Problem, dass ich pro Kartenzahlung nur 73 Liter bekomme bleibt aber, und wir stehen recht lange an der Tankstelle.
Seit Marokko sind wir 1350 Kilometer gefahren. Nach 363 Litern sind beide Tanks voll. Das entspricht einem Verbrauch von 26,4l/100km. Geht voll in Ordnung, früher haben wir mit den zwei Fahrzeuegn zusammen mehr verbraucht.

1€ pro Liter Diesel in Portugal

Als alle Tanks endlich voll sind, fahren wir weiter zu einem Brunnen, wo ich die Wassertanks füllen werde. Mit der Bohrmaschinenpumpe für den Akkuschrauber geht das ganz gut.

Quellwasser tanken

Die Pumpe für den Akkuschrauber habe ich in einem Baumarkt gefunden. Zwei weitere sind in einem Paket, welches immer noch in Deutschland auf den Versand wartet. Dies war also der erste Test. Der platzsparende Falteimer fängt das Wasser auf und die Pumpe befördert es zu den Tanks. Funktioniert perfekt - nach 100 Litern ist der Akku vom Akkuschrauber leer. Der Druck reicht jedoch bei Weitem nicht für die Filteranlage aus! Aber die brauchen wir hier ja nicht.

Wassertanken mit dem Akkuschrauber und Pumpe

Zuhause!

Freisten auf eigenem Land

Uns gehört nun ganz offiziell ein Stück Portugal! Naja, zumindest fast. Als wir am Abend zuhause eintreffen, beginnen wir sofort mit den ersten Säuberungsarbeiten. Am Mittag des nächsten Tages ist eine ausreichend große Fläche von Ginster und Zistrosen befreit. Der erste Stellplatz ist geschaffen!
Die Ginsterbüsche, die sich nicht von Hand ausreißen lassen, lassen sich am besten mit der Flex und einem montierten Hartmetallsägeblatt abschneiden.

Alleine dieser Platz ist ein Traum.
Platz zwei: auch sehr nett
Wichtig: Mit Ruine!

So wird man Landschaftsgärtner

Ohne Motorsense ist man hier verloren.

Der Ginster muss weg, sonst enstehen hier Wälder, die alles andere ersticken. Noch geht das mit der Motorsense ganz gut. Da vom damaligen Feuer extrem viel totes Holz rumliegt, ist die Arbeit sehr zeitaufwändig.

Sieht schon gleich viel besser aus.

Die Umgebung mit dem Quad erkunden

Die Sonne scheint endlich und langsam wird es auch wärmer. Am vergangenen Sonntag erkunde ich die nähere Umgebung. Sie erweist sich als abwechslungsreich und sehr schön.

urig schöner Bach in der Nähe.

Wie geht es weiter?

Enden jetzt die Reisen? Nein!
Es beginnt ein neuer Abschnitt in meinem Leben. Das Wohnmobil Leben hat unendlich viele verschiedene Facetten. Einen Laster auszubauen, wenn man im Womo lebt, war letztes Jahr ein spannendes Projekt. Die Ungebundenheit hat den Ausbau im Erzgebirge zu einem Erlebnis gemacht.

Dann kam Corona und wir sind jetzt erst einmal in Portugal gestrandet – es könnte schlimmer sein. Auch wenn wir mit dem LKW jetzt keine Offroadreisen in ferne Länder unternehmen, bin ich sehr froh ihn zu haben. Wir sind extrem autark und können uns mit Wasser selbst versorgen, und das Quad darf jetzt seine Fähigkeiten als Arbeitstier beweisen.

Das Quad als Schlepper. #

Wir bauen uns jetzt ein paar schöne Freistehplätze, wo uns niemand vertreiben kann. Das Schöne ist, dass sie uns auch von niemand weggenommen werden können.

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