Stromversorgung im Allradlaster
Jetzt wird es elektrisch – es geht um die Stromversorgung unseres Offroad-Trucks. Unser Fernreisemobil sollte eine autarke, einfache und zuverlässige Stromversorgung bekommen. Autark war mir besonders wichtig, denn wir wollen Landstrom höchstens als Backup bei schlechtem Wetter nutzen. Demzufolge liegt der Fokus bei der Auswahl der Komponenten, wo ganz anders, wie zum Beispiel bei einem Wohnmobil, welches viel an Landstrom auf Camping und Stellplätzen steht. Wenn wir Landstrom nutzen, darf selbst schlechte Qualität, wie sie oft in Spanien und außerhalb Europas anzutreffen ist, oder gar 110V in Nordamerika, kein Problem darstellen.
Autarke Stromversorgung im Overland-Truck
Wir planten diesen Allrad-LKW als unser Zuhause, mit dem wir uns für unbestimmte Zeit da aufhalten wollen, wo es uns gefällt. Jeden Tag damit zu fahren steht ebenso wenig auf dem Plan wie der regelmäßige Besuch von Camping- und Stellplätzen. Die Stromversorgung wurde also so ausgelegt, dass sie unabhängig, autark funktioniert und „Fahren“ oder „Landstrom“ eher als Option zu sehen ist. Die Hütte muss einfach auf der ganzen Welt funktionieren.
Da wir weder auf Kälte noch auf nasses Wetter stehen, werden wir versuchen, uns die meiste Zeit in sonnenreichen Gegenden aufzuhalten – was daher einen zusätzlichen Strom-Generator überflüssig macht. Sollten wir später doch den Winter am Nordkap verbringen wollen, wäre auch dies mit kleinen Optimierungen, wie stärkerer Ladegeräte und einem entsprechenden Generator, möglich. So weit kommt es aber hoffentlich nicht.
Planungsphase
Zu Beginn eines solchen Projekts steht die Bedarfsermittlung. Da ich schon seit 2018 das Victron Venus GX im Vario laufen habe, musste ich den Strombedarf der einzelnen Monate nur noch ablesen und hatte so schnell ein Ergebnis. 90-100kWh sollte ich pro Monat einplanen. Zwar wird die Stromversorgung durch andere Wechselrichter sparsamer, zwei elektrische Wasserboiler werden es dafür wieder ausgleichen. Den 230V Kühlschrank haben wir als erstes gekauft und viele Wochen in der Halle mit einem Stromkostenmessgerät laufen lassen um erste Erfahrungen sammeln zu können.
Bei meinem Vario waren die Akkus nach 1,5 Tagen im Schatten leer. Bei längeren Regenperioden in Portugal hat es so öfter mal um einen Tag nicht ausgereicht. Mit der doppelten Kapazität sollten also 3 Tage volle Autarkie möglich sein. Dazu etwas mehr PV-Leistung (Solaranlage), um den Grundbedarf auch bei Sonnentiefstand decken zu können. Bei angenommen 3kWh Tagesverbrauch sind hierfür in Südspanien 1230Wp nötig. Da man nicht immer mit einem wolkenlosen Himmel rechnen kann, darf es auch gerne etwas mehr sein.
- mindestens 10kWh Batteriespeicher (12V 800Ah oder 24V 400Ah)
- mindestens 1300Wp PV-Leistung
Redundanz beachten
Unabhängigkeit, Flexibilität und hohe Betriebssicherheit waren mir sehr wichtig. All-in-One Kombigeräte scheiden da prinzipiell aus. Würde ein solches Gerät kaputtgehen, fällt die ganze Anlage aus! Die Wahl qualitativ hochwertiger Geräte versteht sich von selbst, aber auch dann darf der Ausfall eines einzelnen Gerätes, z.B. durch einen Wasserschaden, die Stromversorgung gefährden, weshalb alle wichtigen Geräte doppelt vorhanden sind.
Anders als viele von euch vermuten werden, habe ich mich bewusst gegen den Victron Energy MultiPlus Wechselrichter/Ladegerät Kombi entschieden. Zweifelsfrei sind es super Geräte, aber eben nur in ihrem Einsatzbereich. Was bringt mir ein PowerAssist, wenn ich keinen Landstrom nutzen möchte? Die fehlende Landstromstabilisierung leitet schwankende Netzspannungen ins Fahrzeug oder schaltet bei zu schlechter Netzspannung gar nicht erst ein. In Ländern mit 110V läuft der 230V MultiPlus auch nicht. Hier wollte ich Lösung umsetzen, die zusätzliche Netzspannungswandler und Stabilisatoren einspart und dazu noch günstiger und leichter ist.
Stromversorgung im Allradlaster
Ich möchte dich nicht länger auf die Folter spannen. Nachdem alles eingebaut war, habe ich diese Skizze angefertigt, um die Verbindung der Geräte besser darstellen zu können. Darunter findest du meine Einkaufs-Liste und danach erkläre ich warum ich einiges komplett anders gelöst habe, wie es „normalerweise“ im Campingbereich gemacht wird.
Ich habe bewusst keine Kabelquerschnitte angegeben. Diese richten sich nach dem Strom und der Kabellänge und können nicht pauschal übernommen werden.
Stückliste:
Akku und BMS
- 4x LiFePO4 Smart 200Ah 12.8V Victron Energy
- 1x Batterie Hauptschalter
- 1x Batteriecomputer BMV712
- 1x Minus-Verteiler 4x M8 Bolzen
- 1x Hauptsicherung 150A
- 1x BatteryProtect BP65 für Verbraucher
- 1x BatteryProtect BP100 für Solarladeregler und 230V Ladegeräte
- 1x Mini BMS
24V Verbraucher
Ladegeräte Solarstrom und 230V
- 8x Monokristalline PV-Module heute KVM220-12 SolarSwiss
- 2x Victron Energy Solarregler SmartSolar MPPT 150/35
- 2x Phoenix Smart IP43 Batterieladegeräte 100-230V 25A
Stromversorgung 230V intern
Starterakkus und Ladung per Lichtmaschine
Autarkes Wohnmobil
Wie schon am Anfang erwähnt bauen wir einen Wohn-Lkw, der autark in der Wüste oder am Stausee ohne Camping- und Stellplätze funktionieren muss! Wir fahren oftmals wochenlang gar nicht und trotzdem muss die Energieversorgung gesichert sein. Dabei möchte ich auch möglichst viele Ressourcen schonen und setzte lieber auf erneuerbare Energien in Form einer Fotovoltaik Anlage auf dem Dach.
Akku - das Herz der Stromversorgung im Wohnmobil
Ich habe mich für Victron Energy LiFePO4 12,8V Smart Akkus entschieden. Dies waren im Sommer 2019 die leichtesten 200Ah Zellen auf dem Markt – die mit 400A uneingeschränkt hochstromfähig sind. Was für hohe Ströme konzipiert ist, wird mit kleinen Strömen keine Probleme verursachen. Lithium-Akkus und BMS sind voneinander getrennt, ich kann im Problemfall selbst eingreifen und fehlerhafte Bauteile austauschen oder überbrücken.
Keep it Simple!
In der Skizze sind mehr Leitungen eingezeichnet, als ich wirklich verlegt habe. Minuskabel, die zum Wechselrichter gehen, können auch die Minusleitung zum Ladegerät sein. Der Strom darin würde sogar sinken, wenn Wechselrichter und Ladegerät gleichzeitig in Betrieb sind. So habe ich versucht, die Anlage so einfach wie möglich, bei trotzdem maximaler Leistungsfähigkeit, aufzubauen.
230V Netz im Wohnmobil
Wo es sich nicht vermeiden lässt, kommen 230V Geräte zum Einsatz. Vor allem beim Kühlschrank führte kein Weg am 230V Netz vorbei. Es kann einfach nicht sein, dass ein 12V Kühlschrank über 1000-2000€ kostet und dann nicht mal wirklich energiesparend ist. Hier setze ich auf 230V A++ Haushaltstechnik und das gesparte Geld investiere ich lieber in ein redundantes 230V Netz. Denn ohne 230V geht es ohnehin nicht bei uns.
Ein 230V Wechselrichter für den Kühlschrank
Ein 230V Kühlschrank benötigt nur knapp 50 Watt, wenn der Kompressor läuft. Trotzdem muss der Wechselrichter mindestens 800W Dauerleistung haben, um den Kühlschrank zuverlässig starten zu können. Da nebenher auch noch ein 750W Warmwasserboiler betrieben werden soll, habe ich mich für 2000VA Inverter entschieden. Dieser ist nicht schwerer als das 1600VA Modell und hat mehr Reserven.
Ein 230V Kühlschrank rechnet sich nur, wenn der Inverter in den Ruhezeiten keinen Strom verbraucht. Er benötigt also einen Stromsparmodus. Die meisten Victron Wechselrichter können das mehr oder weniger gut. Die im Jahr 2019 vorgestellte Phönix Inverter Smart Serie verbraucht im AES-Stand-by nur 2,6 Watt, was besonders wenig ist. Dank ve.Direkt Port und Bluetooth lässt er sich auch einfach programmieren und in mein Monitoring System einbinden.
Für die Geräte, welche nur bei Bedarf laufen - wie Kaffeemaschine, Backofen, Waschmaschine, Seilwinde und den restlichen Kram im Wohnraum - reichen mir ebenfalls 2000VA aus. Damit sich Kühlschrank und Boiler nicht mit den anderen Geräten in die Quere kommen, gibt es zwei getrennte 230V Netze mit zwei identischen Wechselrichtern. Der zweite Wechselrichter wird über einen Schalter im Wohnraum manuell eingeschaltet, wenn er gebraucht wird. Das senkt den Stromverbrauch über Nacht.
Fällt eines der beiden Geräte aus, kann ich die Leitungen zusammenlegen und unter gewissen Einschränkung alles weiter betreiben, bis ein Ersatzgerät organisiert ist. Da der Kühlschrank bei uns zu den lebenswichtigen Geräten gehört, ist die Versorgung über 230V sicher riskant. Mit zwei Wechselrichtern kann ich das Risiko zwar mindern, aber nicht komplett ausblenden. Hier hoffe ich einfach auf Glück.
Zwei getrennte 230V Netze
- Netz 1
Kühlschrank + 750W Warmwasserboiler + Rohrbegleitheizung für die Abflussrohre.
Diese Geräte schalten unkontrollierbar ein und bekommen daher einen eigenen Wechselrichter. - Netz 2
Alle 230V Steckdosen im Wohnraum für Kaffeemaschine, Heizlüfter, Backofen, Waschmaschine, Seilwinde usw.
Diese Geräte sind nicht lebensnotwendig und müssen vorwiegend nie gleichzeitig laufen
Warmwasserboiler in 230V und 24V
Ein 15l Isotherm Warmwasserboiler zum Duschen im Bad mit 750W 230V Heizelement reicht vollkommen aus. Das Aufheizen über Strom verbraucht im Sommer überschüssigen Solarstrom. Sollte der Solarertrag dafür nicht ausreichen, kann der Boiler auch mit der Warmwasser-Dieselheizung aufgeheizt werden. Für die Küche gibt es einen kleinen 3l 24V Elgena Boiler (KB3 24V) mit 400 Watt. Zum Spülen reicht das vollkommen. Sollte dafür der Strom zu knapp sein, kann das Spülwasser auch vom Bad geholt oder mit Gas auf dem Herd erhitzt werden.
Warmwasser gibt es also trotzdem, auch wenn der Solar-Ertrag zu knapp sein sollte!
Zwei 230V Ladegeräte
Geladen werden unsere Batterien natürlich zu 99% über Solarstrom – auch auf Stell- und Campingplätzen. Sollten wir einmal im Schatten stehen, können wir 3-4 Tage überstehen, ohne wirklich Strom sparen zu müssen.
Sollten wir die Akkus am Landstrom aufladen müssen, tun das zwei Ladegeräte mit je 15A Ladestrom. Auch hier ist wieder die Redundanz gegeben und dazu kann durch Abschalten eines Ladegerätes die Anschlussleistung gesenkt werden, was den Betrieb kleiner Generatoren ermöglicht.
Landstromnetz weltweit nutzbar
Zuerst hatte ich zwei Fraron 25A Ladegeräte im Fahrzeug, diese haben jedoch eine irre hohe Blindleistung, was leistungsfähige Stromerzeuger benötigt. Seit Victron die Phoenix IP43 Serie im Programm hat (jetzt auch mit 100-230V) sind dies die perfekten Geräte für unser Vorhaben. Die Ladegeräte haben gleich mehrere Vorzüge:
- Sie arbeiten mit einer Spannung von 100-240V und 45-65Hz. Diese Ladegeräte fressen einfach alles, was sie bekommen und laden damit die Akkus. Egal, ob es Unterspannung im spanischen Netz ist, oder das 110V Netz in den USA mit 60Hz ist.
- Dank des hohen Wirkungsgrades, reicht eine passive Kühlung. Kein Lüfter, der einen Lagerschaden bekommen kann, oder im staubigen Doppelboden verschmutzen würde.
- Regelbarer Ladestrom - so kann das Gerät an die Leistung von selbst kleinen Stromerzeugern angepasst werden./li>
Unser 230V Netz im LKW hat keine Verbindung zum Land-Strom, denn es wird nur über die zwei Wechselrichter versorgt. Ein entscheidender Vorteil zu dem MultiPlus Wechselrichter.
Somit ist mein 230V Netz im Camper sicher vor sämtlichen Schäden, die über das Landnetz übertragen werden können!
Ich fasse zusammen:
- 2 Wechselrichter versorgen alle 230V Geräte im Fahrzeug - auch bei Land-Strom-Anschluss!
- 2 Ladegeräte mit 100-240V Eingangsspannung laden bei Bedarf weltweit die Akkus.
- Es besteht keine Verbindung zwischen Landstrom und dem fahrzeuginternen 230V Netz.
Photovoltaik Anlage
Ich weiß, viel hilft viel. Es hätte wohl auch etwas weniger gereicht. Aber schon auf ersten Tour im verregneten Frankreich war ich im November froh, dass die Anlage selbst da noch einen hohen Tagesertrag bereitstellte. Bei der Planung der Solaranlage habe ich schon im Vorfeld mit SolarSwiss auf die Entwicklung leistungsstärkerer Module bewirkt. Die Module sind etwas schmäler und passen daher super auf das Dach unserer Wohnkabine.
Dank der neuen Maße passen nun tatsächlich je 3 Module nebeneinander mit je 200Wp auf das kleine Dach. Insgesamt sind es dann doch 1600Wp geworden. Entlüftungen vom Dunstabzug in der Küche und der Komposttoilette im Bade befinden sich unter den Modulen. Wegen des Holzofens muss ich jedoch ein Modul weglassen. Sollten wir später doch noch eine Dachluke vermissen, hätte es hier sogar noch etwas Platz für.
Je vier Module sind in Reihe geschaltet und als ein String mit einem Victron SmartSolar MPPT 150/35 Regler verbunden. Einer der zwei überdimensionierten Solarregler könnte durch Parallelschaltung beider Solar-Strings den weiteren Betrieb der Anlage garantieren. In der Winterzeit sogar ohne große Ertragsminderung.
Somit ist auch dieses System redundant und recht betriebssicher. Dank Reihenschaltung waren die Module nicht nur super schnell angeschlossen, sondern es reicht auch ein geringer Kabelquerschnitt von 6mm² (TIPP: Solarkabel-Querschnittrechner) für die fünf Meter lange Solarleitung mehr als üppig aus. Dank Reihenschaltung arbeitet die MPPT Regler effektiver und bei teilweiser Verschattung einzelner Zellen sind die Verluste etwas geringer.
Dass die Auslegung dieser Anlage scheinbar ganz gut ist, merken wir Anfang April in Portugal - Viel Regen und noch mehr Wolken sorgen für schmale Erträge. Dank der Batteriekapazität können wir die Schlechtwetterphasen aber gut überbrücken und als dann endlich mal wieder ein halbwegs sonniger Tag folgte, konnte die PV-Anlage mit voller Leistung in kurzer Zeit die Akkus wieder ordentlich nachladen.
Da sich die Peak-Leistung bei PV-Modulen auf 25°C und 1000W/m² bezieht, ist es nicht verwunderlich, dass die tatsächliche Leistung auch mal höher sein kann - besonders wenn die Module durch Regen oder Wolken zuvor abkühlen konnten. Solche Werte zeigen aber, dass die Anlage optimal funktioniert. Auch wenn die Leistung nach dem Erwärmen der Module nach wenigen Minuten wieder auf ein normales Niveau sinkt.
Ich habe mich nach Rücksprache mit SolarSwiss bewusst für kleine 200Wp PV-Module entschieden. Diese Module sind deutlich widerstandsfähig gegenüber Vibrationen auf Waschbrettpisten, mechanischer Belastung durch Bäume, Schneelasten oder Dachlawinen (mir selbst schon passiert).
Ladebooster oder Trennrelais
Ein Trennrelais reicht bei einem Euro 0 Motor mit ungeregelter Lichtmaschine aus. Dank der 24 Volt Spannung in Bord- UND Starterbatterie braucht es auch keine Umwandlung der Spannung, weshalb ich keine Ladewandler verwende. Dass spart Gewicht, Geld und kann nicht kaputtgehen. Meistens ist das Trennrelais per Sicherung von der Startbatterie getrennt. Das schont meine Lichtmaschine, und die Lithium-Akkus werden nicht unnötig mit teurem Diesel geladen.
Trotzdem kann ich die Starterakkus über die Wohnraumakkus aufladen oder mir sogar selbst Starthilfe geben, wenn ich mal wieder das Licht angelassen habe.
Sicherungen und Stromkreise
Es gibt in der Wohnkabine je einen 24V Stromkreis nach vorne und nach hinten. Dieser ist jeweils mit einer Sicherung abgesichert. Dazu kommt 1 Lichtkreis, ein Kreis für die Wasserpumpe, und eine Leitung für den 24V Boiler. Das macht in der Summe 5 Sicherungen für die 24V Versorgung. Fehler in den Leitungen sind ohne Fremdeingriff nicht zu erwarten und somit braucht es keine unnötig komplizierte Verkabelung wo jedes LED-Lämpchen einzeln angefahren wird.
Anzeigen und tausend Schalter
Wir sind nicht in der Raumstation, sondern in einem 30 Jahre alten Laster. Bei vielen setzt sich hier der Spieltrieb durch und es werden unzählige Anzeigen und Schalter verbaut, die kein Mensch braucht. Was nützen mit 20 Schalter, mit denen ich jeden Stromkreis einzeln abschalten kann? Wenn ich im Auto reise, will ich alles nutzen können – oder? Wenn ich das Fahrzeug einlagern möchte, schalte ich den Hauptschalter an der Batterie ab. Fertig.
Bei den Anzeigen ist´s das Gleiche. Die Akkus, Wechselrichter und Solarregler haben alle Bluetooth integriert und können per Smartphone ausgelesen werden. Die Ströme und den Ladezustand der Akkus zeigt mir der BMV712 Batteriecomputer, welcher natürlich ebenfalls per Bluetooth den Ladezustand der Akkus auf dem Smartphone oder Tablet anzeigt. Sollte Bluetooth nicht gehen, muss ich eben das Sitzkissen der Sitzbank anheben und zu den Akkus schauen.
- Keine hässliche Schaltzentrale im Wohnraum
- Keine unnötigen doppelten Leitungen
- Kosten- und Gewichtsersparnis
Auch wenn ich das VENUS GX wegen der Kosten heute nicht mehr kaufen würde, so hat es doch den netten Vorteil, dass ich alle Daten auf einem Blick habe, und mit jedem Gerät im W-Lan Netz darauf zugreifen kann. Dank dem Venus GX, welches schon im Vario ein paar Jahre die Daten loggt, kannte ich unseren Jahresstromverbrauch, was die Planung der neuen Anlage stark vereinfachte.
Wenn möglich, Batteriespannung nutzen
Handy, Tablet und sämtliche Taschenlampen werden über USB aufgeladen. Dazu habe ich 24/12V USB Einbausteckdosen verwendet, die dank Quick Charge 3.0 auch das schnelle Aufladen der meisten aktuellen Tablets und Smartphones unterstützen.
Laptops werden über entsprechende Notebook Netzteile versorgt. Untergebracht ist der Großteil unserer Büro-Stromversorgung unter dem freitragenden Tisch.
Starterbatterien optimieren
Gerne hätte ich unsere LiFePO4 Akkus auch als Starterbatterien genutzt. Aber ohne Temperaturüberwachung an der Lichtmaschine, sollte man das tunlichst vermeiden. Ich wollte die Lichtmaschine original belassen, damit sie weltweit ersetzt werden kann. Um dennoch Gewicht zu sparen, habe ich die schweren Starterbatterien gehen zwei leichte Optima Red Top 50Ah Starterakkus ersetzt. Die kleinen Optimas starten den 15 Liter V8 Motor besser als die zwei originalen 120Ah Mercedes-Benz Starterbatterien.
Update 2022:
Wegen zu häufiger Tiefentladung sind die Optima Batterien im Jahr 2022 vorzeitig verstorben. Testweise eingebaut LiFePO4 Starterbatterien hielten nur wenige Tage und hatten auch keine Typenzulassung für den Einsatz im Fahrzeug. So kam es nun dazu, dass wir seit Oktober 22 ohne Starterbatterien fahren und mit den Bordbatterien starten. Hier macht das sich das externe BMS von Victron positiv bemerkbar. Kaum ein anderer Akku stellt mir auf 24V 700A (gemessen!) Startstrom zur Verfügung.
FAQ - Hintergrundgedanken
Nachfolgend möchte ich ein paar Themen noch etwas genauer erklären, da es vielleicht auch deine Entscheidung beim Bau eines Fernreisemobils beeinflussen könnte. Und alles was ich hier schreibe, muss ich später nicht in 100 E-Mails wiederholen 🙂
Warum LiFePO4 und nicht AGM oder GEL?
Das Herz der autarken Stromversorgung - egal in welchem Wohnmobil - ist die Batterie. Der Akku versorgt die Verbraucher in der Nacht und immer dann, wenn kein Strom aus anderer Quelle zur Verfügung steht. Für mich war es keine Frage, für welchen Batterietyp ich mich entscheiden werden. Trotzdem möchte ich einen kurzen Überblick geben um Dir die Gründe meiner Entscheidung etwas zu verdeutlichen.
Wollen wir AGM oder GEL Akkus oder doch LiFePO4 verwenden?
Dazu folgende Gedanken und meine Erfahrung der letzten 10 Jahre.
GEL Akkus haben sich als robust und langlebig erwiesen. Sie sind in der Anschaffung verhältnismäßig günstig und eigenen sich nach wie vor für alle Urlauber, die wenige Wochen im Jahr unterwegs sind. Wer meistens einen Landstromzugang hat, wird mit GEL Akkus ebenso glücklich werden. Der Entladestrom dieser Akkus sollte 20% der Kapazität (0,2C) nicht übersteigen! Also Vorsicht mit 230V Wechselrichtern an einer kleinen Batterienbank.
AGM Akkus zeichnen sich durch bessere Stromabgabe aus – der Entladestrom kann bis 30% der Kapazität, also 0,3C betragen. Dafür benötigen diese Akkus eine spezielle Ladekennlinie mit 14,7V. Ich sehe keine weiteren Vorteile in AGM Akkus. In den letzten 10 Jahren betrafen 99% aller Batterie Reklamationen AGM Akkus. Diese quittierten teilweise schon nach 6 Monaten ihren Dienst – oft sogar ohne erkennbaren Grund. Oft wurden die Akkus selbst bei bester Pflege nur 2-3 Jahre alt.
LiFePO4 Akkus sind gegenüber den zuerst beschriebenen Bleibatterien deutlich leichter. Sie können über ihre Lebenszeit hinweg deutlich mehr Energie abgeben, was den Preis pro kWh trotz der hohen Anschaffungskosten auf gut 1/3 gegenüber GEL oder AGM Batterien senkt. Die Lithiumbatterien sind äußerst Hochstrom fähig - so kann selbst mit kleinen Akkus ein größerer Wechselrichter betrieben werden. Da die Akkus nur alle 4 Wochen zum Zellausgleich einmal voll aufgeladen werden sollten, sind es die idealen Batterien für Wohnmobile, die vorrangig nur mit Solaranlagen aufgeladen werden.
Ich lebe seit 2009 im Wohnmobil - verbrauche also täglich Strom, und kann die Akkus nicht regelmäßig an einer Steckdose voll aufladen. Auch die Solaranlage schafft das bei schlechtem Wetter nicht immer. Lithium Akkus sind für so einen Betrieb am besten geeignet, da sie keine Vollladung wollen und äußerst viele Ladezyklen überstehen.
Warum Victron Akkus und nicht Winston Thundersky?
Meinen ersten Lithium Akku habe ich im Jahr 2014 aus Winston LiFeYPO4 Zellen selbst gebaut. Dann folgte das Victron Energy LiFePO4 System im vorherigen Wohnmobil. Damit war ich sehr zufrieden - Leider waren die Akkus aus heutiger Sicht wegen der verbauten Winston LiFeYPO4 Zellen noch sehr schwer. Bei 10kWh Speichergröße geht das richtig ins Gewicht und ich suchte eine Alternative.
Glücklicherweise stellt Victron Energy im Jahr 2019 gerade noch rechtzeitig einen neuen 200Ah LiFePO4 Akku vor. Die Akkus sind jetzt nicht nur deutlich kleiner, sondern auch 47% leichter wie der Vorgängerakku mit den Winston LiFeYPO4 Zellen. Der absolute Hammer! Und wie geschaffen für den Einsatz im neuen Allrad-Laster.
Da wir, wie die meisten anderen auch, die Akkus im Wohnraum installiert haben, werden diese immer wärmer als +5°C sein, was den Zusatz von Yttrium nicht rechtfertigt.
Update 2022
Heute bin ich nicht mehr ganz so sicher, ob ich noch einmal Victron LiFePO4 Akkus einbauen würde. Auch andere Marken haben tolle Systeme und ich selbst nutze inzwischen als stationäre Erweiterung zwei 12V Lithium Akkus mit 200Ah, die auf 24V in Reihe geschaltet sind und parallel am LKW angeschlossen werden, wenn wir gerade in Portugal auf unserem Grundstück stehen. Diese Akkus würde ich heute vorziehen, da ich kein externes BMS einbauen muss, und dank hohen Qualität des integrierten BMS keine Angst vor einem Ausfall haben muss.
Warum nicht gleich alles auf 230V im Fahrzeug?
Das kann man machen, aber eines muss man bedenken: Wechselrichter verbrauchen Strom, um 230V bereitzustellen – auch wenn keine Verbraucher angeschlossen sind. Ein Victron MultiPlus 12/3000-120 zum Beispiel nimmt sich knapp 2A pro Stunde - auch wenn keine Last anliegt.
Das sind am Tag 650Wh!! Möchtest du dich autark über Solarstrom versorgen, wird im Winter in Süd-Spanien eine Solarleistung von 250Wp benötigt, um nur diesen Standby-Verbrauch vom Wechselrichter zu decken! Viele Geräte haben auch ein Netzteil, welches 230V wieder in 12V oder 24V wandelt. Da entstehen zusätzliche Verluste.
Mehr dazu in meinem Ratgeber Artikel 12V statt 230V.
Warum nicht mit Strom Kochen??
Warum sollte man mit Strom kochen? Wenn die Akkus leer sind, bleibt die Küche kalt. Im Normalfall würde unsere Solarleistung und Batteriekapazität schon auch fürs Kochen mit Strom ausreichen - aber es gibt Situationen, wo man selbst mit so einer Anlage früher oder später an die Grenze kommt. Kochen benötigt im Schnitt etwa 1kWh Energie pro Tag - mit deutlich Luft nach oben. 1kWh pro Tag muss erst einmal erzeugt werden, wenn man im Wald unter Bäumen steht. Die hohe Leistung beim Kochen belastet den Wechselrichter, was die Betriebssicherheit bei Umgebungstemperaturen über 40°C gefährden kann (und auch wird).
Beispiel: Kurz nach Beginn unserer Reise, es war im November im Schwarzwald, standen wir schon vor ernsten Energieproblemen. Dauernebel und Regen drückte den Solar-Tagesertrag unter 0,5kWh/Tag. Vergiss das Kochen mit Strom, wenn du nur 10kWh Speicherkapazität in Akkus hast! Ich war froh, dass der Kühlschrank und die Rechner damit betrieben werden konnten. Nach vier Tagen waren die Akkus nahezu leer - zum Glück konnten wir dann weiter fahren.
Wir kochen mit Gas aus seiner 5 Kilo Tankflasche. Diese Flasche kann ich legal an jeder LPG Tankstelle in ganz Europa auffüllen. Zur Not kann ich im Winter graue Propangasflaschen einbauen oder landeseigene Gasflaschen direkt anschließen oder einfach mit einem Hochdruckschlauch in meine Tank-Flasche umfüllen.
Gas gibt es weltweit und das Kochfeld wird nie ausfallen, höchstens verstopft mal die Düse.
So eine 5 Kilo Gasflasche hat einen Energiegehalt von 84kWh!!! Wie viel kWh haben gleich noch mal 400Ah in 24V ? Lachhafte 10kWh!
Mit einer Gasfüllung kochen wir über 4 Monate lang! Zuverlässiger wird es mit Strom nie werden!
Trotzdem haben wir ein tragbares Induktionskochfeld für die Außenküche und als Backup dabei. Sollte die Gasflasche mal unverhofft leer sein, können wir trotzdem kochen.
Ebenso möchten wir auch unseren 1350 Watt 230V Backofen nicht missen. Dieser ist ebenfalls tragbar und ist nicht nur für Brot, Brötchen und Pizza zu gebrauchen! Hier finde ich ein Gerät, welches auf Strom läuft, besser. Denn man kann es umhertragen - und wenn die Energie knapp wird, bleibt der Ofen einfach aus.
Warum 24V und nicht 12V im Wohnraum?
Ob der Wohnraum nun ein 24V Bordnetz oder doch lieber ein 12V Bordnetz bekommen soll, war eine lang diskutierte Frage. Betrachtet man es mit den Augen der Redundanz, dann sind zwei parallel geschaltete 12V Akkus betriebssicherer als zwei in Reihe geschaltete Akkus. Fällt beim 12V System ein Akku aus, hat man noch einen Zweiten.
Hat das Fahrzeug ein 24V Netz, benötigt man einen Wandler um die Bordbatterien während der Fahrt laden zu können – auch der kann ausfallen, ist teuer und das Laden der 24V Starterakkus im Stand oder gar Starthilfe aus den Bordakkus ist schwer, bzw. nicht möglich.
Bei kleineren Anlagen ist ein 12 Volt Victron LiFePO4 System mit BMS 12-200 super einfach aufgebaut und schnell installiert. Für 24V Systeme benötigt man das Mini BMS oder (oder VE-Bus BMS, wenn ein MultiPlus benötigt wird). Der Aufbau eines 24V Systems mit Victron Lithium Akkus ist zwar durch das externe BMS etwas komplizierter, hat aber den Vorteil, dass viele Victron Wechselrichter über den Remoteeingang angesteuert werden können.
Da bei 24V die Ströme um die Hälfte niedriger sind, können kleinere und somit günstigere Geräte verwendet werden. Praktisches Beispiel: Ein Solarregler in 12V 60A kostet 556€, der 24V 35A Regler kostet nur noch 333€.
Was ich unbedingt vermeiden würde, ist ein 24V Netz zu bauen, und dann die 12V Wasserpumpe und den 12V Kühlschrank mit einem DC-DC Wandler zu betreiben. Das bringt nur eine unnötige Fehlerquelle ins Haus. Wenn 24V, dann richtig!
Pro und Kontra 24V Bordnetz im LKW
12V Bordnetz | |
Pro 12V | Pro 24V |
|
|
Ich habe mich für 24V entschieden, weil ich mit vier Akkus ausreichend Redundanz habe, um bis zu zwei defekte Akkus ausgleichen zu können. Ich kann mit den Bordbatterien im Notfall starten. Nach einem Umbau der Lichtmaschine könnte ich sogar komplett auf Starterbatterien verzichten, was wieder Gewicht einsparen würde. Dank 24V sind die nötigen Kabelquerschnitte geringer, was ebenso Gewicht spart und einige Geräte werden ebenfalls günstiger.
Reihen & Parallelschaltung von 4 Akkus
Wenn man vier Akkus hat, die zu 24V verschaltet werden, gibt es zwei Möglichkeiten, wie man sie anschließen könnte:
Es ist zwar zweimal das Gleiche, aber nicht dasselbe! In der linken Skizze können vier unterschiedliche Spannungen in den Akkus anliegen. Im rechten Bild jedoch nur maximal zwei verschiedene Spannungen, da je zwei Akkus direkt zu 400Ah Blöcken verschaltet sind und erst dann in Reihe geschaltet werden.
Der Batteriecomputer BMV712 hat einen zweiten Messeingang, der für verschiedene Zwecke genutzt werden kann. Entweder man misst damit die Starterbatterie-Spannung, Temperatur oder eine Mittelpunktspannung einer 24V Batterie, was für mich der interessanteste Wert ist. So kann ich überwachen, ob die zwei 12V 400Ah Bänke auseinanderdriften.
Fazit
Jetzt sind wir seit 2019 damit unterwegs und ich bin mit der Anlage sehr zufrieden. Alle Wünsche wurden erfüllt oder sogar übertroffen.
Die Idee mit den zwei Wechselrichtern hat sich als ausgezeichnet erwiesen, da sich die Geräte nicht mehr in die Quere kommen. Heute gibt es den Phönix Inverter Smart auch als 3000VA Modell und ich bin am Überlegen – ob ich vielleicht noch austausche. Dann könnte die Kaffeemaschine laufen und gleichzeitig der Heizlüfter – was morgens nach dem Aufstehen ganz praktisch wäre.
Update: Im Jahr 2020 kam dann der 3000VA Phoenix Inverter mit der Dometic Freshwell 3000 Staukasten-Klimaanlage. Die Klimaanlage hat sich bei 40°C im Schatten schon bestens bewähren können und mit dem großen Wechselrichter können wir trotzdem noch nebenher die Kaffeemaschine oder Waschmaschine mal laufen lassen.
Die komplette Stromversorgung ist so einfach gehalten, dass es länger gedauert hat, meine Gedanken in diesen Artikel zu verpacken, als der eigentliche Bau - der in einem einzigen Tag abgeschlossen war.
Feedback geben & teilen
Wie findest du meine Lösung? Was würdest Du anders machen? Auf Twitter oder Facebook kannst Du kommentieren, liken oder auch gerne den Artikel teilen.
Follow