400 Tage & 12.000 Kilometer im Allrad-Laster – ein Fazit
Am 1.November 2019, also ziemlich genau vor 13 Monaten haben wir Deutschland mit unserem gelben Ungetüm verlassen. Der Plan, nicht so schnell zurück zu kommen und die Welt zu bereisen, hat bisher auch fast geklappt, sehen wir mal von dem kleinen Detail ab, dass wir gerade mehr oder weniger in Portugal gestrandet sind. Aber genau das war eigentlich auch ein Punkt, an den wir bei der Planung des EIWOLA gedacht haben. Ein Haus auf Rädern, das für so ziemlich alle Lebensumstände gerüstet ist.
Wir sind damals mit einem frisch ausgebauten Laster losgefahren und hofften, dass sich nur wenig Planungsfehler eingeschlichen haben und unser Konzept im Alltag nicht enttäuscht. Inzwischen ist ein Jahr vergangen und wir sind knapp 12.000 Kilometer gefahren - Zeit für einen kleinen Rückblick.
Oft gestellte Frage: Sind wir zufrieden?
Ob wir zufrieden sind, werden wir öfter gefragt. Und die Antwort ist ein klares Ja! Trotz der Ausbauzeit von nur 6 Wochen und weiteren 6 Wochen für das Lackieren und reisefertig Einräumen gab es keine großen Pannen beim Ausbau.
Rückblickend kann ich mich an das letzte Jahr nur noch schemenhaft erinnern - als wäre das alles nur ein Traum gewesen, die 18 Stunden Tage, die fast nur aus arbeiten und schlafen bestanden.
Wie ist es so, auf einmal mit einem LKW unterwegs zu sein?
50 Zentimeter mehr Breite merkt man auf der Straße deutlich. Es dauerte ein paar Kilometer bis das Fahren in Fleisch und Blut übergegangen ist. Heute fahre ich damit genauso wie früher mit dem Vario. Die Breite bringt aber auch Vorteile, denn die Fahreigenschaften überzeugen durch Spurtreue und eine geringe Windempfindlichkeit. Selbst mit den groben Stollenreifen fährt sich der 12 Tonner auf Spurrillen oder bei Seitenwind deutlich entspannter als der 7,5t Vario.
Das Problem mit der Größe
Bevor man mit so großen Fahrzeugen unterwegs ist, redet man sich ja gerne ein, dass auf der ganzen Welt LKWs fahren und es somit kein Problem ist, selbst mit einem LKW unterwegs zu sein.
Nun ist es aber so, dass die Straßen auf denen LKWs entspannt fahren können, nicht zu unseren Lieblingsstrecken gehören. Und Industriegebiete steuern wir nur selten als Reiseziel an.
Die meisten Probleme beginnen da, wo die Straße endet. Nicht alle Feldwege sind 2,50 Meter breit, die Äste von Bäumen hängen tief, da hier meist keine LKWs mehr fahren.
In Ländern, wo schon der Geländewagen zu den großen Fahrzeugen zählt, kommt man mit dem LKW schnell an die Grenzen und kann viele Strecken einfach nicht fahren.
Trotzdem fällt mir gerade kein Ort ein, wo wir bisher nicht hingekommen sind. Und mir fallen viele Orte ein, von denen wir früher nur träumen konnten.
Zweitfahrzeug ist Pflicht
In meinen Augen gehört zum großen LKW ein kleines Fahrzeug, mit dem man Erkundungen machen kann. In unserem Fall ist es das ATV, mit dem wir im letzten Jahr viele Orten besuchen konnten, an die wir früher nie gekommen wären. Die Kombination aus LKW und einem Begleitfahrzeug war eine super Idee. Nicht nur einmal haben wir das Quad beim Supermarkt oder im Industriegebiet ausgepackt und sind damit in die Stadt rein gefahren. Kurze Verladezeiten sind da sehr von Vorteil.
Meine Idee, das Quad über steile Rampen mit einer 230V Seilwinde in die Garage zu ziehen, war sehr gut. Hier gibt es nichts zu verbessern. Auch die Befestigung über Formschluss hinten und 2 Spanngurte vorne war eine super Idee, die das Ausladen in 2:14 Minuten ermöglicht. Nur was sich einfach und schnell nutzen lässt, wird auch benutzt.
Ob man nun ein Motorrad, oder wie wir lieber ein ATV mit nimmt, entscheidet der persönliche Geschmack und wie viel Platz man für das Hobby aufbringen möchte. Ursprünglich planten wir mit einem Mercedes Vario 4x4 - dieser war jedoch mit dem zusätzlichen Gewicht des ATV und der damit verbunden Kabinengröße deutlich überfordert gewesen - nur deshalb sind wir auf den LKW gekommen. Im Hinblick darauf, dass wir ein Fahrzeug bauen, das ein möglich autarkes Leben ermöglichen soll, sahen wir im ATV mehr Vorteile, was die Ladekapazitäten betrifft. Heute wissen wir, dass es der beste Plan überhaupt war.
Wirklich praktisch ist wie eingangs schon geschrieben das ATV. In der Wüste und auch im Gelände in Portugal hat es sich als sehr vorteilhaft bewiesen. Natürlich konnte keiner vorher wissen, dass wir uns ein Grundstück in Portugal kaufen, aber jetzt ist das Quad mit dem kleinen Anhänger ein super Transportmittel für Baustoffe oder große Einkäufe!
War Yamaha die richtige Wahl?
Sehr zufrieden bin ich mit der Qualität von Yamaha. 12.000 Kilometer ohne Probleme. Dem Riemenantrieb der CVT Variomatic hätte ich nicht so viel zugetraut. Aber bei einem Check nach 10.000km konnte ich keinen nennenswerten Verschleiß feststellen. Bis auf 2 abgefahrene Reifen vorne, die von einer verstellten Spur herrühren, gibt es keine Beanstandungen.
Trotzdem werde ich das Quad im Jahr 2021 gegen das größere Yamaha Kodiak 700 austauschen. Das 700 Modell ist nahezu gleich groß und schwer, fährt aber 20km/h schneller. Damit sollte das Mitschwimmen mit anderen Fahrzeugen auf der Landstraße deutlich entspannter möglich sein. Das 450er Kodiak läuft nämlich bei 89km/h an den Drehzahlbegrenzer.
Die Wahl des richtigen Fahrgestells
Bei der Wahl der Fahrzeugmarke gab es für mich keine Diskussion. Mit alten Ivecos hatte ich genug schlechte Erfahrungen, Steyr sind mir zu exotisch, MAN will ich nicht (Stichwort Einspritzpumpe), bleibt also Mercedes.
Bei der Wahl des Basisfahrzeugs war nicht der Preis und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen der Mittelpunkt, sondern wichtige Details wie Achsübersetzung, Getriebe, zulässige Achslasten und natürlich auch die Leistung. Das sind nämlich die Punkte, mit denen ich später im alltäglichen Reisebetrieb ständig konfrontiert werde und es sind Punkte, die man nicht einfach mal eben ändern kann.
Leistung
Im weichen Sand und auch im Gebirge kann Motorleistung nie schaden. Saugdiesel stellen die Leistung sofort ohne Verzögerung zur Verfügung und haben auch kein Turboloch. Dummerweise haben sie nur wenig PS pro Liter Hubraum. Aber mit genug Hubraum wird auch der müdeste Saugdiesel munter.
Mit 1,8l Hubraum pro Zylinder mobilisiert der V8 26PS und 96Nm pro Tonne, was zu halbwegs "normalen Fahrleistungen" führt und das komplett ohne Turbo. Die Leistung steht immer ohne Verzögerung zur Verfügung! Es ist immer noch kein Rennwagen, aber man kann entspannt spazieren Cruisen und hängt nicht an jedem Berg fest.
Ausfälle bisher
Über 12.000 Kilometer bin ich inzwischen durch halb Europa gefahren. Eine Birne vom Abblendlicht musste ich seither tauschen und etliche Schrauben nachziehen. Einmal hatte eine Töpferwespe einen Entlüftungsschlauch mit einem Nest verstopft. Der Deckel des vorderen Differential Gehäuse schwitzt - ich hätte eher mit einigen undichten Simmerringen an den Achsen und Getrieben gerechnet.
Geplante Optimierung
Die Fahrgeräusche mit den groben Geländereifen sind schon recht laut. Im Fahrerhaus erreichen wir 80dB, je nach Untergrund. Darum werde ich hier nochmal nacharbeiten und das Fahrerhaus entsprechend Schallisolieren.
Auch die Auspuffanlage werde ich noch umbauen lassen. Damals war man noch der Meinung, dass man einen V8 auch hören muss. Das ist zwar richtig, aber bitte nicht schon drei Kilometer vorher.
Wie viel verbraucht der?
Die Frage kennt wohl jeder, der ein größeres Auto fährt. Ich sage es mal so: Er verbraucht gleich viel pro Tonne wie der Vario. 2,35 Liter scheinen in der Gewichtsklasse zwischen 7 und 15 Tonnen ein realistischer Ansatz zu sein. Ein 10 Tonnen schwerer 1222 V6 verbraucht 23,5l/100km und wir liegen mit den 11,5 Tonnen entsprechend bei 28 Liter.
Bei 100% Autobahn liegt der Verbrauch bei 25-26 Liter.
Der Mix aus 1000 Kilometer Offroad 500km Autobahn und 4500 Kilometer Landstraße (inkl. Frankreich mit hunderten Kreisverkehren) bescherte einen Verbrauch von 29,3l/100km.
Es war also den den Umständen entsprechen zu erwarten.
Die zwei Dieseltanks mit insgesamt 900 Liter bringen über 3000km Reichweite. Ob man das braucht, oder ob auch 500l ausreichen würden? Ich tanke nicht gerne, das ist immer so teuer. Darum mag ich große Tanks. In Zeiten von Corona und Grenzschließungen ist es auch ganz nützlich, wenn man viel günstigen Diesel dabei hat und nicht den teuren portugiesischen Diesel tanken muss.
Nice to have
Da ich in der Ausbauzeit keine zweite Luftfederkonsole für den Beifahrersitz auftreiben konnte, habe ich beide Sitze gegen Luftfedersitze von Grammer ausgetauscht. Genau gesagt den Gesundheitssitz Amarillo-Profi. Dieser hat zum Standardsitz auch eine Dämpfung in der Längsachse. Das führt dazu, dass man den Sitzt leicht nach vorne und hinten bewegen kann. Mag komisch klingen, fällt beim Fahren aber nicht auf und bewahrt mich seither zuverlässig vor Kreuzschmerzen. Wenn ich die Längsdämpfung abschalte, bekomme ich vor allem im Gelände schnell Rückenschmerzen. Dies war ein Zufallstreffer, den ich heute nur empfehlen kann.
Reifenwahl
Ein Allrad-LKW braucht Geländereifen! Oder?
Auf der Autobahn träume ich von Straßenreifen mit Baustellenprofil - an der Tankstelle auch. Ich würde auch liebend gerne auf Reifen mit einem Baustellen-Profil umrüsten, wenn ich welche mit einem Abrollumfang von 3600mm finden würde. Die Lärmbelastung der Michelin XZL Reifen ist unglaublich - vor allem wenn sie mal 20.000km hinter sich haben.
Aber die Kombination aus Übersetzung, Gewicht und den Reifen ist einfach perfekt. Von 1550 Umdrehungen bei 80km/h träumen viele Besitzer von so alten Fahrzeugen. Und so schlecht die Reifen auf der Straße sind, so geil sind sie abseits der Straßen.
Die Möglichkeit, die 20 Zoll Reifen mit extrem geringem Luftdruck fahren zu können, und dadurch die Aufstandsfläche um 60% zu vergrößern, haben mich schon mehrfach vor dem Festfahren gerettet. Bzw. ich konnte mich nach dem Festfahren rein durch ablassen der Luft selbst befreien.
Auch federn die hohen Reifenflanken viel besser, was sich nicht nur auf einigen Straßenabschnitten in Portugal positiv bemerkbar macht, sondern auch bei Schotter und Waschbrettpisten.
Darum werde ich auch weiterhin bei dieser Reifendimension bleiben. Da die jetzigen Reifen schon 17 Jahre alt sind, werde ich demnächst auf die hoffentlich leiseren Michelin XZL2 Reifen wechseln. Sie kombinieren die Vorteile der 20 Zoll Reifen mit etwas feinerem Profil für bessere Straßeneigenschaften.
Die Wohnkabine
Der Wohnkabine, mit der 3mm GFK Außenhaut und 4mm Aluwinkel an den Kanten, konnte bisher noch kein Baum etwas anhaben. Und Baumkontakt gab es schon reichlich, was man an den Kampfspuren gut sehen kann.
Die fest eingeklebten KCT Hartglas-Fenster mit Wärmeschutzverglasung haben sich voll bewährt. Im Winter habe ich noch gemeckert, als wir trotz voller Sonne in der Kabine heizen mussten. Bei 40°C im Schatten überzeugen die Fenster auf ganzer Linie, es bleibt im Wohnraum deutlich kühler. Jetzt brauchen wir die Scheiben nicht mehr von außen mit weißen Leintüchern abdecken.
Grundriss
Kommen wir zu den wichtigen Dingen eines Wohn-LKWs, dem Grundriss. Und hier hat Tanja wirklich eine Meisterleistung vollbracht. Die Planung des Grundriss geht nämlich auf Ihr Konto. Ich habe lediglich Korrekturen wegen technischer Gründe wie Gewichtsverteilung usw. gemacht.
Auf dem 1,40 Meter breiten Längsbett, mit Latexmatratze auf dem Froli-Travel Schlafsystem, schläft es sich hervorragend. Noch nirgends habe ich je besser geschlafen!
Die ebenfalls 140 Zentimeter langen Sitzbänke bieten endlich genug Platz um entspannt darauf liegen zu können oder zwei Besuchern einen bequemen Sitzplatz bieten zu können. Ebenso überzeugt der freie Raum zwischen dem Holzofen und der Küche. Hier können 4 Leute stehen und sich unterhalten, und es gibt der Kabine einfach ein unbeschreibliches Raumgefühl.
Selbst das Bad ist in meinen Augen optimal geplant. Das hundertfache Messen im Vorfeld, und feilschen um jeden Zentimeter hat ein perfektes Bad mit Waschbecken, Dusche und Komposttoilette hervorgebracht.
Du kennst unseren Grundriss noch nicht? Sei willkommen zur Roomtour von EIWOLA:
Wir sind uns beide einig: Würden wir noch einmal so eine Kabine in dieser Größe bauen, dann wieder ganz genau so! Wo wir uns jedoch gar nicht einig sind, ist die Klappe der Quad-Garage. Ich finde, dass sie auf der falschen Seite ist. In 5 von 8 Fällen würde ich das Quad einfacher ausladen können, wenn die Klappe auf der Fahrerseite wäre. Wir können es jetzt leider nicht mehr ändern. Und alle Anderen, die diesen Grundriss kopiert haben, auch nicht :).
Materialien
Das verwendete Holz. Ilomba-Pappel-Ilomba Sperrholz mit CPL Beschichtung ist zwar nicht schlecht, aber nochmal würde ich es nicht verwenden. Heute denke ich, dass Birke Multiplex wohl besser wäre. Es einfach stabiler und die 100 Kilo Mehrgewicht könnte man am Dieselvorrat einsparen.
Besonders stolz bin ich aber als Nichtschreiner auf die Haltbarkeit meines Ausbaus. Bisher hat noch kein Teil nachgegeben, obwohl die Hütte schon ordentlich durchgeschaukelt wurde.
Stromversorgung
Begonnen hat unsere Reise im November mit viel Regen. Also ein Härtetest für die Stromversorgung. Wir haben Deutschland mit einem Batterie-Ladezustand von 0% verlassen und waren seither nie mehr an einer Steckdose um die Batterien zu laden. Der Solarladestrom aus 1600Wp auf dem Dach hat bisher meistens ausgereicht.
24V Faltmodul Exklusiv bei AMUMOT
Für mehr Unabhängigkeit, vor allem im Winter oder an schattigen Plätzen, gibt es seit ein paar Wochen ein faltbares Solarmodul mit 190Wp. Da wir ein 24V Bordnetz haben, konnte ich nicht einfach ein faltbares Modul aus meinem Sortiment nehmen, sondern es musste etwas Neues entwickelt werden.
In enger Zusammenarbeit mit der Firma SolarSwiss entstand ein faltbares Solarmodul mit 72 Zellen. Dieses arbeitet nicht nur besonders effektiv, sondern kann auch 24V und 12V Akkus aufladen!
Das neue 190Wp faltbare Solarmodul gibt es vorerst exklusiv nur bei mir Shop.
Wozu braucht man so viel Solarleistung?
Manch einer fragt sich, was wir mit so viel Strom anstellen. Ich hätte es auch nicht gedacht, aber das Wetter ist in Zentral Portugal lange nicht so gut wie an der Algarve. An vielen Tagen ist die Sonne nur kurz zu sehen. An den vielen Regentagen liegt der Solar-Tagesertrag bei fast null.
Wenn dann mal die Sonne scheint, zählt jedes Watt an Solarleistung um die Akkus möglichst schnell wieder nachzuladen. Klar - man könnte auch einen Generator verwenden, das möchten wir aber nicht.
Aktuell kommt noch erschwerend hinzu, dass uns das Gas ausgegangen ist. Ich hatte bei der letzten Fahrt vor 6 Wochen vergessen Gas zu tanken. Gerade kann ich aus verschiedenen Gründen nicht fahren und wir kochen daher mit Strom. Dieses Backup mit einem Induktionskochfeld war von mir eingeplant, wegen genau solcher Szenarien.
Jetzt bin ich froh, dass so eine leere Gasflasche nicht gleich zum Notstand führt und wir unser Leben normal weiterführen können.
Wenn du mehr über die Stromversorgung erfahren möchtest, kann ich dir meinen Blogartikel zur autarken Stromversorgung und Tanjas Video dazu empfehlen.
Wassertechnik
Eigentlich funktioniert alles wie gedacht und ist auch zu 100% dicht geblieben. Die Tankkapazität von 420 Liter Frischwasser sind wegen der Waschmaschine sicher nicht überdimensioniert. Mit den Wasserfiltern sind wir trotzdem sehr unabhängig. Schon in Marokko waren die Filter oft im Einsatz, wenn wir Wasser aus den Brunnen getankt haben. Dieses ist ungefiltert nicht genießbar. Beim Corona Lockdown in Portugal gab es nur Wasser aus Brunnen mit unbekannter Qualität. Nach dem Filtern haben wir es trinken können. Und selbst auf unserem Grundstück sind die Wasserfilter für das Füllen der Tanks dauerhaft im Einsatz. Unter anderem wegen Corona und der vielen deshalb geschlossenen V&E Stationen sind wir echt froh, nahezu überall bedenkenlos Wasser tanken zu können.
Einzige Optimierungen waren:
Die 230V Kärcher Gartenpumpe arbeitet jetzt da wofür sie gebaut wurde - bei uns im Garten. Als Pumpe für die Tank-Befüllung, mit oder ohne Wasserfilter, arbeitet jetzt eine Lilie 24V Pumpe mit 19l/min und 5,5 Bar Druck.
Die GROHE Premium Badarmaturen waren ihr Geld auch nicht wert. Die Dosierbarkeit ist mangelhaft, was meist dazu führte, dass viel zu viel Wasser floss. Unser Wasserverbrauch zu früher ist deutlich gestiegen. Ein Kugelhahn in der Zuleitung vom Wasserhahn begrenzt nun den Durchfluss und spart Wasser.
Klimatisierung
Der aus Kanada über Österreich nach Deutschland geschickte Mini Holzofen "Cub" funktioniert erstklassig. Ich liebe den Ofen und er hat uns den ganzen Winter immer schön warm gegeben. Das Teleskop-Ofenrohr war ebenso eine geniale Idee. Eingefahren bietet es keinen Angriffspunkt für Äste, die über das Dach kratzen und durch entfernen von nur einer Schraube kann die Konstruktion zerlegt werden. Aller Ruß der dabei abfällt bleibt im Ofen und verteilt sich nicht im Wohnraum.
Einen Haken hat die Sache aber:
Der Ofen erwärmt nur den Wohnraum. Die Luft in den Schränken bleibt kalt. Wenn es draußen kalt ist, hat dies unweigerlich zu Folge, dass an den kältesten Stellen die Raumluft kondensiert und sich da Wasser bildet. Im Kleiderschrank war´s besonders feucht.
Zum Glück habe ich beim Bau Heizungsrohre durch alle Schränke geführt und kann genau diese kritischen Stellen beheizen. Nur eben nicht mit dem Holzofen, sondern nur mit der Diesel Standheizung.
Die Dieselheizung sollte eigentlich nur ein Backup für uns sein. Zu mehr war sie anfänglich auch nicht zu gebrauchen, denn sie war abartig laut und die Steuerung des Brenners über die Raumtemperatur war totaler Mist.
Im Laufe der letzten Monate habe ich die Heizungsanlage komplett umgebaut. Der Dieselbrenner und dessen Wasserpumpe ist nun deutlich leiser geworden. Die Steuerung der Heizung erfolgt über die Rücklauftemperatur des Heizkreises. Ein zweite, lautlose Umwälzpumpe von Vortex pumpt das Wasser während der Heizperiode kontinuierlich um Kreis herum. Der getrennte Wohnraum-Heizkreis wurde mit elektrischen Heizkörperventilen ausgerüstet, die von einem Funk-Raumthermostat gesteuert werden. Somit lässt sich die Dieselheizung nun sehr komfortabel betreiben.
Mit der Brennerregelung über die Rücklauftemperatur und dem Warmwasserboiler im Heizkreislauf, der jetzt auch als Pufferspeicher funktioniert, läuft die Heizung nun länger mit Volllast und bleibt dann länger aus.
Im Normalbetrieb will ich ja nicht mit Diesel heizen, sondern mit Holz. Und wenn der Ofen heizt, gibt er ab jetzt auch einen Teil der Wärme an einen Warmwasser-Wärmetauscher ab. Die Dieselheizung macht das Backup und schaltet sich nur ein, wenn die Rücklauftemperatur unter 22°C sinkt.
Mit dieser Lösung kann ich nun in den Schränken an der kältesten Stelle immer Raumtemperatur garantieren. Somit wird es hier sicher immer trocken bleiben. Die warmen Möbel ergeben zusätzlich einen Puffer und sorgen für ein sehr angenehmes Raumklima. Die Heizung ist für den Winter nun perfekt.
Als nächste Projekt steht noch der Einbau einer Klimaanlage an. Der Platz und vor allem auch Strom dafür sind vorhanden. Im vergangenen Sommer waren wir öfter an Orten, wo es keine Bademöglichkeit gab oder es mangels Wind am Abend fast nicht kühler wurde. Da sehe ich täglich 7kWh ungenutzte Solarenergie und kann nachts nicht schlafen oder bei 40°C im Schatten keinen klaren Gedanken mehr fassen, was die Arbeitskraft beeinflusst. Also testen wir nächstes Jahr eine Staukastenklimaanlage.
Kompost-Trenn-Toilette
Bis die Kompost-Trenntoilette richtig funktionierte dauerte es ein paar Monate. Aber jetzt habe ich sie wohl im Griff. Die Toilette funktioniert nach dem Prinzip der Nature´s-Head. Kokosziegel dienen als Grundmaterial die den Kot überdecken, Gerüche sofort binden und die Feuchtigkeit regulieren. Die Toilette funktioniert echt super und ermöglicht 8 Wochen Leerungsintervalle vom Feststoffeimer. Der Urin wird jetzt, nach einem Umbau, in einen 50L Tank gelagert und muss nun nur noch alle zwei Wochen entsorgt werden. Diesen Leerungsintervall empfinde ich noch erträglich. Was ich gar nicht ausstehen kann, wäre jeden Tag oder alle 3 Tage irgendetwas leeren zu müssen.
Im Frühjahr hatten sich in der Toilette Milben gebildet. Das passiert bei feuchten aber milden Raumklima. Wie zum Beispiel bei Regen, oder Nebel an Portugals Küste. Dieses Problem sollten eigentlich auch die Besitzer der Kaufversion haben. Seit ich die Luftzufuhr umgebaut habe und wir durch die optimierte Heizung ein gleichmäßiges Raumklima haben, funktioniert auch die Toilette wie gewünscht.
Nachfolgend ein Bild vom Rest, der nach 8 Wochen Benutzung entsorgt wird - es sind gerade mal 15 Liter Volumen, die nicht viel wiegen. Wenn man bedenkt, dass die Toilette anfänglich mit gut 10 Liter Kokosfasern angesetzt wird, und nach 8 Wochen Nutzung durch 2 Personen nur 15 Liter Kompost übrig bleiben, finde ich das System super genial.
Küche
Die Größe der Küche ist ausreichend. Unzureichend ist die Qualität der HPL Beschichtung der Arbeitsplatte. Sie ist nicht kratzfest und nur wenig hitzebeständig.
Das Gas-Kochfeld sieht zwar toll aus, lässt sich aber nur aufwändig reinigen. Die Töpfe ragen über das Kochfeld hinaus, die Hitze wird auf die Arbeitsplatte reflektiert und die Beschichtung platzt auf.
Gut bewährt hat sich die 5 Kilo Gasversorgung. Dank der Möglichkeit, die kleine Flaschen an LPG Tankstellen aufzufüllen, sind wir extrem flexibel - zumal wir dies nur alle 4 Monate mal tun müssen. Vorgestern ist es jedoch passiert, dass das Gas ausging. Keiner hat mehr an die Flasche gedacht und als wir vor 6 Wochen das letzte Mal gefahren sind. Das Backup, ein Induktionskochfeld, hilft jetzt aus - bis ich eine volle Gasflasche organisiert habe.
Mein Fazit
Ich bin froh, dass wir dieses Projekt damals umgesetzt haben. Ich bin glücklich, dass Tanja so ein gutes Händchen bei der Planung hatte und mir es gelungen ist, das 3D Modell in ein echtes Wohnmobil umzusetzen. Vor allem bin ich sehr froh, dass es nach 13 Monaten Dauernutzung nur wenige Punkte gibt, die überarbeitet werden müssen.
Unsere Wohnqualität ist mit der neuen Kabine deutlich gestiegen. Dafür ist der Komfort unterwegs gesunken - Mit einem 4x4-LKW zu reisen ist laut, bockig und extrem auffällig. Aber Spaß macht es trotzdem und spätestens wenn wir wieder ein Ziel erreicht haben, das mit den Vorgänger-Fahrzeugen unerreichbar war, wissen wir wieder, warum wir so ein Auto fahren.
Zum Abschluss noch ein kleines Andenken aus Marokko.
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