Überwintern 2021/22 | Portugal
Anders als die Meisten starten wir unsere Überwinterung in Portugal. Wir haben also die kürzeste Anreise 😉 Eigentlich würden wir ja gerne nach Marokko fahren, aber leider fällt das auch diesen Winter wieder aus. Darum bleiben wir in Europa und hoffen, dass wir diesen Winter hoffentlich ohne Lockdown etwas länger unterwegs sein dürfen.
Abreise
Nachdem ich am Vorabend nach der langen Standzeit den Abwassertank wieder in Betrieb genommen und alles getestet habe, stellt sich heraus, dass die Abflussrohre vom Bad teilweise verstopft sind. Das Wasser staute sich in die Duschtasse, statt in den Tank zu fließen. So können wir nicht starten und eigentlich wollte ich die Rohre schon seit Langem umbauen, damit sie weniger anfällig für Dreck sind.
Tanja räumt derweil das Grundstück auf und schafft die Geräte weg, damit keiner etwas klauen kann, wenn wir nicht da sind. Als die Sonne gerade untergeht, sind wir endlich fertig und die erste Etappe kann beginnen. Ich möchte die Treppe einfahren und sie hängt. Ein Abflussrohr ist im Weg. Es ist zum Glück kein großes Problem, ich kann es provisorisch richten und morgen dann gescheit machen.
Castelo Branco
In Castelo Branco gehen wir Abendessen. Im großen Einkaufszentrum "Forum Castelo Branco" gibt es einen Imbiss mit orientalischer Küche. Der war ganz ok. Der Eisbecher hinterher war deutlich besser.
Danach fahren wir noch kurz zum Lidl nebenan, um etwas Hundefutter zu kaufen und als ich rauskomme sehe ich, dass der linke vordere Reifen recht platt aussieht. Das Zischen bestätigt meine Befürchtung sofort, ich habe mir ein paar Stücke Zistrosen in den Reifen gefahren. Die abgemähten Stümpfe sind wie Nagelbretter. Ich fülle den Reifen wieder etwas auf und wir fahren weiter. Heute Nacht wollen wir bei Intermarché Klamotten, Bettwäsche und Decken waschen. Und das geht am besten nachts, da haben wir die Maschine für uns allein.
Wenigstens ist es nicht kalt heute Abend und während Tanja die Waschmaschinen bestückt und sich mit einem Berliner unterhält, der die selbe Idee mit dem Waschen hatte, flicke ich den Reifen.
Bisher hatte ich das Flickzeug immer nur beim Quad benötigt, wo ich mir auf die gleiche Weise schon öfter Holz in den Reifen gefahren hatte. Dass sich die fetten Reifen so einfach flicken lassen, hätte ich jedoch nicht gedacht.
Als die Wäsche und Decken trocken sind, ist es schon spät und wir übernachten hier. Morgen früh müssen wir sowieso noch einkaufen.
Shopping und Besuche
Als ich aufwache, musste ich erst kurz überlegen, was das für komische neue Geräusche sind. Ach ja, wir sind ja wieder unterwegs. Als der Intermarché öffnet, geht Tanja einkaufen und ich in den Baumarkt. Ich benötige ein Stück Alu, um das durchhängende Rohr schienen zu können.
Das Problem war schnell gelöst und als wir fertig sind, fahren wir unsere Freunde besuchen. Sie wohnen hier in der Nähe und haben auch ein Stück Land gekauft, auf dem sie jetzt leben. Wie in Portugal üblich ist die Zufahrt eine Katastrophe. Ich habe aber die kleine Akku Kettensäge dabei und bevor wir hier wieder wegfahren, bekommen die Bäume und Büsche die so garstig im Weg stehen noch eine neue Frisur.
Fahrtag in die Hauptstadt
Wir starten am Vormittag mit Ziel Portugals Hauptstadt zu erreichen. Die freigeschnittene Zufahrt ist ein Traum. Es gibt keine neuen Kratzer am Auto. Für alle anderen ohne Heckantrieb bleibt der Weg aber trotzdem eine Herausforderung.
Es passiert heute nicht viel. Am Mittag legen wir einen Zwischenstopp an einem schönen See ein und besichtigen die versunkene Brücke, die mangels Wasser gerade wieder zu sehen ist.
Nach insgesamt 250 Kilometer erreichen wir Seixal am südlichen Tejo Ufer. Erst parken wir direkt am Strand, aber wegen des Sandes beschließen wir dann doch auf den Parkplatz nebenan umzusiedeln.
Es ist schon Nachmittag und wir beschließen gleich in die Stadt zu gehen, um einerseits den Sonnenuntergang zu bestaunen und natürlich etwas essen zu gehen.
Die Fähren fahren mehr oder weniger im Stundentakt und so kommen wir ganz einfach und stressfrei mitten im Zentrum von Lissabon an. Gerade noch rechtzeitig, um den Sonnenuntergang genießen zu können.
Nach der Kälte der letzten Wochen ist es heute total angenehm warm und vor allem auch windstill. Wir haben das perfekte Wetter für einen Abend in der Stadt.
Nachfolgend noch ein paar Eindrücke aus Lissabon:
Sightseeing
Von unserem Platz sieht man gut den Cristo Rei, die Brücke des 25. April und dahinter kann man sogar das 30,2 Kilometer entfernte Sintra erkennen.
Tanja hat einen Termin in Lissabon, darum sind wir hier und verbinden es gleich mit ein paar Tagen Sightseeing. Das Wetter passt und zurzeit sind nur wenig Touristen in der Stadt. Wir besuchen den Weihnachtsmarkt Wonderland Lisboa und stellen fest, dass es eine recht traurige Veranstaltung ist. Hier gibt es überteuertes Essen, das schlecht schmeckt. Selbst die Maronen kosten drinnen gleich 50 Cent mehr als direkt davor.
Pfanne
Am Morgen des heutigen Tages schreibt mir Klaus, ob wir nicht eine Pfanne für ihn beim Petromax Laden abholen könnten. Klar mache ich. Am Vormittag sollte das klappen und Tanja kommt am Nachmittag nach, damit wir noch etwas anschauen können.
Die Tour beginnt damit, dass ich an der Fähre nicht durch das Gate komme. Meine Chipkarte ist leer und ich muss sie erst aufladen. Als ich fertig bin, sind die Tore geschlossen und das Schiff legt ab. Die Nächste fährt erst in 30 Minuten. Ich gehe wieder zurück ins Womo.
Beim zweiten Anlauf schaffe ich es auf das Boot.
Tanja ist nicht dabei und so kann ich mich noch in aller Ruhe den historischen Straßenbahnen widmen. Die Linie 28 ist die beste und da keine Touristen in der Stadt sind, sind die Bahnen nahezu leer. Ein besonders schöner Platz, an dem man unbedingt kurz aussteigen sollte, ist der Miradouro de Santa Luzia. Dann ein kurzes Stück zu Fuß weiter bis zum Largo Portas do Sol, wo ich einen Galão in einem der Straßenkaffees empfehle und man in Ruhe dem Treiben etwas zuschauen kann.
Und so kommt es, dass ich nach dem kleinen Frühstück die Linie 28 bis zum Ende und dann in die andere Richtung zurückfahre. Leider verpasse ich an der richtigen Haltestelle auszusteigen und muss dann wieder zurückfahren. Weiter geht es mit der U-Bahn, aber am Bahnhof Apolonia ist Endstation und ich müsste auf den Zug umsteigen. Dazu habe ich keine Lust und nehme den Roller.
Die Bird Elektroroller
Ich habe die Roller auch schon in anderen Städten gesehen. Und die Idee dahinter ist eigentlich genial - aber sie bringt viele Probleme mit sich. Die Nutzung ist nahezu idiotensicher, sogar ich hatte binnen einer Minute einen Account und den ersten Roller gemietet. Die Grundgebühr liegt bei einem Euro und jede Minute kostet 9 Cent. Eine Stunde kostet somit 6,40 Euro.
Praktisch ist, da es wohl an die tausend Stück allein in Lissabon gibt, dass man nahezu überall einen Roller in der Nähe stehen hat. Die App zeigt an, wo sich überall Roller befinden und wie deren Ladezustand ist.
Hat man einen Roller gefunden, ist er in Sekunden einsatzbereit und die wilde Fahrt kann beginnen.
Und da beginnen die ersten Probleme. Man darf nur auf Radwegen oder der Straße fahren. Die meisten fahren aber auf dem Gehweg. Die kleinen Räder gepaart mit den Bahngleisen und teils tiefen Schlaglöchern und oft auch Kopfsteinpflaster in Lissabon ergeben eine recht gefährliche Mischung. Ich verstehe schon, warum viele lieber auf dem Gehweg fahren.
Das zweite Problem ist, dass die Roller überall im Weg herumstehen. Mitten auf dem Gehweg, in Parkbuchten von PKWs auf dem Radweg und überall da, wo ihn sein Vormieter eben stehen lassen hat.
Meine 9 Kilometer Fahrt entlang des Tejo Ufer auf Radwegen empfand ich als sehr angenehm. Ich musste auf keine Verkehrsmittel warten und konnte in der frischen Luft unterwegs sein. Da ich mit beiden Händen fahren muss und es keine Handyhalterung am Roller gibt hatte ich keine Ahnung wohin ich fahre und hatte mich auch entsprechend mehrfach verfahren.
Mein Fazit: in einer Stadt mit guten Straßen / Radwegen ist dies sicher eine nette Sache, wenn sich die Benutzer etwas an Regeln halten würden und die Roller nicht überall abstellen würden, wäre es eine lustige Art der Fortbewegung. Aber so halte ich die Roller für etwas gefährlich und für das Stadtbild wenig förderlich.
Meine Reise zur Pfanne von Klaus geht ab dem Hauptbahnhof mit dem Taxi weiter. Die letzten 11 Kilometer wollte ich schneller vorankommen, da sich der Tag auch langsam dem Ende neigt. Der Taxifahrer konnte das Ziel per Spracheingabe bei Google Maps nicht finden. Ich habe es dann von Hand eingegeben und die wilde Fahrt konnte beginnen. Es wäre so einfach gewesen, wenn er dem Navi gefolgt hätte. Aber wir bummeln durch die Häuserschluchten und nehmen in Kreisverkehren konsequent eine andere Ausfahrt als das Navi vorschlägt. Irgendwann habe ich dann erklärt, dass es noch 11 Kilometer sind und wir vielleicht auf einer Hauptstraße schneller ans Ziel kommen. Ich weiß nicht warum, aber er schien gedacht zu haben, das Ziel muss gleich hier um die Ecke sein. Vielleicht hat der die 11 für 1,1 Km gehalten? Auf jeden Fall lief es dann auf einmal recht zügig. Mit Dauerblinker rechts oder links, ging es quer über alle Spuren und wenn es nicht genug Spuren gab auch gerne mal über einen Seitenstreifen zum Ziel.
Gerne wäre ich auf der Rückfahrt auf ein anderes Taxi umgestiegen. Aber ich war weit ab vom Schuss in einem Vorort von Lissabon gelandet. Ich fragte den Taxifahrer, ob er hier warten möchte, dann bekommt er gleich die Rückfracht nach Lissabon.
Nach 5 Minuten hatte ich die Pfanne abgeholt und die Reise geht weiter zurück nach Lissabon zum Hauptbahnhof Estação do Oriente. Von dort dann weiter mit dem Sozialschlauch bis zum Fähranleger, wo ich mir noch einen Kaffee mit einem Stück Kuchen gönnte und dann mit dem Bötchen zurück zu Tanja kam.
Tanja hat einen steifen Nacken und alle Aktivitäten für heute gestrichen. Es ist kurz vor Sonnenuntergang und ich bin für heute auch durch.
Planänderung
Tanja geht es heute noch nicht besser, weshalb sie garantiert nicht mit in die Stadt kommt. Und auch ich fühle mich eher etwas müde und habe etwas Muskelkater in den Beinen. Darum schlage ich vor heute etwas nach Norden an die Küste zu fahren. Dort könnten wir die Maudolfs und Klaus wiedertreffen.
Regen in Lavos
Auch wenn das Wetter sehr durchwachsen war, vergingen die Tage wie im Flug. Wir schauen den Anglern zu und die Hunde spielen ausgelassen am Strand. Ziva geht einmal kurz verloren, sie gibt sich eine 3 Kilometer extra Runde am Strand.
Ab in die Pampa
Heute ist große Aufbruchstimmung. Die einen wollen weiter nach Süden, die anderen nach Norden und noch anderen fahren einfach eine Runde im Kreis. Wir gehen noch Wäschewaschen und groß Einkaufen, bevor wir weiter nach Norden fahren und uns im nirgendwo einigeln werden und den kommenden Regen über Weihnachten aussitzen. Leider sieht die Wettervorhersage alles andere als gut aus. Südlich von Porto finden wir einen abgelegenen Strand mit sehr schlechter Zufahrt. Das ist genau richtig für uns, da kommt bei dem miesen Wetter bestimmt kein anderer vorbei.
Der Zahn der Zeit
Wir sind nicht das erste Mal hier. Damals sah die Parkplatzbegrenzung schon leicht baufällig aus und heute ist sie komplett verschwunden. Man sieht schön wie der Zahn der Zeit arbeitet und alles irgendwann zerfällt.
Oder eine andere Perspektive.
Wo sind nur all die Pfosten hin? Im Sommer 2020 waren sie auf jeden Fall noch da, auch wenn die Seile damals schon einige Zersetzungserscheinungen hatten.
Wie wenig hier Umweltschutz selbst heute noch bedeutet sieht man ganz gut an den Seilen. Oder warum verwendet man hier Plastik?
Zurück bleibt der Kunststoff
Nur das Meer
Herrlich - hinter uns liegt eine Nacht ohne Hundegebell, ohne Festbeleuchtung, Menschen und PKWs.
Die Hunde haben großen Spaß am Strand und auch wir freuen uns sehr über die Weite und Einsamkeit.
Kurz vor Sonnenuntergang haben wir Hochwasser und einzelne Wellen überspülen den kompletten Strand. Wir spielen das Spiel, wer traut sich am weitesten ans Wasser heran. Der Atlantik hat übrigens 14°C und die Luft ca. 16-18°C. Man kann es noch ganz gut aushalten hier oben im Norden von Portugal.
Frohe Weihnachten
Heute ist Heiligabend und somit ist auch dieses Jahr fast zu Ende. Hinter uns liegt ein spannendes und erfolgreiches Jahr, in dem das Reisen leider viel zu kurz kam. Wegen des Hausbaus und auch wegen Covid ist dieses Jahr vieles anders gelaufen, als wir es uns gewünscht haben. Auch der Winter in Marokko fällt leider ins Wasser, da zwischen Spanien und Marokko nach wie vor keine Fähren verkehren.
Aber das wird sich im nächsten Jahr wieder ändern. So viel kann ich schon versprechen.
Frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
-ENDE-
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