Sonntagszeitung, Ausgabe „Bach“
Der Herr AMUMOT, der wollte seine Leser diese Woche doch einfach ohne wöchentliche Sonntagslektüre in den Sonntag schicken. Mit der müden Ausrede, es sei ja nicht viel passiert diese Woche. Das geht natürlich nicht, und so bekommt ihr heute was von mir, der Tanja, zu lesen.
Die formale Wochenübersicht können wir wie folgt zusammenfassen: Wetter sonnig bis regnerisch. Tagsüber angenehmen warm, zumindest wenn die Sonne scheint hat es um die 20 Grad. Wenn nicht, dann 15. Nachts zunehmend kühl, 0 bis 8 Grad.
Ebenso für die ganze Woche gilt: wir stehen am Bach. Mehr als 20 Meter hat sich der AMUMOT-Truck die letzten 7 Tage nicht bewegt. Und das hat einen Grund: es ist ganz nett hier 😀
Und so begann die Woche …
Es ist (schon wieder) Sonntag, und seit gestern stehen wir ja wieder an diesem wunderbar einsamen Flecken am Bach. Zwar direkt neben der Straße, doch die ist eine Sackgasse, eben wegen besagtem Bach. Eine Quasi-Sackgasse, außer man hat das richtige Fahrzeug, beispielsweise man fährt einen Jeep.
So wie die Teilnehmer der spanischen Jeep-Safari, die hier gegen Mittag vorbeikommt. Bestimmt 15 Fahrzeuge, die alle einmal durch den Bach wollen. Manche fahren auch darin spazieren. Einen hat es dann erwischt, zur Belustigung der anderen Safariteilnehmer. Auch mit Allrad ist es manchmal gut Freunde zu haben, die einen wieder rausziehen.
https://youtu.be/vFEx6MeN5Og
Denen zuzuschauen macht schon Lust auf etwas Offroad-Action. Jetzt nicht unbedingt mit Ducato oder Vario. So ein kleiner Jeep oder anständiges Quad, das wäre bestimmt ein riesen Spaß hier. Noch spaßiger ist sicherlich ein Offroad-Moped (oder zwei). Doch müsste man für dessen Transport Tanja's Ducato zurückbauen. Und davon ist sie irgendwie nicht so sehr begeistert.
Leider ist unser Plätzchen etwas abschüssig, und so parkte Andre das Haus kreativ auf mehreren Auffahrkeilen. Was zur Folge hat, dass Tanja zum Einsteigen ins Wohnmobil eine Trittleiter gebrauchen könnte. Tizon auch, je nachdem ob er daran denkt beim Einsteigen anständig Anlauf zu nehmen. So ist das nunmal, wenn die Beine recht kurz geraten sind oder die Arthritis einen plagt. Und, es fehlt etwas Grünzeugs vor der Wohnmobiltüre. Schwarzer Hund mit rotbraunem Schlamm im Fell, das ist einfach nichts.
Die Ideallösung in Sachen Stellplatz ist also noch nicht gefunden, das geht noch besser. Auf der morgendlichen Gassirunde am nächsten Tag schaut sich Tanja die Durchfahrt zur benachbarten Wiese nochmal genauer an. Links Baum, rechts Baum, in der Mitte ein etwas zu großer Stein und an der Seite einen ganzen Haufen Felsbrocken. Man kann nicht einschlagen um sich mit dem großen Wohnmobil durchzuschlängeln, wir hatten es vorgestern ja versucht.
Welche Äste könnte man wohl am unauffälligsten kastrieren? Noch am überlegen tritt Tanja so ganz nebenbei an einen der Felsbrocken – uuhhh, es bewegt sich. Drei Minuten später waren fünf weitere Brocken umgesiedelt. Jetzt müsste man einschlagen können. Andre gefällt die Idee es nochmal zu probieren wohl auch, und 10 Minuten später standen wir schön auf der Wiese. Geht doch!
So, da stehen wir nun also. Kommen wir doch direkt zu der Problematik, warum Andre eigentlich keinen Sonntagsblog schreiben wollte: es ist hier einfach nichts los, und so gibt es auch nicht viel was es zu berichten gäbe.
Ist das Wetter schlecht wird drinnen gearbeitet, ist das Wetter gut, wird draußen gechillt. Zwischendurch drehen wir ein paar Gassirunden – den einen Tag bachaufwärts, den nächsten Tag bachabwärts. Das war es auch schon an Aktivitäten.
Das Schöne an solchen Tagen ist, dass man mal wieder komplett runterkommen kann. Aufgeschobenes wird abgearbeitet, und im Kopf findet sich neuer Platz für neue Ideen und Gedanken. Eine Besonderheit am Leben im Wohnmobil ist, dass man viel weniger Zeitaufwand an dem ganzen "Drumherum" hat. Du kannst dich irgendwo hin in die Pampa verziehen, und dich viel einfacher auf das konzentrieren, auf das es gerade ankommt. Keine Kehrwoche, kein Rasen mähen, keine Besorgungen, kein Smalltalk mit den Nachbarn - und der wöchentliche Hausputz ist im Zweifel in einer halben Stunde erledigt. Wo man sich im früheren Leben eine Stunde vor Arbeitsbeginn auf den Weg machen musste lässt man sich jetzt einfach aus dem Bett fallen, landet direkt auf der Sitzbank und klappt den Laptop auf. Einmal nach links beugen, auf den Knopf der Kaffeemaschine drücken, und schon kann der Tag beginnen.
Zwischendurch schnappt sich Tanja beide Hunde und nutzt den sonnigen Nachmittag um die Gegend zu erkunden. Mal schauen, man hier ein paar nette, bisher unentdeckte, Wege findet. Keine Chance, egal in welcher Richtung, überall nur Büsche, und zwar die von der kratzigen Sorte. Während der große Schwarze das ganz lustig findet, wird der kleine Braune langsam echt stinkig. Er mag diese Offroad-Ausflüge ja nicht so. Keine Ahnung, wahrscheinlich zerzaust es ihm die Frisur. Oder er hat Angst dass er verloren geht, so wie es hier wohl einem anderen Hund mal vor einiger Zeit geschehen ist. Zumindest lassen das seine Überreste vermuten …
So ab Mitte der Woche …
… fangen wir uns an Gedanken über die Ressourcen zu machen. Unser nächster Termin ist am 17. Februar, das ist ja fast 10 Tage hin. Das Kühlschrank-Problem ist recht schnell gelöst, Tanja fährt mit dem Zweitwagen zum Einkaufen. Damit die Hunde auch mal was von der Welt sehen dürfen sie mit.
Bleiben noch das Wasserproblem und das Wäscheproblem. Glücklicherweise stehen wir direkt neben einem Bach, und es regnet. Wasser ist in näherer Umgebung also theoretisch vorhanden. Es gibt sogar einen wasserführenden Brunnen gleich nebenan. Doch welches Wasser wollen wir wirklich in den Frischwassertank einfüllen? Wir entscheiden uns für Regenwasser. Plus Bachwasser in Kanistern, für Wäsche und Klo. Zum Trinken habe ich im Supermarkt 10l in Kanistern gesorgt. So stehen jetzt zwei Eimer an zwei Wohnmobilecken, und nach jedem Regenschauer wird der Frischwassertank um 20l voller. Hoffentlich regnet es noch ein bisschen, dann haben wir genug Wasser bis kommende Woche …
Da ergeben sich auch direkt ein paar neue Geschäftsideen. Man könnte doch ein Geschäft mit Regenwasserauffangvorrichtungen anbieten. Also nicht irgendwelche, sondern speziell für den Campingbereich, und superspeziell für Wohnmobile. Für Plastikteile, auf denen irgendwas mit Camping draufsteht kann man ja gerne das Doppelte verlangen. Gut, dass es dann einfache Eimer mit Henkel und Ausgießer sind, das lässt sich marketingtechnisch sich noch nett aufbereiten. Machen andere ja auch.
So ein paar Höhlentage machen uns ja weniger was aus – solange das Internet funktioniert. Das tut es, und so sind wir mal richtig produktiv. Schreiben, basteln, programmieren, lesen, buchhalten, backupen, updaten, alles darf mal drankommen.
Die Hunde sehen das jedoch etwas anders, vor allem Tizon. Während Max solche Regentage im halbkomatösen Modus verbringen kann stellt sich bei Tizon recht bald der Lagerkoller ein. Jede unserer Bewegungen wird mit der Hoffnung assoziiert, dass es jetzt endlich mal wieder raus geht – ist doch egal ob es in regnet. Ist es dann doch mal soweit, versucht Max auch bei strömendem Regen keine nassen Pfoten zu bekommen – während Tizon wie ein junges Fohlen über die patschnasse Wiese galoppiert. Oder erstmal total aufgekratzt zehn Runden ums Wohnmobil rast.
Gegen Ende der Woche …
… stehen wir immer noch am Bach, welch Überraschung. Die Tage sind grau, die Nächte dank der Wolkendecke nicht ganz so kalt. Da wir nett im Tal stehen hält sich der Wind in Grenzen, an der Westküste soll es da etwas mehr winden. Das Leben im Wohnmobil bei geschlossenen Türen und Fenstern ist ungewohnt. Und ob die Wäsche bei dieser Luftfeuchtigkeit trocken wird, ist fraglich. Ein paar Tage Regenwetter ist ja Okay. Dann ist aber auch gut.
Umso mehr freuen wir uns auf den Sommer. Wenn es irgendwo eine Sonnengarantie gibt, dann wohl in Portugal. Und wir kennen auch schon ein nettes Plätzchen an der Algarve, wo man ein paar heiße Tage gut überstehen könnte. An einem Bach, auf einer Wiese, gleich hinter der großen Bambushecke, …
Aber erstmal kommt die nächste Woche. Wird Andre was einfallen für eure Sonntagszeitung? Schließlich bleiben wir noch ein paar weitere Tage hier stehen. Und da es recht unwahrscheinlich ist, dass uns hier der Papst besuchen kommt (der kommt glaub erst im Mai nach Portugal), dürfte auch die kommenden Tage nicht allzu viel los sein hier ...
Follow