Shop

AMUMOT-Shop
Aller zur Wohnmobil Elektrik
zum Shop

Follow

AMUMOT Blog

Wir leben, reisen & arbeiten im Wohnmobil
Hinweis: Mit und gekennzeichnete Links sind Affiliatelinks. Bestellst Du etwas über solch einen Link, erhalte ich eine Provision.

„Hey Alexa, mach das Licht an." – So ein Blödsinn, dachte ich mir. Wer braucht denn bitte smarte Hausgeräte? Das ist doch nur was für Technik-Freaks, die zu viel Zeit haben!

Tja, und dann kam der Tag, an dem ich beim Hausbau feststellte: Verdammt, ich hab vergessen, Kabel für die Lichtschalter einzuplanen. Dumm gelaufen. Aber hey, aus der Not wurde eine Tugend – und plötzlich war ich selbst der Technik-Freak mit dem smarten Zuhause.

Dummerweise haben wir vergessen, Kabel für Lichtschalter in die Wände zu verlegen.

Und so kam ich zu meinem neuen Hobby: Statt Lichtschaltern gab es in unserem Haus jetzt WLAN-Lampen und Siri folgte manchmal unseren Sprachbefehlen. Schon war der Grundstein für die Smart-Home-Steuerung gelegt. Temperatursensoren folgten, und die ersten smarten Steckdosen schalten Boiler und andere Verbraucher nach Bedarf.

160 Meter Wasserschlauch wurden in der Bodenplatte eingegossen.

Der eigentliche Wendepunkt kam im Herbst 2024 mit der Installation unserer Wärmepumpe für die Fußbodenheizung. Da diese ebenfalls per WLAN steuerbar war, kam mir eine Idee: Warum nicht den Ladezustand unserer Solarbatterien in die Steuerung der Wärmepumpe einbeziehen? Das Prinzip war einfach – Wärmepumpe abschalten, bevor die Batterien leer sind, und erst wieder einschalten, wenn sie ausreichend geladen sind.

Doch weder Victrons VRM-Portal noch meine bisherige Smart-Home-App boten die nötigen Funktionen. Eine Verknüpfung beider Systeme? Fehlanzeige. Also machte ich mich auf die Suche nach einer Lösung und stieß auf Home Assistant – eine Open-Source-Plattform mit schier unendlichen Möglichkeiten. Die Modelleisenbahn für Erwachsene, wenn man so will - nur billiger. Und genau da fing der Spaß erst richtig an.

Ich betrat damit komplettes Neuland. Wie man so ein System überhaupt zum Laufen bringt? Absolut keine Vorstellung. Es brauchte unzählige Versuche, etliche YouTube-Tutorials und jede Menge Geduld, bis ich Home Assistant halbwegs am Laufen hatte. Anfänglich ziemlich frustrierend, aber irgendwie gab ich auch nicht auf.

Der Durchbruch kam im Frühjahr, als ich begann, KI für die Programmierung zu nutzen. Plötzlich wurde aus dem mühsamen Trial-and-Error ein flüssiger Workflow. Ab diesem Zeitpunkt war auch der vollständige Umstieg auf Home Assistant möglich – zu 100%.

Smarte Mausefalle, mit Meldung aufs Handy, wenn eine Maus gefangen wird.

Heute ist das System so ausgereift, dass es mir aufs Handy meldet, wenn eine Maus in die Falle gegangen ist. Oder es erinnert mich im Sommer daran, die Fenster zu schließen, wenn es draußen wärmer wird als drinnen. Wer will schon ständig Temperaturen vergleichen? Beginnt es zu Regnen bekomme ich eine Meldung, wenn noch Türen wo offen sind. Genau dafür ist Automatisierung da.

Die Fußbodenheizung

Schema der Fußbodenheizung mit Wärmepumpe und 1000l Wasserspeicher

Im Oktober letzten Jahres bekam ich eine Wärmepumpe für die Fußbodenheizung. Das Prinzip ist genial: Aus einer Kilowattstunde Strom erzeuge ich drei bis viermal so viel Wärme, wie ein simpler Heizstab liefern würde. Das Ergebnis ist beachtlich – eine durchgeheizte Bodenplatte verbraucht etwa 15 kWh am Tag und hält das Haus bei angenehmen 27°C.

Außeneinheit: Wärmepumpe mit 1000L IBC Pufferspeicher
4000Wp und 4600Wp auf das Dach geklebt.

Um das auch im Winter autark zu schaffen, bekam unser Hausdach eine 8.600 Wp Solaranlage. Solarstrom ist mittlerweile erschwinglich geworden. Schon im November und Dezember zeigten sich erste positive Ergebnisse: Wir müssen deutlich weniger mit dem Holzofen heizen.
Während wir im Januar und Februar auf den Kanaren überwinterten, lief nur die Fußbodenheizung. Die Temperatur fiel nur einmal unter 20°C, als die Heizung wegen schlechtem Wetter ein paar Tage pausieren musste.

Der Grund fürs Abschalten: zu geringe Batteriekapazität. 30 kWh sind einfach zu wenig, vor allem wenn wir zu Hause sind und einen Tagesstromverbrauch von rund 20 kWh, inklusive Waschmaschine, Warmwasser, Spülmaschine und TV haben. Meinen Kunden sage ich immer: Wer wirklich autark sein will, sollte mindestens drei Tage Vollautarkie über Batterie schaffen können. Fünf Tage wären besser

Holzspeicher mit Solardach

Also gab es im Frühjahr ein Batterie-Upgrade auf 70 kWh. Und dazu noch 5 kWp Solarleistung als Solardach für meinen Holzspeicher neben dem Haus.

So kann der Sommer kommen

Doppelnutzen der Wärmepumpe – Kühlen im Sommer

Auch im Sommer ist die Wärmepumpe im Einsatz, denn sie kann nicht nur heizen, sondern auch kühlen. Wenn draußen die Temperaturen auf 40°C klettern – wie diesen Sommer häufig der Fall –, schicken wir einfach 12°C kaltes Wasser durch den Fußboden. Das Ergebnis: eine angenehm kühle Bodentemperatur von 18-19°C.

Unsere Hunde lieben das! Sie liegen wie Bettvorleger auf dem nackten Boden und genießen die Kühlung von unten. Und das Beste: Keine lauten, zugigen Klimaanlagen, die ständig laufen müssen. Stattdessen eine lautlose, angenehme Kühlung im ganzen Haus.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die 30°C-Marke haben wir dieses Jahr im Haus so gut wie nie erreicht – selbst an den heißesten Tagen blieb es drinnen erträglich. Eine Investition, die sich sowohl im Winter als auch im Sommer mehr als auszahlt.

Jetzt können wir Strom verkaufen

Gesagt, getan. Aber ich gestehe: Diese Idee kam nicht von mir, sondern von einem Freund aus Spanien. Wir hatten schon immer das Problem des massiven Solarüberschusses im Sommer, den wir selbst mit Klimaanlagen kaum verbrauchen konnten. Und überhaupt – wir mögen keine Klimaanlagen und nutzen sie so selten wie möglich.

Also verkaufen wir den Strom eben. Aber wie, ohne Netzanschluss?

Bitcoin Mining – Strom in Geld verwandeln

Die Lösung heißt Bitcoin Mining. Das Prinzip ist simpel: Spezielle Computer lösen komplexe Rechenaufgaben und sichern damit das Bitcoin-Netzwerk ab. Als Belohnung gibt es Bitcoin, den man in bares Geld tauschen kann - wenn man möchte. Der Clou: Diese Rechner verbrauchen jede Menge Strom – genau das, was wir im Überfluss haben. Wir müssen also keinen Netzanschluss haben, um unseren überschüssigen Solarstrom zu "verkaufen". Stattdessen lassen wir einfach die Mining-Computer laufen, wenn die Batterien voll sind und die Sonne scheint. Der überschüssige Strom wird direkt in Bitcoin umgewandelt.

Damit wir den Lärm nicht hören müssen, hat der Miner eine Schallschutzkiste mit Dach bekommen und steht am Ende eines 35m langen Kabels im Garten. Die Schreihütte für den Sommer ist geboren.

Schreihütte im Garten

Die Bitcoin Heizung

Erster Versuchsaufbau mit dem S19k pro als Heizung im Frühjahr

Und jetzt wird's noch besser! Die Mining-Computer produzieren nicht nur Bitcoin, sondern auch ordentlich Abwärme – schließlich wird der komplette verbrauchte Strom in Wärme umgewandelt. Diese Wärme verpufft nicht ungenutzt, sondern landet seit diesem Herbst direkt im Haus. Das Ergebnis ist einfach genial: Im Winter heize ich mit Solarstrom, verdiene dabei Bitcoin und spare mir den Holzofen. Naja fast - denn wenn keine Sonne scheint, heizen wir weiterhin mit Holz - aber eben deutlich weniger.

Der erste Miner lief so erfolgreich, dass ich über das Jahr die Solaranlage kontinuierlich erweitert habe – mittlerweile bin ich bei knapp 30 kWp angelangt. Die letzten 6 kWp kamen allein für den zweiten Miner dazu, den ich mir nach den ersten positiven Erfahrungen zugelegt habe. Zwei Miner bedeuten mehr Rechenleistung, mehr Bitcoin-Ertrag und im Winter auch mehr Heizleistung fürs Haus.

Das Schöne daran: Der Solarüberschuss im Sommer, den wir früher nicht sinnvoll nutzen konnten, refinanziert jetzt die Anschaffungskosten. Im Winter sorgen die Miner für wohlige Wärme und laufen solange weiter, solange die Batterien geladen sind. An Schlechtwettertagen ist jetzt so viel Solarleistung vorhanden, dass die Fußbodenheizung nicht mehr abgeschaltet werden muss. Zwei Stunden Sonne am Mittag reichen schon für einen ganzen Tag.

Letzte Solar-Ausbaustufe im Herbst – eine Ost-West-Anlage

Leider leidet die Effizienz der Wärmepumpe durch die Hitze im Sommer ziemlich. Dadurch steigt der Stromverbrauch. Das wäre zwar locker zu decken, würde man keine Miner betreiben …
Um jetzt den Miner ungestört Tag und Nacht durchlaufen lassen zu können, und dazu noch bedenkenlos die Wärmepumpe betreiben zu können, gab es noch etwas mehr Solarleistung.

Ich hatte ohnehin noch einen 100A MPPT-Regler übrig – warum also nicht verwenden? Da dieser aber nur für 2,8 kW Ladeleistung ausgelegt ist, entschloss ich mich zu einem Experiment. Statt einer Südausrichtung mit 3 kWp habe ich eine 30°-Ost-West-Anlage mit zusammen 5,85 kWp aufgebaut. Die zwei Dachhälften sind parallel geschaltet. Am Tag habe ich ohnehin schon ausreichend Ladestrom. Durch die Ost-West-Ausrichtung habe ich über den Tag einen gleichmäßigen Ertrag und nur wenig Clipping durch den Regler.

5,85kWp Ost-West-Anlage

In der Summe sind es jetzt knappe 30 kWp an PV-Leistung. Das muss jetzt endgültig reichen! Jetzt im November konnte ich auch direkt den ersten Live-Test machen. Es regnet, aber die Solaranlage bringt immer noch genug Leistung, um die Wärmepumpe laufen zu lassen. Hier ist natürlich wichtig zu wissen, dass es stark auf die Wolkendicke ankommt. Am Tag davor gab es bei anhaltendem Dauerregen nur 1500W Ladestrom, heute sind es schon 4000W.

Steuerung des Stroms – Intelligente Automatisierung

Die Leistung meiner Solarmodule ist gegenüber den installierten MPPT-Reglern deutlich überdimensioniert. Der Grund ist simpel: maximaler Solarertrag bei schlechtem Wetter. Module sind mittlerweile billiger als hochwertige MPPT-Regler, also lieber mehr Module aufs Dach und dafür bei Spitzenlast ein bisschen Clipping in Kauf nehmen. Am Ende habe ich durch diese Kappung "nur" knapp 23 kW Ladeleistung – was trotzdem mehr als genug ist.

Aber das stellt uns vor ein neues Problem: Die zwei Miner bringen den überschüssigen Strom niemals verheizt. An sonnigen Tagen kann ich einen Solarertrag von 150 kWh und mehr erzielen. Um diese Energie sinnvoll zu nutzen, müssen die Akkus aktiv mit einbezogen werden. Bei Batteriekosten von 1-2 Cent pro kWh und einem Mining-Ertrag von knapp 10 Cent pro kWh rechnet sich das locker. Also werden die Akkus auch nachts für das Mining genutzt.

Wenn das Wetter gut ist, können so selbst Mitte Oktober noch 4kW Dauerlast im 24h Betrieb realisiert werden.

Screenshot

Home Assistant macht's möglich

Hier kommt Home Assistant wieder ins Spiel. Basierend auf der installierten Solarleistung ruft Home Assistant täglich eine Solarertragsvorhersage ab. Je nach Prognose habe ich verschiedene Abschalt- und Steuerungsautomatiken für die Miner erstellt:

Sonnige Tage (wie im Sommer üblich): Die Akkus werden nachts auf 5% heruntergefahren, da am nächsten Tag genug Sonne kommt, um sie wieder vollzuladen.

Trübe Tage (jetzt im Herbst, wenn es regnet): Die Miner bleiben nachts aus und laufen erst wieder, wenn die Akkus ausreichend geladen sind.

So wird keine Energie verschwendet, und ich bleibe trotzdem auf der sicheren Seite.

Just for fun

Es gibt sogar eine optische Visualisierung des Batterieladezustands. Einmal alle 3 Minuten geht eine Lampe im Haus für 3 Sekunden an und signalisiert den Ladezustand der Akkus als Farbe. Von Rot über Gelb bis Grün.

Der Technik-Bunker – Wärme ohne Lärm

Im Holzanbau hinter dem Haus habe ich dieses Jahr einen kleinen 1,5 m² Bunker gemauert, in dem alle Batterien, Wechselrichter, Solarregler und auch die Miner untergebracht sind. Erstens wollte ich einen Feuerschutz vor, und für die Geräte realisieren, aber auch die Abwärme besser nutzen können. Gerade in der Übergangszeit, wenn es draußen noch kühl ist, aber die Sonne scheint, möchte ich die gesamte Abwärme – also nicht nur von den Minern, sondern auch von den Wechselrichtern – über ein Gebläse direkt ins Haus blasen.



Das Video zeigt den ersten Versuchsaufbau. Inzwischen ist der Raum mit zusätzlichen Platten zur besseren Luftleitung von kalter und heißer Luft versehen, sodass die kalte Zuluft erst an den Invertern, Solarreglern und den ₿-Minern vorbei muss, bevor sie vom Gebläse ins Haus geleitet wird.

Wäre da nur nicht der Lärm

Das Problem: Mining-Computer sind ohrenbetäubend laut - war kaum zu überhören im Video. Damit davon im Haus nichts zu hören ist, sind die Luftleitungen mehrfach mit Schalldämpfern ausgestattet. Das Ergebnis: Wohlige Wärme ohne Lärm im Haus.

Überzeuge dich selbst:



Ich liebe es, wenn etwas so genial funktioniert! Von den Löchern gibt es zwei in der Wand, was für einen ausreichenden Luftdurchsatz im Strombunker reicht und genug Wärme ins Haus liefert.

Wie geht sowas? Was extrem viel bringt, ist den Luftschlauch von innen mit einem 2cm dicken Schaumstoff auszukleiden. Dabei reicht schon ein kurzes Stück von einem Meter. Mehr hilft natürlich. Die Luft bläst in eine Holzkiste, welche mit Akustikschaum ausgekleidet ist, Masse in Form von Beton hilft auch, Schall zu absorbieren.

Die Lüftersteuerung läuft ebenfalls über Home Assistant. Verschiedene Temperatursensoren messen die Temperatur im Bunker und im Haus, und je nach Bedarf wird die Drehzahl des Lüfters automatisch angepasst. Bei Vollast der beiden Miner habe ich etwa 7.000 Watt Heizleistung fürs Haus zur Verfügung.

Die Praxis: Heizen neu gedacht

Das System funktioniert beeindruckend gut. Selbst wenn tagsüber die Haustür offensteht und es draußen nur 15°C hat, haben wir am Abend 27°C im Haus. Der Holzofen? Werden wir wohl deutlich seltener brauchen. Und weniger Holzofen bedeutet auch: weniger Brennholz machen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn man einmal selbst Holz gespalten hat.

Warmes Wasser – mehrere Systeme, eine Lösung

Unser Badezimmer liegt draußen und verfügt über eine Badewanne und Dusche. Für die Badewanne nutze ich einen 32-kW-Durchlauferhitzer mit Gas– das funktioniert einwandfrei. An der Dusche haben dieser und seine zwei Vorgänger allerdings nie wirklich überzeugt.

Die Außendusche mit Badewanne im Herbst 2025

Deshalb habe ich dort auf einen 80-Liter-Boiler mit 1,5-kW-Heizstab umgestellt. Das Problem: An derselben Stromleitung hängen auch die 2,1-kW-Brunnenpumpe und die Wärmepumpe mit 1,2kW. Um eine Überlastung zu vermeiden, schaltet der Boiler automatisch ab, sobald die Brunnenpumpe läuft. Funksteckdosen und Home Assistant machen's möglich – eine simple, aber effektive Lösung.

Im Haus selbst habe ich im Bad einen weiteren 40-Liter-Warmwasserboiler mit 2 kW installiert. Dieser heizt nur zweimal täglich auf – einmal morgens und einmal abends. Das reicht völlig aus. Früher, als es noch keine Miner gab, hatte ich eine zusätzliche Funktion eingebaut: Wenn tagsüber überschüssiger Solarstrom verfügbar war, heizte der Boiler auch mittags vor. Diese Funktion ist mittlerweile überflüssig geworden, da der überschüssige Strom jetzt sinnvoller in die Miner fließt.

Die Kläranlage

Kurze Erklärung zur Ausgangssituation:
Anfangs hatten wir eine Trenntoilette im Haus, aber das regelmäßige Leeren wurde zu aufwendig. Deshalb haben wir auf eine normale Wasserspültoilette umgebaut. Da wir keinen Anschluss an die kommunale Kläranlage haben, müssen wir unser Abwasser selbst behandeln.

Einfaches Versickern lassen wäre kurzfristig okay, aber keine dauerhafte Lösung – denn irgendwann gelangt es ins Grundwasser, und wir fördern 100 Meter weiter unten genau dieses Grundwasser aus unserem Brunnen wieder nach oben. Daher ist es am besten, wenn möglichst wenig Wasser in den Boden gelangt und dieses zudem möglichst sauber ist.

Ich habe eine zweistufige Kläranlage gebaut:

1. Erste Stufe – IBC-Tank mit Kompostfilter:
Zuerst kommt ein IBC-Tank, der mit Humus, Stroh und Blättern befüllt ist. Darin landet das gesamte Abwasser vom Haus. Würmer kümmern sich um die festen Stoffe, Fette bleiben im Kompost hängen, und unten kommt nur noch Wasser heraus.

Der Reaktor – hier wohnen die Würmer drin
Das Pflanzenbeet, nach einem Jahr

2. Zweite Stufe – Vertikale Pflanzenkläranlage:
Das vorgereinigte Wasser gelangt in eine vertikale Pflanzenkläranlage. Das Abwasser wird oben auf dem Becken ausgebracht und sickert durch Sand an den Wurzeln der Pflanzen vorbei nach unten. Über ein Drainagerohr läuft es dann ins Freie. Danach ist es geruchlos und ziemlich sauber.

Die technische Herausforderung:

Das Wasser muss schwallweise aufgebracht werden – es darf nicht dauerhaft vor sich hintröpfeln. Erstens würde man es dann nicht großflächig verteilen können, und zweitens entstünden dauernd nasse Pfützen, die stinken und verschlammen. Die Bakterien, die die Schadstoffe im Wasser umwandeln, brauchen einen Wechsel aus feucht und trocken mit ausreichend Sauerstoff.

Die automatisierte Lösung:

Das elektrisch angetriebene Ventil

Anfangs habe ich es mechanisch versucht, bin dann aber schnell auf eine Lösung mit einem elektrischen Ventil umgestiegen. Dieses öffnet sich automatisch, wenn der Abwassertank voll ist. Dann laufen auf einmal 25 Liter Wasser ins Beet, und sobald der Tank leer ist, schließt das Ventil wieder. Der Füllstand wird über einen Ultraschallsensor im Deckel des Tanks überwacht, die Steuerung übernimmt Home Assistant.

(Wenn euch das interessiert, kann ich gern einen Artikel dazu schreiben.)

Wechselrichter für das 230V-Netz

19 kW Wechselrichterleistung

Für die Stromversorgung des gesamten Grundstücks nutze ich hauptsächlich Victron-Wechselrichter mit 24 Volt und einer Nennleistung von 5000 VA. Das klingt nach viel Leistung, aber es gibt einen Haken: Bei Temperaturen über 25°C drosseln die Geräte ihre Leistung auf nur noch 3700 W – eine Schutzfunktion gegen Überhitzung.

Da das für den Gesamtverbrauch des Hauses nicht ausreicht, habe ich zwei dieser Wechselrichter parallelgeschaltet. So habe ich auch an heißen Tagen genug Leistungsreserve für alle Verbraucher – von der Wärmepumpe über die Haushaltsgeräte bis zur Brunnenpumpe.

Die beiden Mining-Computer sind sehr empfindlich, was Spannungsschwankungen im 230V Netz angeht. Darum haben jeweils ihren eigenen dedizierten Wechselrichter mit 4100 W und 4000 W bekommen. So laufen sie unabhängig vom Hausnetz und es gibt keine Probleme mehr.

Das große Problem der Anlage – Die Grenzen von 24V

Leider habe ich eine 24V-Anlage, und ich würde behaupten, dass 20 kW Leistung hier schon mehr als das sinnvolle Maximum darstellen. Der Grund, warum ich überhaupt bei 24V gelandet bin, liegt in der Geschichte meines Systems: Ursprünglich habe ich die Stromversorgung für meinen LKW aufgebaut und dann nach und nach mit zusätzlichen Batterien erweitert. Irgendwann war ich durch die Wechselrichter fest ans 24V-Netz gebunden. Heute ist es zu spät für einen Umstieg auf 48V – auch wenn ich mit denselben Solarreglern die doppelte Solarleistung verarbeiten könnte, müssten alle Wechselrichter getauscht werden, was mir dann doch zu teuer ist. Jetzt ist auch die letzte Ausbaustufe erreicht!

Temperaturprobleme und ihre Lösung

Gegen Ende dann deutlich überbelegt

Erst vor Kurzem konnte ich durch den Umzug der kompletten Stromversorgung in den Strombunker ernsthafte Temperaturprobleme der Kabel beseitigen. Das Nadelöhr war der 500A-Shunt. Dieser wurde regelmäßig mit 650A Ladestrom belastet – deutlich über seiner Spezifikation. Die völlig überforderten 300A-Sammelschienen brauchten bereits eine Gebläsekühlung, um nicht durchzubrennen. Dank Temperatursensoren und Home Assistant war das Risiko zumindest unter Kontrolle, aber eine Dauerlösung war das nicht.

100A Shunt mit 700mm² Sammelschienen

Die neue Lösung ist ein 1000A-Shunt, der mit massiven 700 mm²-Kupferplatten versehen ist. An diesen Platten werden die Kabel direkt angeschlossen – keine überlasteten Sammelschienen mehr. Selbst 840A Ladestrom sind jetzt problemlos möglich, und der Shunt wird dabei lediglich handwarm.

Akkus und Wechselrichter – Was würde ich heute anders machen?

Damit begann alles
Dann folgte eine 24V Stromhütte neben dem LKW

Angefangen habe ich mit Akkus, die ich auch im Shop verkaufe. Der erste Erweiterungsakku war ein 100Ah 24V von Liontron. Das Ding ist bleischwer und hat ständig BMS-Probleme. Aber er geht noch. Dann folgten 2 Saftkisten, die im 24V-Verbund laufen. Zwei Na-Ion Akkus laufen ebenfalls im Testbetrieb neben den LiFePO4 Akkus mit.

Frühjahr 2024 31kWh Speicher

Als der LKW im Frühjahr 2024 verkauft wurde, musste ich die fehlenden 10 kWh vom Laster ausgleichen und installierte die ersten 16 kWh als Eigenbau-Akku. Im Haus kann ich das machen, da brauche ich kein ECE-R10-Zertifikat, wie in Fahrzeugen. Ein zweiter 8-kWh-Akku mit EVE-Zellen folgte im Herbst 2024. Die Gesamtkapazität lag dann bei 31,5 kWh.

Innenleben der Chinakracher

Im Frühjahr kaufte ich bei eBay sechs fertige 12,8V 300Ah Akkus für 256 Euro das Stück. Die Dinger musste man unheimlich langsam laden, bis die Zellen endlich mal balanciert waren und die Akkus ihre volle Kapazität erreichten. Der Zellhersteller war nicht zu ermitteln, die Zellen sind im Gehäuse verklebt, ein No-Name-ame-BMS oben drauf geklebt und alle Zellen sind schon etwas bauchig aufgeblasen. Was für einen Müll man sich da ins Haus holt, sieht man nur, wenn man reinschaut – und dann ist auch die Garantie weg.

Um das Risiko eines Ausfalls auszugleichen, habe ich auch gleich noch 16 kWh an EVE-Zellen dazu gestellt und komme jetzt auf 2700 Ah, was in etwa 69 kWh entspricht. Die Menge an Akkus ermöglicht es, 800A Solar-Ladestrom zu verarbeiten, trotz der teilweise schwachen 100A BMS-Platinen.

16kWh Eingenbau Akku mit EVE Zellen.

Was kostet so ein System?

Die Frage, die wahrscheinlich die meisten interessiert: Was kostet ein solches System eigentlich?

Das ist schwer zu sagen, denn vor 5 Jahren waren Wechselrichter noch doppelt so teuer wie heute. Auch die Batteriepreise sind enorm gefallen, so bekomme ich heute 1 kWh für unter 100 €. Auch Solarmodule für Hausanlagen kosten in Portugal um die 100 € für 500-600 Wp.

Es hängt auch sehr davon ab, ob man das alles selbst zusammenbasteln kann, oder ob externe Firmen benötigt werden. Für kompletten Eigenbau mit günstigen Hybrid-Invertern in 48 V sollte sich so eine Anlage mit 16.000 € für PV, Akku und Wechselrichter aufbauen lassen. Soll alles von Victron sein – wird's richtig teuer.

Bei Freunden von uns haben wir eine 5,5kWp Anlage mit 12kWh Akku und 6kW Hybridinverter installiert. Das ganze System hat weniger als 2500€ gekostet.

Was jedoch unbezahlbar ist: Die Unabhängigkeit und das gute Gefühl, mit der Sonne zu heizen statt mit fossilen Brennstoffen.

Die Wärmepumpe und Miner sind in der Rechnung nicht berücksichtigt. Der Preis für Crypto-Miner schwankt täglich und die Geräte verlieren schnell an Wert. Der Einstieg beginnt bei 1.200 € für ältere Antminer S19k Pro. Der Preis steigt mit der Effizienz deutlich. Wer jedoch zu 100 % Solarstrom nutzt, muss nicht ganz so genau auf die Effizienz achten – denn es rechnet sich alles irgendwann, wenn das Gerät durchhält.

Ideen für die Zukunft

Das System läuft, aber fertig bin ich noch lange nicht. Home Assistant bietet so viele Möglichkeiten, dass mir ständig neue Ideen kommen. Hier ein paar Projekte, die noch auf meiner Liste könnten:

Feuchtigkeitssensor am Hundehalsband
Wenn der Hund nass das Haus betritt, schaltet sich automatisch eine rote Lampe ein. Das Signal: Ab zum Hundehandtuch und erstmal abtrocknen! Klingt verrückt, aber wer nasse Hunde kennt, versteht das Problem.

Türkontakte an Sprinter und Werkstatt
Die Wetterstation meldet Regen, und gleichzeitig kommt ein Alarm aufs Handy: „Sprinter-Tür noch offen!" oder „Werkstatt-Tür schließen!". Kein durchnässtes Auto-Interieur mehr.

Gewächshaustüren bei Wind automatisch schließen
Sobald die Wetterstation starke Windböen misst, schließen sich die Gewächshaustüren automatisch. Oder zumindest bekomme ich eine Warnung aufs Handy, bevor die Türen wegfliegen.

Wasserstand im Brunnen per Ultraschall messen
Hätte ich am Brunnen WLAN, würde ich dort schon lange den Wasserstand messen. So könnte ich genau sehen, wie viel Wasser noch verfügbar ist und wann der Grundwasserspiegel nach Regen wieder steigt. Vielleicht wird's Zeit für noch einen WLAN-Repeater im Garten.

Automatische Bewässerung mit Bodenfeuchtigkeitssensoren
Nicht einfach nach Zeit gießen, sondern nur dann, wenn die Pflanzen wirklich Wasser brauchen. Spart Wasser und die Pflanzen werden es danken. Bisher leider keine großen Erfolge damit erzielt.

Das Schöne an Home Assistant: Die Möglichkeiten sind praktisch endlos. Sobald eine Idee umgesetzt ist, kommen drei neue dazu. Das Hobby wird mir so schnell nicht ausgehen.

Fazit

Was als Planungsfehler beim Hausbau begann, hat sich zu einem faszinierenden Projekt entwickelt, das weit über smarte Lichtschalter hinausgeht. Heute betreibe ich ein nahezu autarkes Energiesystem, das nicht nur unser Haus mit Strom und Wärme versorgt, sondern nebenbei auch noch Geld verdient. Das kann die Modelleisenbahn sicher nicht.

Die Kombination aus Solaranlage, intelligenter Steuerung über Home Assistant und Bitcoin Mining hat sich als perfekte Lösung für unser südeuropäisches Klima herausgestellt. Im Sommer verwandeln wir den massiven Solarüberschuss in Bitcoin, im Winter heizen die Mining-Computer das Haus – komplett mit selbst erzeugtem Strom.

War es einfach? Definitiv nicht. Die Lernkurve war steil, die Fehler zahlreich, und manche Entscheidungen würde ich heute anders treffen. Die 24V-Anlage hat ihre Grenzen erreicht, und bei den billigen eBay-Akkus hätte ich vorsichtiger sein sollen. Es ist extrem viel Zeit in dieses Projekt geflossen, die ich auch anders hätte nutzen können. Aber nicht alles was Hobby ist, muss unbedingt produktiv sein.

Für wen lohnt sich sowas? Offen gesagt nicht für jeden. Bitcoin Mining macht nur Sinn, wenn man richtig viel Energie übrig hat, damit sich die Miner in einer angemessenen Zeit bezahlt machen. Man braucht ausreichend Platz für Solarmodule, genug Sonne (Südeuropa ist ideal), technisches Interesse und die Geduld, sich in komplexe Systeme einzuarbeiten. Wir bewegen uns hier in elektrischen Leistungen, wo selbst kleine Fehler böse enden können.

Würde ich es wieder so machen? Absolut! Nicht nur die Unabhängigkeit vom Stromnetz, sondern vor allem der Wohnkomfort durch die Fußbodenheizung in einem über 100 Jahre alten Granitsteinhaus sind unbezahlbar. Wir haben keinen Schimmel, eine niedrige Luftfeuchtigkeit von 40-50% selbst im Winter, und nie kalte Füße. Ganz zu schweigen von dem Spaß, den es macht, ein solches System zu planen, zu bauen und immer weiter zu verbessern.

Quinta Prazera

Die Sonne arbeitet für uns – 365 Tage im Jahr. Und das ist ein verdammt gutes Gefühl.

Zum Schluss noch ein Video über meine Steuerung mit dem Home Assistant:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

0 comments

XHTML: You can use these tags: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>