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Irgendwie befinden wir uns im Ausnahmezustand, ohne dass wir viel davon mitbekommen - die Welt um uns herum, hier in Marokko, scheint noch in Ordnung zu sein. Wir stehen an einem See ganz im Norden von Marokko und überlegen, was unser nächster Schritt sein wird. Dann beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen.
Gerüchten zufolge, ist der Grenzübergang nach Ceuta (Spanien) für Europäer mit Fährticket offen. Das könnte unsere letzte Chance sein, doch noch nach Portugal zu kommen.


Die Corona-Pandemie ist in aller Munde. Ob es eine gute Entscheidung war, nicht nach Europa auszureisen, kann ich nicht sagen – zumal ich auch gar nicht weiß, ob wir als „nicht Spanier“ überhaupt nach Ceuta gekommen wären. Immer mehr europäische Länder schließen die Grenzen, der Notstand wird ausgerufen und in Spanien werden in vielen Orten Ausgangssperren verhängt. Ob wir da wirklich sein möchten? Am Abend geht die Meldung um, dass nun auch Portugal darüber nachdenkt, die Grenzen zu schließen. Somit ist das Thema Europa für uns eigentlich erledigt.

Abgeschieden von allen - kann nicht viel passieren.

Wir selbst parken mit unseren Fahrzeugen zwischen Ceuta und Tétouan an einem Stausee und beobachten die Lage. Dumm ist nur, dass wir fast keine Lebensmittel an Bord haben. Wir beschließen am nächsten Tag nach Tétouan beim Marjane einen Großeinkauf zu machen. Auch ein paar Grundnahrungsmittel um mehrere Tage unabhängig zu sein will ich besorgen. Dann wollen wir zurück zum See, bis Montag dort stehen bleiben und die Lage beobachten.

Da unser Visum bald ausläuft, wollen wir uns am Montag erkundigen, wie und wo wir es verlängern lassen können. Auf der einen Seite denke ich, angesichts der geschlossenen Grenzen könnte eine Verlängerung gerade jetzt recht unkompliziert sein, auf der anderen Seite kann es auch genau das Gegenteil bewirken.

Ich würde am Liebsten verlängern und dann im Osten von Marokko wieder in den Süden fahren. Wir waren noch nicht in Fes und Chefchaouen möchte ich auch mal besuchen. Auf der anderen Seite haben wir gerade sehr hohe Internetkosten, da wir für einen Vertrag zahlen, den wir nicht nutzen können und für Marokko zusätzlich mobiles Internet kaufen müssen. Ein Sommer in Marokko stand eigentlich auch nicht auf unserer Wunschliste.

Wir hatten uns trotzdem schon so einigermaßen mit der Situation abgefunden. Dann erreicht uns am Abend die Meldung, dass die Grenze in Ceuta für die Ausreise der vielen Spanier einseitig geöffnet wird. Sogar ein Deutscher kam wohl mit seinem Wohnmobil per Fähre nach Europa. Mehr hört man nicht.

In solchen Fällen erweisen sich soziale Medien wie Facebook als recht praktisch, da Informationen super schnell verbreitet werden können - leider gilt das auch für viele Fake News. Und besonders schade finde ich, dass einige aus 1000 Kilometer Entfernung denken, sie können die Lage an den Grenzen beurteilen und dadurch zusätzlich noch Fake-News in die Welt setzen.

Leider war auch die Informationsgüte von unserem Fähranbieter FRS mehr als dürftig und meist sogar falsch.

Um 8 Uhr beginnt mein Tag, der Rest schläft noch friedlich. Draußen ist es kalt – wir haben 12°C und 93% Luftfeuchtigkeit. Im Laster hat es nach langer Zeit mal wieder nur 18°C, weshalb unterm Tisch der Heizlüfter läuft.

Ich checke im Internet die neusten Meldungen.

Ich finde jedoch keine Infos über Ceuta. Wüste aber gerne ob die Grenze nun geschlossen ist oder nicht. Als Tanja wach wird, sieht sie es genauso wie ich. Wir beschließen zur Grenze zu fahren und selbst zu schauen. Wenn nichts geht, fahren wir nach Tétouan zum Einkaufen und kommen wir geplant zum See zurück.

Wir fahren zur Grenze nach Ceuta

Auf der Fahrt fragen wir nochmals bei der Fährgesellschaft FRS nach. Die Antwort lautet: die Fähren verkehren nach Plan und die Grenze ist komplett geschlossen.

Wir kommen zur ersten Straßensperre. Tanja redet mit einem Polizisten und ich mit einem anderen Polizisten. Ich bekomme die Info, dass hier niemand durch kommt - Grenze geschlossen. Tanja dagegen muss die Tickets und Pässe vorzeigen und wir dürfen passieren.

Als wir gerade starten sehe ich, wie einer am Türgriff unserer Kabine hängt, aber wieder los lässt und weg rennt.

Zweite Straßensperre

Vor der eigentlichen Grenzstation ist eine zweite Straßensperre, wir zeigen die Pässe und man will wieder die Fährtickets sehen. Dann heißt es, wir sollen warten. Es ist ein kleiner Tumult vor uns, die Marokkaner haben irgendein Problem. Die Lage beruhigt sich aber und wir können tatsächlich zur Grenzstation fahren.

Die Abfertigung auf der marokkanischen Seite ist sehr gründlich. X mal muss ich verschiedenste Klappen öffnen und man möchte überall reinschauen. Ich muss aber zum Glück keine Schränke ausräumen. Gleiches dann an der spanischen Seite. Dann werden die Hunde kontrolliert – das dauert sehr lange. Auch der Chip wird ausgelesen. Dass der Titer-Test nicht in die Ausweise der Hunde eingetragen ist, stört zum Glück niemanden.

Dann werden wir nach Ceuta in die EU entlassen.
Hürde 1 erledigt, jetzt schnell zum Fährhafen.

Hoffen, dass die Fähren fahren

Willkommen in der EU aber noch in Afrika

Am FRS Schalter im Ort erfahren wir, dass die Fähren fahren und wir das Ticket direkt am Hafen umschreiben können. Man muss hier höllisch aufpassen, kaum lässt man das Auto eine Sekunde aus den Augen hängt ein junger Migrant unter dem Laster. Tanja hat es zum Glück noch gesehen.

Frische Fingerabdrücke an Unterfahrschutz und Kardanwellen.

Wir fahren weiter zum Hafen - jetzt keine weiteren Stopps in der Stadt!

Auf dem Hafengelände trifft man als erstes auf die Ticket Häuschen.

Wir müssen noch 30 Minuten warten bis der Schalter öffnet und bekommen dann ohne Probleme neue Tickets für die Überfahrt von Ceuta nach Algeciras. Nun dürfen wir in das Hafengelände einfahren.

2. Hürde geschafft!

Auf der Wartespur am Fährhafen.

Während wir warten sehen wir die Menschen über den Stacheldrahtzaun klettern und wie sie sich unter LKW verstecken wollen. Die Polizei tut nicht viel dagegen.

Migranten klettern über den Zaun aufs Hafengelände

Als es dann endlich los geht werden alle Fahrzeuge auf blinde Passagiere kontrolliert und ein zehntes Mal darf ich den Ausweis zeigen und eine Außenklappe öffnen. Dann können wir endlich auf die Fähre fahren. Es ist die gleiche Schnellfähre wie schon auf der Hinfahrt – also nur 2 Stellplätze für LKW- was ein Glück.

Auf der Fähre eingeparkt - es kann los gehen.

Hallo Europa

Hafen Algeciras in Spanien

Nach genau einer Stunde erreichen wir den Hafen in Algeciras.

3. Hürde erledigt!

Natürlich sind wir total ausgebrannt, denn das Einkaufen hat ja bisher nicht stattgefunden. Wir fahren schnell nach Palmones zum nächsten Supermarkt und versuchen uns mit Hamsterkäufen. Das klappt aber nicht - die Anderen waren schneller.

Zustände wie in Endzeitfilmen

Was wir jetzt erleben kenne ich höchstens aus Endzeitfilmen. Im Lidl in Palmones ist nicht mehr viel zu holen. Ein paar Menschen schleichen durch die Gassen und wenn man ihnen zu nahe kommt, nehmen sie schnell die Jacke vors Gesicht. Ich denke mir so, jetzt bloß nicht Husten müssen - sonst drehen alle durch.

Wir kaufen, was die Anderen übrig gelassen haben und fahren dann auf die Autobahn mit Ziel Portugal.

Spanien und Portugal machen dicht

Natürlich verfolgen wir die Lage in Spanien und Portugal. In beiden Ländern ist Alarmzustand, Spanien will wohl ab Montag den Notstand ausrufen und hat wohl eine Ausgangssperre verhängt (beides Meldungen die ich nur gehört habe). Portugal will am 15. März mit Spanien über die Schließung der Grenzen sprechen.

Corona Virus - bitte zuhause bleiben

Daher gibt es für uns keine Alternative - 320 km Vollgas später stehen wir an der portugiesischen Grenze – Vollsperrung der Autobahn – es wird kontrolliert.

Komischerweise wollen die aber nur wissen woher wir kommen und wohin es gehen soll und warum gerade Portugal und so weiter. Nicht mal den Pass mussten wir zeigen.

20:30 Uhr in Portugal am Intermarché

30 Kilometer später stehen wir beim Intermarché. Hier ist von Hamsterkäufen nichts zu sehen. Alle Regale sind voll und wir können für die nächsten Tage einkaufen. Alles in allem sind wir jetzt mindestens 2 Wochen autark.

Irgendwie sind jetzt schon froh, dass wir es doch nach Portugal geschafft haben. Zum Glück hat alles so reibungslos geklappt und wir mussten nicht in Ceuta bleiben. Das wäre der Supergau gewesen. Wir hätten auch keinen Tag später dran sein dürfen – denn ich vermute, dass der Reiseverkehr in den nächsten Tagen deutlich eingeschränkt werden wird. Wir verkriechen uns jetzt in der Pampa mit einem Brunnen in der Nähe und warten auf das was da kommen mag.


Ich wünsche euch allen Gesundheit!

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